Essen. Ein starkes Gewitter ist in der Nacht zu Donnerstag (17.8.) über Essen heruntergegangen. Vor allem der Norden der Stadt war betroffen.
Arbeitsreiche Nacht für die Feuerwehr: Bei einem Gewitter mit Starkregen sind in der Nacht auf Donnerstag Häuser und Straßen geflutet worden, auch einige Autos standen bis zur Kühlerhaube im Wasser.
Besonders getroffen hat es wieder einmal den Essener Norden. In Stoppenberg seien innerhalb einer Stunde 46 Liter Wasser pro Quadratmeter gemessen worden, teilte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes mit. Es habe sich um eine einzelne relativ großflächige Gewitterzelle gehandelt, die in der Nacht über NRW hinweggezogen sei, erklärte er. Die Zelle sei Teil eines „kleinen Tiefs“ gewesen, das aus Frankreich über Deutschland hinweggezogen sei.
Überschwemmungen: Warum der Essener Norden besonders gefährdet ist
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In Essen liefen unter anderem Häuser einer Wohnsiedlung im Stadtteil Stoppenberg voll Wasser, berichtete Christoph Riße, Sprecher der Feuerwehr Essen am Morgen auf Anfrage unserer Redaktion. Einsätze hätten sich auf den Norden der Stadt konzentriert, sagte Riße: „14 unserer 16 freiwilligen Feuerwehren waren zusammen mit der Berufsfeuerwehr im Einsatz.“ Am schlimmsten habe es die Siedlung am Graitenweg getroffen, hieß es seitens der Feuerwehr. „Sie liegt in einer Senke, man konnte nichts gegen die Wassermassen tun.“
Hier zeigt sich einmal mehr das besondere Problem des Essener Nordens: Wegen der Bergsenkungen als Folge des früheren Kohleabbaus liegen ganze Straßenzüge in Senken, in denen sich bei Starkregen das Wasser weit schneller sammelt, als es über die Kanalisation abfließen kann. Die Starkregenkarte der Stadt Essen zeigt parzellengenau, welche Häuser von möglichen Überschwemmungen betroffen sind und wo das Risiko für die Bewohner groß oder sogar sehr groß ist.
Am Graitenweg standen die Autos laut Feuerwehr bis zum Kühlergrill im Wasser, das aufgrund der Topographie vor Ort nicht mehr abfließen konnte. Mülltonnen waren umgefallen, Müllsäcke schwammen durch die Straße. Die Feuerwehr begann noch in der Nacht, das Wasser abzupumpen. Der Einsatz dauerte auch am Donnerstagmorgen noch an. Mit einer Hochleistungspumpe wurde versucht, Wohnungen und Keller vom Wasser zu befreien. „Zeitweise konnte die Kanalisation kein Wasser mehr aufnehmen“, erklärte Feuerwehrsprecher Riße.
Bei Anwohner Sergei Mayer stand das Wasser bis zu 20 Zentimeter hoch im Erdgeschoss seines Hauses, das Teil eines Ensembles von etwa 30 Wohngebäuden ist – allesamt nicht unterkellert. Die Fußbodenheizung, Leitungen und Kabel sind wohl hinüber, berichtet Mayer, der seit 2001 in der Siedlung wohnt. Zuletzt habe im Juli 2010 Wasser nach starken Niederschlägen bis zur ersten Stufe vor der Haustür gestanden, im Jahr davor habe es den Graitenweg sogar noch heftiger getroffen.
Sorgen nach dem aktuellen Unwetter machen sich auch Nadja und Detlef Pilz. Die Wassermassen drangen in der Nacht zum Donnerstag in Souterrain-Räume ein, zerstörten Garnituren und andere Möbel sowie Spielzeug ihrer fünf Kinder: „Ob die Versicherung zahlt, wissen wir noch nicht“, sagten die beiden am Morgen danach, während Nachbarn damit beschäftigt sind, das Wasser mit Gummiabziehern aus ihren Häusern zu wischen. Dieses fand auf der Straße dann nur langsam seinen Weg durch verstopfte Gullys in die Kanalisation.
Wohnungen standen bis zur Decke unter Wasser
Nicht nur im Drei-Stadtteil-Eck Altenessen/Stoppenberg/Katernberg, auch andernorts hätten Keller oder Souterrain-Wohnungen zum Teil bis zur Decke unter Wasser gestanden, sagte Feuerwehrsprecher Christoph Riße. Straßen und Unterführungen seien überflutet gewesen, beschrieb der Feuerwehrsprecher: „Gullydeckel schossen bis zu einem Meter hoch aus dem Boden durch den Wasserdruck.“ Bis gegen 3 Uhr in der Nacht habe die Feuerwehr Essen 80 Einsätze gezählt.
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