Essen. Das „Naked“ in Essens nördlicher Innenstadt war einmal ein angesagter Club. Zum 8. Essener Light Festival wird er Spielort. Was Gäste erwartet.

„Frisch gestrichen“ steht auf einem Zettel neben dem grauen Rollo, das so gar nicht frisch gestrichen aussieht. Als es sich öffnet, ist der Weg frei ins „Naked“. Der Club an der Rottstraße in der nördlichen Innenstadt war vor vielen Jahren einmal eine angesagte Adresse. Zum Essen Light Festival, das am Freitagabend mit einer Open-Air-Disco auf dem Kennedyplatz startet, dürfen Gäste hinein. Der ehemalige Club ist einer von insgesamt 17 Spielorten auf der 1,8 Kilometer langen Route durch die Essener Innenstadt. Drinnen erwartet die Gäste, „Tracked Playground“, eine Laserinstallation von Jürgen Kleine und Fabian Lasarzik.

An der Theke des „Naked“ werden keine Drinks mehr serviert und von der Balustrade sieht niemand einem beim Tanzen zu. Die Szenerie wirkt, als hätten die Rausschmeißer einen guten Job gemacht. Jürgen Kleine und Fabian Lasarzik machen den Club zu ihrem Spielplatz, zu ihrem Playground. Wenige Tage vor Eröffnung des Essen Light Festivals gewährt die Essen Marketing Gesellschaft einen Einblick. Möglich macht es der Allbau, die städtische Wohnungsgesellschaft hat das Gebäude vor einiger Zeit übernommen.

Essener Lichtkünstler machen ehemaligen Club zum „Tracked Playground“.

Bunte Laserstrahlen durchschneiden zu elektronischer Musik die schwere Luft. Erst auf den zweiten Blick wird deutlich, dass es die Besucher sind, die mit ihren Bewegungen Richtung und Rhythmus der Laser bestimmen.

Bis zu sechs Personen werden automatisch „getrackt“, also automatisch erfasst und verfolgt. Das Künstlerduo Lasarzik und Kleine, das sich „Licht und Struktur“ nennt, macht technisch Anlehnungen bei der Robotik. Der Gedanke dahinter: „Tracking kommt bei der Personen-Überwachung zum Einsatz“, sagt Fabian Lasarzik. Ohne, dass der Betroffene überhaupt mitbekommt, dass er getrackt, also überwacht wird. Ob Besucher des „Naked“ diesen tieferen Sinn erkennen? Sie sollen sich spielerisch damit auseinandersetzen, sagt Lasarzik.

25 Watt Strom für jeden Besucher beim Essen Light Festival

Für das Essener Künstlerduo ist es der zweite Auftritt beim Essen Light Festival, dessen achte Auflage auch zum Mitmachen animiert, wie EMG-Sprecher Florian Hecker erläutert. Sei es auf dem „Tracked Playground“ im ehemaligen „Naked“, sei es bei der „Gaming Projektion“ auf der Primark-Fassade oder eben zum Auftakt bei der Open-Air-Disco auf dem Kennedyplatz.

Wer zusehen und staunen möchte, ist natürlich ebenso bis einschließlich 8. Oktober eingeladen, wenn in der Essener Innenstadt zum Festival die Lichter angehen. Die EMG will unter Beweis stellen, dass sich ein solches Event auch sparsam über die Bühne bringen lässt, was dem Hauptsponsor Eon laut Stephan Muschick, Geschäftsführer der Eon-Stiftung, einen „hohen fünfstelligen Betrag“ wert ist. Auf Basis der Besucherzahlen der vergangenen Jahre wird der durchschnittliche Stromverbrauch pro Gast 25 Watt betragen, rechnet EMG-Chef Richard Röhrhoff im Vergleich zu 100 Watt, die vor Corona aufgewendet wurden.

Diese 17. Stationen bietet das 8. Essener Light Festival:

1. „Farblichtraum“ (Vorplatz Hauptbahnhof): Lichtinstallation von Kurt-Laurenz Theinert

2. „PixaeLuminae“ (neuer Königshof): Mapping/Lichtshow von Daniel Kurniczak aus Essen

3. „Les Amours en Cage“ (Kettwiger Straße): Lichtinstallation von Porté par le Vent

4. „Hypar“ (Grillo Theater): Lichtinstallation des Hypar Collective

5. „Man in the Moon“ (Burgplatz): Lichtinstallation von Leo Namislow und Richard Röhrhoff

6. „Licht & Segen, Vitamorphose 2.0“ (Dom): Licht- und Laserinstallation von SilentMOD

7. „Saving Water“ (Kardinal-Hengsbach-Platz, Fassade Primark): Gaming-Projektion von PONG.LI Studios.

8. „Baum der Wünsche“ (Kettwiger Straße / Ecke Zwölfling): Lichtinstallation von Richard Röhrhoff

9. „Licht & Segen, Vitamorphose 2.0“ (Marktkirche): Licht- und Laserinstallation von SilentMOD

10. „Magic Super Cube“ (Kennedyplatz): Lichtinstallation von Julian Meissner

11. „Imagine II“ (Schwarze Horn, ehemals Sportscheck): Video- und Musikinstallation von Daniel und Carina Kurniczak

12. „Flying Man“ (Schwarze Horn, Ecke Kopstadtplatz): Lichtinstallation von Cédric le Borgne

13. „Urban Nature“ (Kopstadtplatz): Lichtinstallation von Dennis Nolda

14. „Under Construction“ (Weberplatz): Lichtinstallation von Dennis Nolda

15. „Tracked Playground“ (Rottstraße, ehemals „Naked“-Diskothek): interaktive Laserinstallation von Jürgen Kleine und Fabian Lasarzik

16. „Sitting Man“ (GOP Varieté Theater): Lichtinstallation von Cédric le Borgne

17. „Townhall by Night“ (Rathaus): Lichtinstallation von Dennis Nolda