Essen. Seit Montag (4. 9.) hat die Stadt Essen rund um die Alfredstraße wieder die Grünphasen verkürzt. Folge: Staus vor allem auf der Norbertstraße.

Die Stadt Essen hat im Umfeld der Alfredstraße seit Montag (4. 9.) erneut die sogenannte „sensitive Ampelschaltung“ in Betrieb genommen, die Autofahrer aus Gründen der Luftreinhaltung von der Alfredstraße fernhalten soll. Vor allem an der Norbertstraße sind die künstlich hervorgerufenen Rückstaus seitdem länger denn je, laut Augenzeugen reichen sie bis zur A 52-Ausfahrt Rüttenscheid und sogar auf die Autobahn selbst. Die Autobahn GmbH des Bundes hatte sich bei Einführung der „Luftreinhaltemaßnahmen“ der Stadt ausdrücklich ausbedungen, dass diese nicht zu Staus auf der A 52 führen dürften.

Autofahrer verlieren durch die künstlichen Staus eine halbe Stunde und mehr

Zahlreiche Autofahrer protestierten, unter anderem weil sie deutlich länger brauchten, um an ihre Arbeitsplätze in Essen zu gelangen. Die Rede ist von einer halben Stunde Zeitverlust und mehr. Unter den Betroffenen ist auch Thyssenkrupp-Vorstand Oliver Burkhard: „Wenn dieses ,Luftreinhaltungs-System“ in Essen morgens angeschaltet wird, dann wird es bitter“, schreibt Burkhard im Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter). Der Stau sei nun dreimal so lang wie sonst. „Ampel Schaltung Gaga. Autos stehen rum. Luft sicher nicht besser“, so der Personalverantwortliche des Konzerns.

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Tatsächlich geht es nur um die Schadstoffwerte an der Alfredstraße, die von einem Gerät gemessen werden. Die Luftqualität an der Norbertstraße in Höhe Messe, die sich wegen der Staus morgens und nachmittags womöglich verschlechtert hat, wird dagegen nicht erfasst und spielt folglich offiziell keine Rolle. Und dass Autofahrer Zeit verlieren, ist umweltpolitisch ohnehin unerheblich. Entscheidend für das Problem sind die Ampeln an der Norbertstraße/Ecke Alfredstraße, die so geschaltet sind, dass weit weniger Autos als zu normalen Zeiten passieren können. Das führt dann zu den langen Rückstaus. Auch an sieben weiteren Kreuzungen sind die Grünphasen wieder verkürzt worden.

Zudem sind seit Montag entlang der Alfredstraße auch wieder die großen Signalanlagen in Betrieb, die die Autofahrer auffordern, Essens wichtigste Nord-Süd-Verbindung zu meiden. Da parallele Nebenstraßen wie die Rüttenscheider Straße keine ernsthafte Alternative sind, ignorieren so gut wie alle Autofahrer dies allerdings.

Stadt lehnt es bisher ab, die verkürzten Grünphasen zu beenden

Obwohl die Klagen über die künstlichen Staus keineswegs neu sind, hat es die Stadt bisher abgelehnt, die Ampeln wieder so zu schalten, dass sich die Zustände auf der Norbertstraße normalisieren. Am Dienstag war auf Nachfrage im Rathaus noch keine Stellungnahme zu der erneuten Stau-Welle zu bekommen.

Die Stadt Essen steht in dieser Frage unter politischem und juristischem Druck. Denn die sensitive Ampelschaltung war Mitte 2020 auf der Alfredstraße im Rahmen eines Kompromisses installiert worden, den man mit der Deutschen Umwelthilfe eingegangen war, um einen Rechtsstreit zu vermeiden.

Der Verein hatte zuvor den für Essen geltenden Luftreinhalteplan bemängelt, weil im Stadtgebiet die Stickstoffdioxid-Grenzwerte nicht eingehalten wurden, unter anderem zeitweise auch an der Alfredstraße. Die Einhaltung der Grenzwerte hängt neben der Zahl der Autos maßgeblich mit der Wetterlage zusammen, weshalb die „sensitive Ampelschaltung“ manchmal monatelang gar nicht aktiviert wird. Inzwischen hat sich die Luftqualität in Essen indes auf Basis der Messwerte generell deutlich verbessert. Ausnahme ist die Messstelle an der A 40, wo es deshalb demnächst zu einer Reduzierung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit kommen soll.

Die Umwelthilfe sieht das völlig anders. In einer aktuellen Stellungnahme hat der Verein die Stadt Essen am Dienstag (5. 9.) heftig getadelt. „Die Luftqualität in Essen ist so schlecht wie sonst nirgendwo in Deutschland“, heißt es. Die Stadt agiere in der Luftreinhaltepolitik „wenig ambitioniert“.

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