Essen. Bei der Suche nach einem neuen Standort für eine Radstation am Bahnhof hat die Stadt Essen ein Auge auf ein Parkhaus geworfen. Eile ist geboten.
„Sie möchten Sicherheit für ihr Rad, möchten es trocken und beaufsichtigt in der Essener Innenstadt unterstellen? Dann bringen Sie ihr Fahrrad in unsere Radstation.“ Mit diesen Worten wirbt die Neue Arbeit der Diakonie für ihre Fahrradgarage am Essener Hauptbahnhof. Obwohl das Angebot seit Jahren gut angenommen wird, sind die Tage der Einrichtung gezählt. Die Neue Arbeit hat den Vertrag mit der Stadt Essen über den Betrieb der Radstation gekündigt. Die Stadt sucht bereits nach einer Alternative und ist dabei auch fündig geworden.
Wie Essens Verkehrsdezernentin im Gespräch mit der Redaktion berichtete, hat die Verwaltung ein Auge auf das Parkhaus am Südausgang des Hauptbahnhofs geworfen. Im Erdgeschoss des Gebäudes könnten bis zu 1000 Fahrräder Platz finden. Mit dem Eigentümer, der Firma Contipark, habe es „erste konstruktive Gespräche“ gegeben, so Simone Raskob. Doch noch ist nichts in trockenen Tüchern.
Eine Vollautomatisierung der Radstation sei aus technischen Gründen nicht möglich
Dabei ist durchaus Eile geboten. Die Neue Arbeit der Diakonie wird ihr Engagement als Betreiber der Radstation an der Nordseite des Bahnhofs noch bis Ende kommenden Jahres betreiben. Dann sei Schluss, sagt Geschäftsführer Michael Stelzner, der dafür eine Reihe von Gründen anführt.
E-Bikes benötigen mehr Platz, in der Radstation können deshalb nur 200 Räder parken
Aus technischen Gründen sei es leider nicht möglich, die Radstation für einen 24-Stunden-Betrieb zu automatisieren, so dass Kunden ihr Rad dort rund um die Uhr abstellen oder abholen könnten. In modernen Radstationen sei dies inzwischen Standard. Die Radstation am Bahnhof Kupferdreh funktioniert nach diesem Prinzip; auch sie wird von der Neuen Arbeit betrieben.
In der Radstation seien die Platzverhältnisse zudem beengt. Da der Anteil an E-Bikes steigt, reiche der Platz nicht mehr für 300 Fahrräder, sondern aktuell nur noch für 200 Räder. Und: E-Bikes seien zu schwer, um sie hochkant an die Wand zu stellen, was Platz sparen würde. Auch aus Gründen des Brandschutzes dürften nicht zu viele Elektroräder in der Garage parken. Zudem habe die Neue Arbeit Probleme, geeignetes Personal zu finden.
Zu einem modernen, vollautomatischen Fahrradparkhaus müsste auch das Conti-Parkhaus erst umgebaut werden. Derzeit macht es einen wenig einladenden, ja verwahrlosten Eindruck. Mit etwas frischer Farbe wäre es also nicht getan. Die Stadt setzt auf eine finanzielle Förderung durch Bund oder Land. Mit ihrer Bewerbung um Gelder aus einem mit 110 Millionen Euro gefüllten Fördertopf des Bundesverkehrsministeriums für den Bau von Fahrradparkhäusern an Bahnhöfen, war Essen aber jüngst gescheitert. „Das Programm war mit 170 Projekten und einem Volumen von 250 Millionen Euro völlig überzeichnet“, berichtet Raskob.
Die Stadt Essen plant auch Parkgaragen in Altenessen, Borbeck, Kettwig und Steele-Ost
Die Stadt will nun Fördertöpfe des Landes anzapfen. Dabei geht es nicht nur um ein Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof. Auch am Bahnhof Altenessen soll ein solches entstehen, dort mit 120 Stellplätzen. Weitere Abstellanlagen mit jeweils 100 Fahrradstellplätzen plant die Stadt am Bahnhof Borbeck sowie an den S-Bahnhöfen Kettwig und Steele-Ost.
Gibt es für ein Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof einen Plan B für den Fall, dass sich die Stadt und Contipark nicht einig werden? Geeignete Flächen im Bahnhofsumfeld werden seit geraumer Zeit von der Planungsverwaltung gesucht, bislang ohne dass ein Ergebnis verkündet worden wäre.