Essen. Das Essener Bürgerbündnis (EBB) befeuert die Debatte um den Ausbau des Stadions an der Hafenstraße. 6500 zusätzliche Plätze seien nicht genug.
Die politische Debatte um den Ausbau des Stadions an der Hafenstraße nimmt Fahrt auf. Während die Linken das 22 Millionen Euro teure Vorhaben ablehnen und aus den Reihen der Grünen Bedenken kommen, gehen dem Essener Bürgerbündnis (EBB) die Pläne nicht weit genug, es plädiert für einen „großen Wurf“.
„Eine dürftige Aufstockung um gerade einmal 6.500 Plätze ist nicht das, was wir erhofft haben. Damit sind wir so gerade etwas über der Größe des alten Georg Melches-Stadions und zementieren sprichwörtlich den Rückstand gegenüber den Nachbarstädten, die mit deutlich größeren Spielstätten zwangsläufig im bundesweiten Fokus stehen und so für Publicity ihrer Stadt sorgen“, kritisiert der EBB-Fraktionsvorsitzende Kai Hemsteeg.
Es sei zu befürchten, dass Essen nach der verpassten WM-Bewerbung 1974 und dem „unrühmlichen Gerangel“ um die Sanierung des alten Stadions einmal mehr dafür sorgt, dass der Hauptnutzer und Zuschauermagnet Rot-Weiss Essen für Jahrzehnte ins Hintertreffen gerate.
Vollständig ausgebaut würde das Stadion an der Hafenstraße 35.000 Plätze bieten
Der Planungsbeschluss, den Oberbürgermeister Thomas Kufen als ersten Schritt zum Ausbau der vier Stadionecken nahelegt, ist aus Sicht des EBB überfällig. Einmal mehr werde jedoch zu vorsichtig gedacht, so Hemsteeg. Schon jetzt platze das Stadion in der Dritten Liga aus allen Nähten. Zumindest über die Erweiterung um einen Oberrang sollte der Rat nach Auffassung des Bürgerbündnisses diskutieren.
Die Planungen des 2012 eröffneten Stadions wurden seinerzeit durch die Grundstücksverwaltung Essen (GVE) so angelegt, dass es in zwei weiteren Ausbaustufen erweitert werden kann. Vollständig ausgebaut würde es 35.000 Zuschauern Platz bieten. Heute fasst das Stadion rund 20.000 Besucher, durch den Ausbau der Ecken stiege die Kapazität auf rund 26.500 Plätze.
Ein Parkhaus auf dem Stadionvorplatz würde weitere fünf Millionen Euro kosten
Das Bürgerbündnis äußert sich auch zu den Verkehrsproblemen an Spieltagen von RWE. Der Bau eines Parkhauses am Stadion ist aus Sicht des EBB unumgänglich. Nach Kalkulation der GVE würde ein Parkhaus fünf Millionen Euro kosten. Die Verwaltung empfiehlt, darauf zu verzichten. Damit nicht noch mehr Besucher mit dem Auto anreisen, soll stattdessen die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und an das Radwegenetz verbessert werden. Fahrradfahrer sollen ihre Räder in einem Fahrradparkhaus abstellen können, dessen Bau bei den Planungen berücksichtig werden soll. Das Bürgerbündnis äußert Kritik: Ein Fahrradparkhaus werde dem Wunsch vieler Gäste nach Anreise mit dem PKW auch bei schlechtem Wetter nicht gerecht.
Auch die Grünen treibt der Ausbau des Stadions weiter um. Während die Ratsfraktion sich noch eine abschließende Meinung bildet, legt der Kreisverband vor. So will die Partei wissen, ob ein Ausbau des Stadions Investitionen in den Ausbau von Schulen und Kindertagesstätten verlangsamen oder gar verhindern würde. Offene Fragen gebe es auch zur Klimabilanz, zum Mobilitätskonzept und zu den Betriebskosten des Stadions, die nicht weiter steigen dürften. 1,6 Millionen Euro fallen dafür 2023 an.
Eine Entscheidung über den Ausbau des Stadions sollte nach Auffassung der Grünen frühestens nach der politischen Sommerpause fallen. Der Vorschlag des Oberbürgermeisters sieht vor, dass der Rat der Stadt sich damit am 21. Juni befasst.