Essen. Anfang 2024 sollen die Bauarbeiten für die neue oberirdische Straßenbahntrasse in Essen beginnen. Fahren wird die „Citybahn“ erst 2026.
Für Ruhrbahn-Vorstand Michael Feller ist es nicht weniger als die „Renaissance der Straßenbahn“. Die Rede ist von der „Citybahn“, der oberirdischen Trasse, die von Steele kommend am Hauptbahnhof vorbei bis nach Bergeborbeck führen wird. Es ist das ehrgeizigste Nahverkehrsprojekt der Stadt Essen seit Jahrzehnten. Eines von dem sich die Entscheidungsträger im Rathaus und bei der Ruhrbahn einen Schub versprechen. 1,5 Millionen Fahrgäste pro Jahr sollen die „Citybahn“ nutzen.
Am Hauptbahnhof soll es bald losgehen. Die Planungen für die sogenannte „Bahnhofstangente“ sind abgeschlossen, der Rat der Stadt hat den Baubeschluss gefasst. Nun liegt auch der Planfeststellungsbeschluss der Bezirksregierung vor. Die rechtlichen Voraussetzungen wären damit geschaffen, dem Baustart steht nichts mehr im Wege. Anfang kommenden Jahres soll es soweit sein, kündigt Andreas Demny vom Amt für Straßen und Verkehr an. „Sämtliche Ausschreibungen sind raus.“ Gesucht wird das günstigste Angebot. Die Stadt kalkuliert mit 25,5 Millionen Euro.
Die „Bahnhofstangente“ ist das Herzstück der 5,4 Kilometer langen Citybahn-Trasse. Die Straßenbahn kehrt damit zurück an die Oberfläche, seit sie in den 1960 und 1970er Jahren in den Untergrund verbannt worden war. Der Hauptbahnhof wird damit zu jenem Verkehrsknotenpunkt, der er einmal war. Fahrgäste werden vor dem Haus der Technik an einem 75 Meter langen Bahnsteig zusteigen. Das Tor zur Innenstadt verändert so sein Gesicht.
Bautrupps werden sich aus Richtung Osten am Essener Hauptbahnhof vorbei vorarbeiten
2026 soll die Citybahn am Hauptbahnhof vorbei fahren, voraussichtlich Ende des Jahres. Böse Zungen könnten sagen, das fängt ja gut an, denn die Citybahn startet mit Verspätung. Ursprünglich sollte die Straßenbahn schon 2025 über die neue Trasse rollen. Doch die Planfeststellung habe mehr Zeit in Anspruch genommen als geplant, sagt Andreas Demny.
Die Bautrupps werde sich aus Richtung Osten vorarbeiten, nachdem die Stadtwerke Leitungen verlegt haben und Kampfmittel, soweit vorhanden, beseitigt sind. Fast zeitgleich wird die Stadt den Ausbau des Berthold-Beitz-Boulevards von der Frohnhauser Straße bis zur Hans-Böckler-Straße (B224) in Angriff nehmen. Letztere wird die Citybahn in einem Tunnel unterqueren. Im Frühjahr 2024 sollen die Bauarbeiten beginnen. An der Hachestraße sind sie bereits im Gange, die Stadtwerke verlegen dort bereits Versorgungsleitungen.
Für die Straßenbahntrasse durch „Essen 51“ gibt es noch kein Baurecht
Über den Berthold-Beitz-Boulevard wird die neue Straßenbahntrasse weiter führen durch „Essen 51“. Die Citybahn soll das neue Stadtquartier erschließen. „Es wird sehr knapp, das alles bis 2026 hinzukriegen“, sagt Andreas Demny.
Vom neuen Stadtquartier ist bislang noch nichts zu sehen. Die Thelen-Gruppe, Eigentümer des weitläufigen Areals, scheint es nicht eilig zu haben. Dem Eindruck, das Vorhaben könnte gar auf Eis liegen angesichts gestiegener Baukosten und Zinsen, war Thelen entgegengetreten. Ein Bebauungsplan soll nun Ende des Jahres vorliegen, ist aus der Stadtverwaltung zu hören. Bis zum Satzungsbeschluss dürfte ein weiteres Jahr vergehen. Dann könnte gebaut werden.
Auch für die Verlängerung der Citybahn-Trasse durch „Essen 51“ bis nach Bergeborbeck muss erst noch Baurecht geschaffen werden, der vorliegende Planfeststellungsbeschluss schließt diesen Teil der Trasse nicht mit ein. Demny will nicht ausschließen, dass die Citybahn durch „Essen 51“ rollen könnte, bevor dort Wohnhäuser und Gewerbeimmobilien in die Höhe wachsen. Ein Nachteil müsse das nicht sein.