Essen-Kray. Spaß statt Ehrgeiz, gemütliche Fahrt statt Radtouristik: Der Rad-Renn-Club Krayer Blitze hat sich gewandelt – neue Idee im Kampf ums Überleben.

Der erste Krayer Blitz stieg 1953 aufs Fahrrad, genau 70 Jahre später kämpft der Verein ums Überleben. Die sportlichen Ambitionen sind in den Jahrzehnten längst eher gemütlichen Hobbytouren gewichen, um für das Radfahren zu begeistern und für den Verein zu werben. Die verbliebenen Mitglieder geben nicht auf und haben neue Ideen.

„Wir haben lediglich noch 30 Mitglieder“, sagt Heribert Stimper. Da gehe es für den Krayer Rad-Renn-Club durchaus ums Fortbestehen, denn manche Mitglieder seien inzwischen verstorben, andere krankheitsbedingt ausgeschieden. Sie seien inzwischen einfach überaltert. „Neue Mitglieder zu gewinnen, das ist ein richtiger Kraftakt“, das weiß der Geschäftsführer, der dieses Amt nun seit 30 Jahren hat und die Historie, die Veränderungen und Erfolge seines Vereins nur zu gut kennt.

Angefangen hat der Essener Rad-Renn-Club "Krayer Blitze" mit sechs Mitgliedern

Sechs Mitglieder hatte dieser in seinen Anfängen, in den 1990er Jahren waren es dann bis zu 120. Da waren die Regale im Vereinsheim längst mit zahllosen Pokalen gefüllt, die das Nebengebäude der Zeche Bonifacius auch heute noch schmücken. Das wurde Ende der 1970er Jahre zum Sitz des Clubs, der in seiner Geschichte Rennen um den Pepsi-Cola-Preis durch Kray (1954) und Stadtmeisterschaften in Essen (u.a. 1962) ausrichtete. Allein 19 Krayer Blitze nahmen teil. Hinzu kamen Fahrten wie die zu den Kreidefelsen auf Rügen oder die Radsternfahrt nach Rimini – und zu Hause in Essen die Radtouristik-Fahrten.

„Die richten wir jetzt nicht mehr aus, da die Kosten und Auflagen extrem hoch geworden sind und unser Personal so arg geschrumpft ist, dass es nicht mehr machbar ist“, sagt Heribert Stimper dazu („Früher haben wir für 15.000 DM ein Rennen organisieren können, heute bekommen wir für 7500 Euro nicht einmal einen Zielrichterwagen“).

Vor ihrem Vereinsheim: Gerd Bolgehn und Herbert Stimper (v.li.) von den Krayer Blitzen.
Vor ihrem Vereinsheim: Gerd Bolgehn und Herbert Stimper (v.li.) von den Krayer Blitzen. © FUNKE Foto Services | Martin Horn

Dabei kamen seinerzeit rund 1000 Teilnehmer zu den Radtouristik-Fahrten. So gehe es jedoch auch anderen Vereinen wie etwa in Herne, wo einst etwa 1200 Teilnehmer bei diesen radelten, heute seien die Veranstalter froh, wenn sie auf 400 kämen. Die Idee des Verbandes, die Strecken nicht mehr auszuschildern, um diesen Organisationsaufwand zu sparen, und die Teilnehmer stattdessen per Navi fahren zu lassen, hält er für unrealistisch. „Damit schließen sie ja viele ältere Radfahrer aus, die nicht nach Navi fahren oder fahren können.“

Krayer Blitze bieten in Essen das Mittwochsradeln an

Da verzichten die Krayer Blitze lieber ganz, haben stattdessen vor etwa zwei Jahren das Mittwochsradeln immer ab 10 Uhr ins Leben gerufen, um gemeinsam zu radeln und dabei bestenfalls Mitglieder zu gewinnen. Dabei passen sie sich in Tempo und Strecke an, fragen Können und Wünsche ab, bevor es 40 oder 65 Kilometer über befestigte Wege geht, die bereits zur Zeche Ewald oder zum Schiffshebewerk Henrichenburg führten. Teilnehmen können alle mit dem Fahrrad, E-Bike, Rennrad oder Mountainbike.

„Natürlich kommen vormittags vor allem Rentner oder diejenigen, die gerade zufällig Zeit haben“, sagt Heribert Stimper. Ihnen bieten sie eher unbekannte Strecken, denn die üblichen könne sich ja jeder im Internet herunterladen. Sie wählen stets Wege abseits von Straßen mit viel Verkehr, damit sind diese ohne Autolärm und weniger gefährlich. Bei aller Mühe: „Es gab auf diesem Weg einen Neuzugang“, sagt der Geschäftsführer, der von zwei weiteren Interessenten in der Warteschleife berichtet.

Krayer Blitze laden zum Radlertreff ein

Die Krayer Blitze laden am Sonntag, 13. August, Alt und Jung zum Radlertreff ein. Dann werden an 10 Uhr verschiedene Strecken angeboten: Tour für Eltern und Kind (fast alles flach), Streckenlänge ca. 20 km; Tour für Wiedereinsteiger (mit kleinen Hügeln), Streckenlänge etwa 40 km; Tour für geübte Renner (mit Bergen), 60 km Streckenlänge. Die Touren dauern jeweils etwa zwei Stunden.

Start und Ziel ist am Vereinsheim, Korthover Weg 57. Gebühr für Versicherung: 3 Euro pro Person (Kinder frei). Die Gruppen fahren gemeinsam und kommen nach den Touren wieder am Vereinsheim gemeinsam an. Dort warten Kuchen, Grillwurst und Getränke.

Das Mittwochsradeln startet immer um 10 Uhr am Vereinsheim, Korthover Weg 57. Touren werden abgesprochen und richten sich nach den Teilnehmern. Info und Kontakt: https://www.blitzkray.de/

Radfahren sei gerade in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden, „aber offenbar möchte sich kaum noch jemand an einen Verein binden“, glaubt der 72-Jährige. Hinzu komme, dass sie sich bewusst gegen bestimmte Radtouren entschieden hätten, etwa abseits von befestigten Wegen. Nicht in den Wald oder zwischen die Felder abzubiegen, mache eine Teilnahme vielleicht für einige uninteressanter. „Wir möchten diese Wege den Hundehaltern, Reitern und Spaziergängern aber nicht auch noch streitig machen“, erklärt er.

Die neue Idee lautet ein Radtreff der Krayer Blitze aus Essen

Daher bieten sie auch keine Cross-Touristik an. Das habe es zwei oder drei Mal gegeben, sei aber sehr aufwendig, da bei jedem Bauernhof, über den es geht, das Wegerecht berücksichtigt werden müsse. „Da nun einmal jedes Stück Land jemandem gehört, muss man zahlreiche Leute ansprechen und Absprachen treffen“, lautet die Erfahrung von Heribert Stimper. Sie wollen sich daher anders aufstellen und es mit einem Radlertreff probieren. „Dabei brauchen wir von der Stadt keine Genehmigung für die Nutzung der Strecken und Wege“, erklärt Heribert Stimper.

Bei solchen Radlertreffs könnten Hunderte mitfahren. So hoch greifen die Krayer Blitze vorerst nicht, wären aber froh um jeden Teilnehmer. Wenn die Idee angenommen wird, möchten sie diese einmal im Jahr etablieren. Läuft es richtig gut, könnten die Treffen auch zwei- oder dreimal im Jahr stattfinden. An den engagierten Blitzen jedenfalls soll es nicht liegen. Sie kämpften weiter für ihren Verein, sagt Heribert Stimper: „Niemand von uns möchte doch den Deckel zumachen.“