Essen. Standing Ovations und auch ein paar Tränen: NRW-Premiere von „Wochenendrebellen“ sorgt für einen emotionalen Abend in der Essener Lichtburg.
Stadionatmosphäre in der Essener Lichtburg. Kaum läuft am Donnerstagabend (21. September) der Abspann von „Wochenendrebellen“ über die große Lichtburg-Leinwand, da tobt und jubelt der Saal, als wäre hier gerade eine große Meisterschafts-Feier angebrochen. Inmitten der applaudierenden Menge zwei Menschen, die in den vergangenen Jahren schon in unzähligen Fußballtempeln der Republik Stadionatmosphäre geschnuppert haben. Doch an diesem Abend gilt die Aufmerksamkeit ganz ihnen: Jason und Mirco von Juterczenka sind die wahren „Wochenendrebellen“.
Der gleichnamige Film von Marc Rothemund erzählt ihre berührende Geschichte. Und in der Lichtburg sind an diesem Abend alle ziemlich froh darüber, dass Vater und Sohn ihre Erlebnisse in Blog und Buch festgehalten haben. Sie erzählen von einer ziemlich ungewöhnlichen Abmachung zwischen einem Vater und seinem autistischen Sohn – und der unglaublichen Reise, die daraus entsteht.
Jason von Juterczenka ist mittlerweile 18 Jahre alt, sein Leidenschaft gehört der Chaos-Theorie und der Suche nach einem Lieblings-Fußballverein. Die hat schon vor zehn Jahren begonnen – damals ein Deal zwischen dem autistischen Jungen und seinen Eltern. Wenn Jason in der Schule weniger aneckt, begleitet ihn sein vielbeschäftigter Vater am Wochenende zu den Stadien der Republik, so die Abmachung. Damals ahnt noch niemand, dass daraus ein Langzeitprojekt wird.
Jason und Mirco von Juterczenka reisen bis heute durch die Fußballwelt. „140 Stadien haben wir mittlerweile gesehen“, erzählt der 18-Jährige auf dem Roten Teppich. 1., 2. und 3. Liga sind längst abgeklappert, mittlerweile führen die Touren bis in die Kreisliga oder nach Osteuropa. Seinen Lieblingsverein, der allen aufgestellten Kriterien entspricht (ökologisch nachhaltig, saubere Sanitäranlagen und bitte kein albernes Vereins-Maskottchen), hat Jason bis heute nicht gefunden. Die Wahl des Lieblingskinos dürfte dem Autisten vielleicht ein bissschen leichter fallen. Die Lichtburg jedenfalls bekommt von ihm an diesem Abend eine glatte 10. Höchstzahl im Jason-System.
Hauptdarsteller Florian David Fitz, der im Film die Vaterrolle übernimmt, hat in der Vorbereitung zu „Wochenendrebellen“ nicht nur viel über den Umgang mit Autismus gelernt, sondern auch über Fußball. „Ich hab vom deutschen Vereinswesen keine Ahnung“, gesteht der 48-Jährige. „Aber wenn im BVB-Stadion 80.000 Leute jubeln, da laufen einem schon die Tränen über die Wangen.“ Selbst Regisseur Marc Rothemund hat an diesem emotionalen Abend nah am Wasser gebaut. Wie Rothemund hart an der Realität dieses komplizierten Lebens und doch ausgesprochen warmherzig zu erzählt, wie differenziert und authentisch er auf die familiären Herausforderungen blickt, das begeistert viele. Den größten Jubel aber heimst der gerade zwölfjährige Cecilio Andresen ein, der seine Rolle so eindringlich verkörpert, dass selbst der wahre Jason nur staunen kann: „Das ist eins zu eins ich.“
Der Film kommt offiziell am 28. September in die Kinos