Essen-Holsterhausen. Das Projekt „Gemarkenplatz – Fit for Future“ in Essen hat Halbzeit. Die Initiatoren sind zufrieden, doch es gibt auch Kritik. Ein Zwischenfazit.
Über einen Monat ist es nun her, dass an die Stelle von Parkplätzen auf dem Gemarkenplatz zwei Picknickplätze mit Sitzgelegenheiten, Kunstrasen und Spielmöglichkeiten getreten sind. Damit ist das Bürgerprojekt „Gemarkenplatz – Fit for Future“ über die Halbzeit hinaus. Noch bis Samstag, 19. August, läuft das Projekt, danach wird der Platz wieder in seinen Ursprungszustand zurückversetzt. Die Initiatoren ziehen eine positive Bilanz, doch es gibt auch Kritik.
Zur Erinnerung: Die zeitweise Neugestaltung des Gemarkenplatzes ist Teil des Stadtentwicklungsprojektes Be-Move und auf knapp zweieinhalb Monate beschränkt. In dieser Zeitspanne fallen drei Autoparkplätze weg, weitere Plätze für Taxis und Carsharing sowie ein Behindertenparkplatz wurden verlegt.
Stattdessen befinden sich dort nun die mit bunt bemalten Paletten begrenzten und mit Kunstrasen abgesetzten Picknickplätze. Dort kann man sich hinsetzen, ausruhen oder mit Freundinnen und Freunden treffen. Außerdem steht für Kinder eine Kiste mit Spielzeug zur Verfügung, aus der sie sich zum Beispiel Straßenkreide und ein Springseil holen können.
Online-Befragung läuft: Umgestalteter Gemarkenplatz in Essen kann bewertet werden
Begleitet wird das Projekt von einer Online-Befragung des Wuppertal-Institutes. Hier kann jeder nach einem Besuch des umgestalteten Gemarkenplatzes mitmachen und beispielsweise angeben, wie oft er sich dort aufhält, wie er den Platz insgesamt bewertet und welche Elemente ihm gut beziehungsweise nicht gut gefallen. Laut Stadtsprecherin Jacqueline Riedel liegen der Verwaltung noch keine Zwischenergebnisse des Institutes vor. Allerdings haben die Stadt auf anderen Wegen schon positive wie auch negative Rückmeldungen erreicht.
„Die positiven Rückmeldungen enthalten vor allem die verbesserte Aufenthaltsqualität für Jung und Alt und dass sich der Platz als Begegnungsort entwickeln könnte und somit den Stadtteil bereichert“, so Riedel. Nicht zuletzt habe sich auch die Bezirksvertretung bereits für mehr Grün und Bäume am Gemarkenplatz ausgesprochen. Weiter erklärt Riedel: „Zudem wird ein höheres Sicher- und Sauberkeitsgefühl wahrgenommen, da das Projektteam des Bürgerprojektes jeden Tag vor Ort ist, nach dem Rechten sieht und Müll einsammelt etc.“
Die Kritik am Bürgerprojekt bezieht sich laut der Stadtsprecherin vor allem darauf, dass Parkraum wegfällt und es an heißen Sommertagen nicht ausreichend Schatten gibt. Riedel: „Negative Meinungen sind nicht unüblich, da sich im Regelfall vor allem der Teil der Öffentlichkeit zu Wort meldet, der sich gegen Veränderungen ausspricht.“
Essener Initiator: Viele positive Rückmeldungen zu Bürgerprojekt Gemarkenplatz
Einer der Initiatoren des Bürgerprojektes ist Markus Schürmann. Er hat das Projekt gemeinsam mit seinen Mitstreiterinnen Cornelia Perthes und Greta Schulte-Eversum ins Leben gerufen. Dem Maschinenbauingenieur ist das Sonnen-Argument auch schon zu Ohren gekommen, für ihn ist es aber unverständlich: „Einer der Picknickplätze liegt ja im Schatten.“ Tatsächlich befindet sich der Richtung Holsterhauser Straße gelegene Picknickplatz unter dem Geäst von Bäumen.
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Aus Schürmanns Sicht ist das Projekt bisher erfolgreich verlaufen. Er erhalte viele positive Rückmeldungen von Bürgerinnen und Bürgern, die vorbeikämen. Besonders häufig verweilten seiner Einschätzung nach Menschen mit Kindern auf dem umgestalteten Platz: egal ob Eltern mit ihren Kindern oder Großeltern mit ihren Enkeln. Auch Kritik habe ihn erreicht, dabei handele es sich aber hauptsächlich um die gleichen zwei bis drei Personen, die verschiedene Dinge auszusetzen hätten.
Kritik in den Sozialen Medien: „Direkt an der Hauptstraße, das ist doch nicht schön“
„Hauptkritikpunkt war, dass man das Geld für etwas ,Vernünftigeres’ einsetzen sollte", so Schürmann. „Es gab aber nun einmal gerade eine Förderung für solche Projekte.“ Nicht allen habe zudem gefallen, dass der Gemarkenplatz mit Kunstrasen statt „echtem Grün“ aufgehübscht wurde. „Wir hätten auch lieber echten Rasen gehabt, das ist aber in einem so kurzen Zeitraum nicht machbar“, sagt Schürmann.
Kunstrasen, Paletten und Platten abzugeben
Die Initiatoren des Bürgerprojektes möchten nach dessen Ende möglichst wenig wegwerfen. Deshalb bieten sie an, verschiedene Teile weiterzugeben. Die Europaletten sind schon versprochen. Wer Interesse an Kunstrasen, Einwegpaletten oder den bemalten Platten hat, die die Eingrenzung der Picknickplätze zieren, kann sich per E-Mail an @bunter_gemarkenplatz@gmx.de melden.
Die Blumensäule soll noch länger als bis zum 19. August auf dem Gemarkenplatz stehenbleiben. Bezahlt ist sie bis Ende Oktober, die Verantwortlichen des Bürgerprojektes haben eine Sondernutzungsgebühr für den Standort beantragt.
Auch in den Sozialen Medien gab es einige Kritik für das Bürgerprojekt. „Direkt an der Hauptstraße, das ist doch nicht schön“, schrieb zum Beispiel eine Facebook-Nutzerin. Ein anderer kritisierte, dass Parkplätze wegfielen, „um den Kindern einen Spielplatz auf einer Kreuzung zu geben“.
Schürmann bedauert, dass sich wenige Kritikerinnen und Kritiker direkt an das Bürgerprojekt gewendet hätten. Er betont, dass die Projektverantwortlichen gern in den Dialog träten, auch Anregungen und Verbesserungsvorschläge aufnähmen. Bei alldem dürfe nicht vergessen werden, dass es sich nur um eine temporäre Umgestaltung handele. „Es ist ein Versuch. Lasst es uns doch einfach ausprobieren“, fordert er. Ein Spielplatz sei der Gemarkenplatz aber auch nach der Umgestaltung nicht.
Polizei Essen verzeichnet keine Einsätze wegen Ruhestörung am Essener Gemarkenplatz
Im Vorfeld gab es die Sorge, dass die neu installierten Sitzgelegenheiten zu lautstarken, abendlichen Party-Exzessen führen könnten. Auch Diebstahl und Vandalismus wurden befürchtet. Laut Markus Schürmann hat sich das aber nicht bewahrheitet. Der bis dato schwerwiegendste Vorfall: „Einmal ist eine Müllzange gestohlen worden.“ Zu späterer Stunde habe man vielmehr beobachten können, dass sich Anwohnerinnen und Anwohner eine Pizza holen, um dann auf dem Gemarkenplatz zusammenzusitzen.
Polizeisprecher Matthias Werk bestätigt auf Anfrage, dass man im Projektzeitraum für den Gemarkenplatz keine Einsätze wegen Ruhestörung oder Vergleichbarem verzeichnet habe. Gleiches gelte für die Gemarkenstraße und die Kahrstraße. Vollständig ausgeschlossen seien entsprechende Vorfälle allerdings nicht, weil es auch sein könne, dass möglicherweise relevante Einsätze über Straßenkreuzungen, Hausnummern, die Namen von Haltestellen, Tankstellen oder Geschäften angelegt worden seien.
Taxi Essen: Standort auf dem Gemarkenplatz ist „Uralt-Institution“
Dirk Heinrichsen, Chef von Taxi Essen, ist derweil froh, wenn seine Taxis wieder an ihren angestammten Platz zurückkehren. „Der Standort auf dem Gemarkenplatz ist eine Uralt-Institution“, sagt er. Da könne es passieren, dass gerade ältere Leute sich erst einmal nicht zurechtfänden. Allerdings betont Heinrichsen auch: „Die Taxis stehen ja in Sichtweite.“ Am übergangsweisen Standort an der Gemarkenstraße gebe es aber ein anderes Problem. „Hier kommt es öfter vor, dass Autofahrer das absolute Halteverbot ignorieren und die Taxiplätze zuparken.“
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