Essen. Die Essener CDU stimmt auf ihrem Parteitag einstimmig für den Ausbau des Stadions an der Hafenstraße. Ein Selbstläufer wird dieser aber nicht.

Ein möglicher Ausbau des Stadions an der Hafenstraße hat am Wochenende Rückenwind aus der Politik erhalten. Die CDU sprach sich am Wochenende auf ihrem Kreisparteitag einstimmig für das Vorhaben aus. „Wir wollen eine Perspektive für Rot-Weiss Essen und für andere Veranstaltungen“, sagte Essens CDU-Vorsitzender Matthias Hauer im Gespräch mit der Redaktion. Ein größeres Stadion „stünde der Stadt gut zu Gesicht“.

Vor der Abstimmung hatte Oberbürgermeister Thomas Kufen in seinem Grußwort noch einmal für einen Ausbau des Stadions geworben. Nach den Plänen der städtischen Grundstücksverwaltung Essen (GVE) sollen die vier Ecken des 2012 eröffneten Fußballstadions geschlossen werden. Die Zuschauerkapazität würde von heute 19.100 auf rund 26.000 Plätze steigen. Kufen hatte dem Rat nahegelegt, in einem ersten Schritt Planungskosten in Höhe von 950.000 Euro für das Projekt freizugeben. Ein Beschluss des Rates steht noch aus. Der Stadionausbau würde laut einer Kostenschätzung der GVE aus dem Jahr etwa 22 Millionen kosten.

Rot-Weiss Essen erklärt Defizit mit Darlehen in Millionenhöhe

Innerhalb der Politik wird das Vorhaben kontrovers diskutiert. Rot-Weiss Essen hatte Kritik an einem Ausbau selbst befeuert, als RWE-Vorstand Marcus Uhlig auf der Jahreshauptversammlung im Juni die Öffentlichkeit mit einem Defizit in Höhe von 3,6 Millionen Euro überraschte, das RWE im zurückliegenden Geschäftsjahr verbucht hatte. Uhlig sprach im Nachhinein von einem „kommunikativen Desaster“.

Inzwischen hat der Verein sich bemüht, wieder gerade zu rücken, was in der öffentlichen Darstellung so gründlich schief gegangen war. So erkläre sich das Minus vor allem mit einem Darlehen in Höhe von drei Millionen Euro, welches der Essener Unternehmer Sascha Peljhan, der auch ehrenamtlicher Finanzvorstand von RWE ist, dem Club zu äußerst großzügigen Konditionen zur Verfügung gestellt hat und das aus steuerlichen Gründen in der Bilanz als Verlust gebucht worden sei.

Essener CDU sieht für Stadionausbau durchaus finanziellen Spielraum

Die städtische Grundstücksverwaltung Essen (GVE) machte sich bereits Gedanken über den Ausbau der Ecken, als das Stadion an der Hafenstraße noch „Stadion Essen“ hieß.
Die städtische Grundstücksverwaltung Essen (GVE) machte sich bereits Gedanken über den Ausbau der Ecken, als das Stadion an der Hafenstraße noch „Stadion Essen“ hieß. © GVE/Ralph Rieger

Sollte RWE durch zunächst missglückte Kommunikation Vertrauen eingebüßt haben, so ist es dem Verein offensichtlich gelungen, dieses aufseiten der CDU zurückzugewinnen. Diese sehe für einen Stadionausbau trotz der städtischen Haushaltslage durchaus Spielraum, wie Matthias Hauer auf Nachfrage erklärte. „Man kann jeden Euro nur einmal ausgeben“, betonte der von seiner Partei im Amt bestätigte Kreisvorsitzende, verwies aber auf die Einnahmen in Millionenhöhe aus dem Verkauf der Steag.

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Skeptisch bleiben die Grünen, die im Rat der Stadt mit der CDU kooperieren; gemeinsam stellen beide Fraktionen dort die Mehrheit. Grünen-Fraktionssprecher Stephan Neumann hat nach eigenen Worten mit Blick auf einen möglichen Stadionausbau noch viele offene Fragen. Insbesondere was die Kosten für den Betrieb angeht und die Pacht, die Rot-Weiss Essen jährlich zahlt. Die Stadt bezifferte die jährlichen Betriebskosten auf 1,6 Millionen Euro. RWE zahlt eine liga- und umsatzabhängige Pacht. Deren Höhe müsse im Falle eines Stadionausbaus neu verhandelt werden, fordert Neumann.

Die Grünen fragen nach Pacht und Betriebskosten

Erforderlich ist aus Sicht der Grünen zudem ein Verkehrsgutachten, welches eine möglichst störungsfreie An- und Abreise der Fans sicherstellt. Jüngst hatte die Bürgerinitiative BIGWAM darauf hingewiesen, dass Anwohner negative Begleiterscheinungen fürchten, sollte das Stadion wie geplant ausgebaut werden. Gemeint sind Müll und zugeparkte Straßen, was sich an Spieltagen heute schon beobachten lässt. „Ich glaube, man kann die Probleme in den Griff kriegen. Man muss sie aber angehen“, sagte Neumann im Gespräch mit der Redaktion.

Rot-Weiss Essen wirbt für einen Stadionausbau, da ein solcher dem Verein zusätzliche Einnahmen bescheren würde. Auf der „kleinen Jahreshauptversammlung“ hatte die Vereinsführung darauf hingewiesen, dass es notwendig sei, zusätzliche Quellen zu erschließen. Seit dem Aufstieg in die 3. Liga ist das Interesse an RWE noch einmal gestiegen. Durch den Ausbau der Ecken könnte RWE laut den Planungen der GVE weitere 17 Logen mit rund 400 Plätzen vermarkten, was besonders lukrativ sein dürfte.

Mit dem Parteitagsbeschluss der CDU ist die Erweiterung des Stadions allerdings kein Selbstläufer. Für die Christdemokraten wird es darauf ankommen, die Grünen in den anstehenden Kooperationsgesprächen zu überzeugen. Im Rat der Stadt dürften sich zwar auch andere Befürworter eines Stadionausbaus finden. Dass die CDU sich in der Stadionfrage für eine Mehrheit aber andere Partner suchen könnte, darf als unwahrscheinlich gelten.