Essen-Rüttenscheid. Die Brücke über der Wittenbergstraße ist das Kernstück des neuen Radwegs „Rommenhöller Gleis“. Sie wurde jüngst auf ihre Lager zurück gehoben.
Der Aufwand war gewaltig, aber nun ist es vollbracht: Die alte, 65 Tonnen schwere Eisenbahnbrücke über der Wittenbergstraße ist am vergangenen Samstag mit Spezialkränen wieder in die Brückenlager eingefügt worden, um künftig Teil eines Radweges zu werden. Seit September 2022 lag das Bauwerk nebenan auf der alten Trasse des sogenannten „Rommenhöller Gleises“ und wurde fachgerecht saniert. Denn egal, ob nun eine zig Tonnen schwere Güterzuglokomotive oder ein Radler mit vielleicht hundert Kilo Gewicht drüberfährt – die Anforderungen an das Bauwerk etwa beim Thema Sicherheit dürften sich letztlich kaum unterscheiden.
Einhebung der Brücke verlief laut Stadt Essen störungsfrei
„Die Einhebung der Brücke ist störungsfrei und gemäß des Zeitplans verlaufen“, sagt Martin Gülpen, Sprecher von Grün und Gruga, dem städtischen Betrieb, in dessen Verantwortung das Radwegprojekt abläuft. Wie schon beim Abtransport kamen zahlreiche Schaulustige, um sich das Spektakel anzusehen – hier die Fotostrecke mit den besten Bildern.
Bereits für Radfahrer und Fußgänger freigegeben sind Teile des neuen, insgesamt 860 Meter langen Radwegs zwischen der Veronikastraße in Rüttenscheid und der Sylviastraße/Höhe Anschlussstelle A 52. Am Wochenende wurde die 450 Meter lange Strecke mit ihren Holzgeländern bereits rege erkundet. Die Brücke selbst und das kurze Teilstück des Radwegs zwischen Brücke und Veronikastraße sind aber noch gesperrt. „Hier sind noch Anschlussarbeiten erforderlich“, so Gülpen.
Dazu gehöre beispielsweise die Herstellung der endgültigen Fahrbahndecke auf der Brücke, aber auch die Arbeiten des Gewerks Garten- und Landschaftsbau. Durch die Geschäftsaufgabe eines Autohändlers in der Veronikastraße stünden Grundstücke mit einer Größe von ca. 2500 Quadratmetern für das Projekt zusätzlich zur Verfügung, so Gülpen.
Kleine Grünfläche an der Veronikastraße kostet alleine 250.000 Euro
Genutzt werden soll die Fläche für eine Grünanlage, die allein 250.000 Euro kostet und mitverantwortlich dafür ist, dass sich das Projekt erheblich verteuert. Immerhin gebe es nun eine nochmals verbesserte Wegeführung sowie „eine ökologische Aufwertung dieses Bereiches durch Entsiegelung und Einsatz einer biodiversen Bepflanzung“, heißt es.
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Wollte man ursprünglich mit einer Gesamtsumme von 1,14 Millionen Euro auskommen, hat das Projekt nach einer Aufstellung vom Herbst 2022 nun jedenfalls 2,136 Millionen Euro verschlungen. Der komplizierte Transport und die verteuerte Sanierung der Brücke sowie schließlich auch die Entsorgung von belasteten Materialien spielten bei der Kostenerhöhung die Hauptrolle. Weitere Überraschungen soll es nun nicht mehr geben: „Die Entwicklung der Baukosten hat sich im Vergleich zum zuletzt in der Bezirksvertretung II kommunizierten Stand vom November 2022 nicht verändert“, betont Gülpen.
Weitgehend kreuzungsfrei und steigungsarm von Rüttenscheid Richtung Rellinghausen
Mit der Gesamtfreigabe des Rommenhöller Gleises ist laut Stadt im Spätsommer zu rechnen. Der Vorteil der Strecke liegt darin, dass Radfahrer dann weitgehend kreuzungsfrei und steigungsarm von der Rüttenscheider Straße über den großen Messeparkplatz (früher Güterbahnhof) in Richtung Rellinghausen fahren können. Nebenbei wird die neue Wohnsiedlung „Parc Dunant“ an der Henri-Dunant-Straße angeschlossen. Bisher muss man dafür Nebenstraßen oder den Radweg an der Müller-Breslau-Straße benutzen, der allerdings nicht als sonderlich attraktiv gilt. Dennoch war der Umbau der alten Eisenbahnlinie wegen der vorhandenen Alternativen und der hohen Kosten durchaus nicht unumstritten.
Die Bezeichnung Rommenhöller Gleis rührt von der ehemaligen Firma Rommenhöller her, die Industriegase herstellte. Das Werksgelände befand sich da, wo dann viele Jahre der Büromarkt Staples eine Großfiliale unterhielt, die 2022 schloss. Mit dem eigenen Anschlussgleis war Rommenhöller für Güterzüge ab dem Güterbahnhof Rüttenscheid problemlos erreichbar.