Essen. Der Ruhrverband will die wachsende Population an Biberratten eindämmen und setzt auf Mithilfe. Von einer Bejagung wird abgesehen – noch.
Am Baldeneysee sind sie längst heimisch geworden, und es werden offensichtlich immer mehr. Die Rede ist von der Nutria, auch Sumpfbiber oder Biberratte genannt. Am Hardenbergufer hat der Ruhrverband nun Schilder aufgestellt in der Hoffnung, dass die Population nicht noch größer wird. „Nutria: Füttern verboten!“, steht darauf zu lesen.
Der Wasserversorger weist Spaziergänger daraufhin, dass die Nutria eine invasive Tierart ist, also in hiesigen breiten auch keine natürlichen Feinde besitzt, was ihre Verbreitung begünstigt.
Ursprünglich stammen die Tiere aus Südamerika. In Deutschland wurden sie ab Mitte der 1990er Jahre in Pelztierfarmen gehalten. Entlaufene Exemplare vermehrten sich in freier Wildbahn. Als Pelze aus der Mode gerieten, ließen Züchter die Tiere frei. Heute sind Nutrias wegen ihres Geschmacks geschätzt, das Fleisch soll sehr schmackhaft sein.
Nutrias können allerdings Krankheiten übertragen und was aus Sicht des Ruhrverbandes besonders wichtig ist: Sie graben Höhlen in Uferbefestigungen und gefährden damit deren Stabilität. „Bei einem Hochwasser könnten ganze Uferbereiche weggespült werden“, beschreibt Sprecherin Britta Balt eine reale Gefahr.
Wildtiere sollten grundsätzlich nicht gefüttert werden, betont der Ruhrverband
Auf den Schildern heißt es deshalb: „Bitte unterstützen Sie die Zunahme der Population nicht auch noch durch das Füttern der Population.“ Was eigentlich selbstverständlich sein sollte, so Britta Balt. „Wildtiere sollte man grundsätzlich nicht füttern. Auch weil die Tiere die Scheu gegenüber Menschen verlieren.“
So mancher Spaziergänger findet Nutrias offenbar putzig. Dabei kann eine Begegnung mit den bis zu zehn Kilogramm schweren und bis zu 65 Zentimeter langen pelzigen Biberratten durchaus ungemütlich werden. „Nutrias haben relativ große Zähne. Wenn sie sich bedroht fühlen, können sie damit kräftig zubeißen. Das geht nicht immer glimpflich aus“, warnt Sebastian Haurand, 1. Vorsitzender der Kreisjägerschaft. Er rät zur Vorsicht. Auch Hundebesitzer sollten darauf achten, dass ihr Vierbeiner lieber Abstand hält.
Bejagt werden Nutrias am Baldeneysee nicht. Der Aufwand und das Risiko, dass jemand zu Schaden kommen könnte, wären zu groß, gibt Sebastian Haurand zu bedenken. Schließlich handelt es sich um ein gut besuchtes Naherholungsgebiet. Das Jagen ist dort ohne weiteres nicht möglich.
Jäger scheuen vor der Auseinandersetzung mit Tierschützern zurück
Statt Nutrias zu schießen, wäre es eine Möglichkeit, die Tiere in Lebendfallen zu locken und zu fangen. Lebendfallen und deren genauer Standort müssen allerdings bei der Unteren Jagdbehörde angemeldet werden. An der Falle sind Name und Adresse desjenigen anzubringen, der sie aufgestellt hat. Auch dieser Aufwand sei Jagdausübungsberechtigten zu hoch, sagt Sebastian Haurand. Hinzu kommt die Sorge, dass Jäger sich mit Tierschützern anlegen könnten. Ärger wäre wohl programmiert.
Der Ruhrverband hofft, dass Besucher die Hinweisschilder befolgen und das Füttern unterlassen. „Es ist ein Versuch“, sagt Britta Balt. Und was passiert, wenn der Versuch scheitern sollte? „Dann müssen wir uns etwas überlegen.“