Essen. An Haus Scheppen, dem beliebten Motorradtreff am Baldeneysee, herrscht mitunter Chaos. Die Stadt möchte das ändern – nicht zum ersten Mal.

Am Haus Scheppen kommen alle zusammen: Ausflügler, die mit dem Auto anreisen, rüstige Rentner auf ihren Fahrrädern, Jogger in engen Beinkleidern und vor allem Motorradfahrer von nah und fern, für die das ehemalige Lehnsgut am Baldeneysee seit Jahrzehnten ein beliebter Treff ist. An sonnigen Wochenenden geht es dann mitunter drunter und drüber. Die einen schreckt der Rummel nicht ab, im Gegenteil. Anderen ist es längst zu viel des Guten. Auch die Stadt Essen trat schon vor einigen Jahren mit dem Ziel an, etwas mehr Ordnung ins Chaos zu bringen. Mit überschaubarem Erfolg darf man wohl sagen.

Die Stadt Essen hat Haus Scheppen als Modellprojekt der IGA angemeldet

Mit Blick auf die Internationale Gartenausstellung 2027 unternimmt die Stadt nun einen neuen Anlauf. Grün und Gruga hat Haus Scheppen und Umgebung beim Land NRW als Modellprojekt angemeldet. Zwar spielt die Musik zur IGA vor allem im nördlichen Ruhrgebiet entlang der Emscher. Melanie Ihlenfeld ist trotzdem optimistisch, dass Essen mit dem malerisch gelegenen Baudenkmal, dessen Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht, zum Zuge kommt. Die Stadt hofft, 1,5 Millionen Euro aus dem IGA-Fördertopf abgreifen zu können.

Die Geschichte von Haus Scheppen reicht zurück bis ins 13. Jahrhundert. Erst seit dem Bau des Baldeneysee ist das ehemalige Lehnsgut der Abtei Werden von Wasser umgeben. Überregional bekannt ist der Ort durch den seit Jahrzehnten etablierten Motorradtreff.
Die Geschichte von Haus Scheppen reicht zurück bis ins 13. Jahrhundert. Erst seit dem Bau des Baldeneysee ist das ehemalige Lehnsgut der Abtei Werden von Wasser umgeben. Überregional bekannt ist der Ort durch den seit Jahrzehnten etablierten Motorradtreff. © Hans Blossey

Haus Scheppen attestiert Melanie Ihlenfeld „großes Potenzial“. Bevor jene nervös werden, denen der Ort so wie er ist, am Herzen liegt, schiebt die Chefin von Grün und Gruga folgenden Satz nach: „Es geht nicht darum, alles neu zu erfinden.“

Erste, noch vage Überlegungen gibt es: Vor allem den Parkplatz direkt vor dem historischen Gemäuer möchte Grün und Gruga neu ordnen. Wobei die Motorradfahrer bleiben dürfen. Die Zeiten, in denen die Stadt es gerne gesehen hätte, wenn der Treff ganz verschwinden würde, sind lange vorbei. Ihn zu erhalten, ist erklärter politischer Wille. Nur geordneter soll es in Zukunft zugehen.

Geht es nach Grün und Gruga, sollen Autos nicht mehr vor Haus Scheppen parken

Passagiere der Weißen Flotte, die an Haus Scheppen zu- oder aussteigen wollen, sollen mehr Platz bekommen. Auf Skizzen von Grün und Gruga ist von einer „Rambla“ die Rede, einer Art Boulevard, der quer über den Platz zum Anleger führt, wofür es angesichts des beengten Raumes allerdings viel Fantasie braucht. Man darf also gespannt sein.

Autos sollen nicht mehr auf dem Platz direkt am See parken dürfen, sondern auf den beiden Parkplätzen oberhalb von Haus Scheppen. Warum dies nicht heute schon der Fall ist zumindest an Wochenenden, bleibt ein Rätsel. Stattdessen hat die Stadt am See Ladesäulen für E-Autos platziert.

Dass auch Motorradfahrer die oberen Parkplätze nutzen, ist möglich, entspricht aber nicht der gelebten Praxis. Sehen und gesehen werden, staunen und über die Maschinen fachsimpeln, gehören beim Motorradtreff eben dazu.

Den Weg zum Anleger der Weißen Flotte möchte Grün und Gruga freihalten, Passagiere sollen mehr Platz bekommen.
Den Weg zum Anleger der Weißen Flotte möchte Grün und Gruga freihalten, Passagiere sollen mehr Platz bekommen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Gerne sähe es Grün und Gruga, wenn die beiden Imbissstände ihr Erscheinungsbild aufhübschen würden und Haus Scheppen selbst für die Öffentlichkeit häufiger zugänglich ist als es derzeit der Fall ist. Die Essener Sportjugend ist dort zu Hause und seit vielen Jahrzehnten schon die Segler des Essener Fahrtensegler- und Kanuvereins (EFKV).

Der Jachthafen ist ein beliebtes Fotomotiv und soll den Entwürfen zufolge auch bleiben. Gastronomie im alten Gemäuer könnte sich Grün und Gruga aber sehr wohl vorstellen. Es wäre ein Saisongeschäft, was es für Pächter nicht einfach macht. Der Letzte hat schon vor vielen Jahren aufgegeben.

Ziel ist es, die Verkehrssicherheit an Haus Scheppen zu erhöhen

So sah Haus Scheppen aus, bevor es der Baldeneysee zu einem Wasserschloss machte - was der Bausubstanz übrigens nicht guttat, denn das Wasser griff das dafür nicht gedachte Mauerwerk stark an. Endgültig zur Ruine machte den uralten Bau dann ein Fliegerangriff im Zweiten Weltkrieg.
So sah Haus Scheppen aus, bevor es der Baldeneysee zu einem Wasserschloss machte - was der Bausubstanz übrigens nicht guttat, denn das Wasser griff das dafür nicht gedachte Mauerwerk stark an. Endgültig zur Ruine machte den uralten Bau dann ein Fliegerangriff im Zweiten Weltkrieg. © FUNKE Foto Services | Reproduktion: Kerstin Kokoska

Im Blick hat Grün und Gruga auch den Campingplatz an Haus Scheppen. Den gibt es schon seit Beginn der 1930er Jahre, als der Baldeneysee gerade fertig war. In bester Lage direkt am See haben Dauercamper dort ihre Wohnwagen und Vorzelte aufgebaut. Ruhig geht es dort zu, ja verschlafen. Für Fahrradfahrer, die den beliebten Ruhrtalradweg entlang radeln, wäre der Platz eine nahe liegende Adresse für einen Zwischenstopp mit Übernachtung.

Die größte Herausforderung für Grün und Gruga wird darin bestehen, die Verkehrssicherheit an Haus Scheppen zu erhöhen. Radfahrer, Fußgänger, Mottradfahrer und Autos kommen sich an der Zufahrt in die Quere, was gefährlich sein kann. Auch darüber soll sich ein Planungsbüro im Auftrag von Grün und Gruga seine Gedanken machen, wenn es darum gehen wird, die noch vagen Vorstellung zu Haus Scheppen und seinem näheren Umfeld zu konkretisieren.

Klar dürfte sein: Jede Nutzergruppe wird darauf achten, dass ihr möglichst wenig und am besten nichts genommen wird. Für die Planer und die Stadt keine leichte Aufgabe.