Essen. Die Sanierung der ehemaligen Bergbaufläche Emil-Emscher steht vor dem Abschluss. Für die Ansiedlung gibt es einen ersten konkreten Interessenten.
Die schönste Aussicht genießen die Kreuzkröten. Weil sie als bedrohte Art auf der Roten Liste stehen, ließ die RAG ihnen auf Emil-Emscher eigens eine Hügellandschaft modellieren. Von dort oben können die runzeligen Tierchen nun ganz genau beobachten, was sich am Fuße ihres Habitats so tut. Und zu sehen soll es demnächst einiges geben.
Vier Jahre ist es her, dass die RAG Immobilien GmbH damit begonnen hat, Emil-Emscher zu sanieren. Die ehemalige Bergbaufläche ist Teil von „Freiheit Emscher“, einem 1700 Hektar große Entwicklungsgebietes zu beiden Seiten des Rhein-Herne-Kanals, das die Städte Essen und Bottrop gemeinsam in Richtung Zukunft führen wollen. „Das Spannende am Ruhrgebiet ist, dass wir Flächen haben“, sagte Ministerin Ina Scharrenbach, die sich am Freitag vor Ort ein Bild machte.
Nicht nur die Kreuzkröten haben die Sanierung der ehemaligen Bergbaufläche verzögert
Innovative Unternehmen sollen sich ansiedeln, zuerst auf Emil-Emscher, eine von fünf Flächen in Essen und Bottrop, die mit dem Ende des Bergbaus für andere Zwecke frei werden. Wobei das 40 Hektar große Gelände an der Gladbecker Straße schon seit Jahre brach liegt. Genutzt wurde es zuletzt als Kohlereservefläche.
Ende des Jahres soll Emil-Emscher nun aus der Bergaufsicht entlassen. Erst dann kann das weitläufige Gelände am Kanalufer für die Ansiedlung von Gewerbe erschlossen werden. Ursprünglich sollte es schon Ende 2021 so weit sein. Dass es länger gedauert hat, ist laut RAG nur zum einen den Kreuzkröten geschuldet, deren Zahl in die Tausende ging und erste Schätzungen übertraf. Die Tierchen wurden eingesammelt und vorübergehend umgesiedelt. Einige haben in der Lippe-Aue eine neue Bleibe auf Dauer gefunden.
Das Interesse aus der Wirtschaft an Emil-Emscher sei groß, konkrete Namen gibt es nicht
Auch Hinterlassenschaften des 2. Weltkrieges kosteten Zeit. 60 Phosphor-Bomben und und eine 500 Kilo schwere Sprengbombe wurden entschärft und beseitigt. Zu guter Letzt war mehr Boden durch Schadstoffe belastet als erwartet. 150.000 Tonnen wurden abgefahren, die RAG war von 100.000 Tonnen ausgegangen. Insgesamt wurden für die Sanierung des Areals 600.000 Erdreich bewegt.
Ab dem kommenden Jahr soll die Erschließung von Emil-Emscher beginnen, kündigt Gernot Pahlen an, Geschäftsführer der im April gegründeten Entwicklungsgesellschaft, die dafür sorgen soll, das Freiheit Emscher Wirklichkeit wird. Straßen müssen gebaut, Kanäle und Versorgungsleitungen verlegt werden. Das wird mehr kosten als jene 90 Millionen Euro, die das Land NRW bislang bereitgestellt hat. EGZ-Geschäftsführer Gernot Pahlen setzt auf weitere Fördergelder aus dem Wirtschaftsministerium in Millionenhöhe.
Ein Depot für Wasserstoffbusse passt ins Konzept für Emil-Emscher, heißt es
Parallel zur Erschließung des Geländes soll dessen Vermarktung vorangetrieben werden. Beim Besuch von Landesministerin Ina Scharrenbach am Freitag, verriet Essens Planungsdezernent Martin Harter einen konkreten Interessenten. So würde die Ruhrbahn gerne auf Emil-Emscher einen Betriebshof für ihre Wasserstoff-Busflotte bauen, ließ der städtische Beigeordnete. „Unterschrieben ist noch nichts“, betonte Harter.
Ein Busdepot mag einem nicht als erstes einfallen, wenn von innovativen Unternehmen die Rede ist. Aber: „Es geht auch um das Thema Wasserstoff. Das passt ins Konzept“, sagt Gernot Pahlen. Wenn es so kommt, wäre das keine Überraschung mehr. Welche Ansiedlung folgen werden, bleibt abzuwarten. Das Interesse aus der Wirtschaft sei groß, sagt Pahlen. Namen will er nicht verraten.
Läuft alles nach Plan sollen die ersten Gebäude 2026/27 stehen. Die Kreuzkröten werden es von ihrem Hügel aus beobachten.
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