Essen-Haarzopf. Sieben Frauen, sechs Männer und sieben Alpakas: Das sind die Teilnehmer beim Speed-Dating in Essen-Haarzopf. Ein ungewöhnliches Kennenlernen.

„Wie süß!“, das ist der Ausruf, der bei diesem Speed-Dating wohl am häufigsten zu hören ist. Dabei ist nicht die mögliche Partnerin oder der potenzielle Mann fürs Leben gemeint, sondern die Alpakas. Sie begleiten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen bei der Wanderung, die auf Gut Gatzweiler in Haarzopf startet. Wiedersehen nicht ausgeschlossen.

Bei Inga Schulz war es die Freundin, die von dem Speed-Dating in der Zeitung gelesen hat. „Sie hat in der Zwischenzeit jemanden kennengelernt“, sagt die 28-Jährige lachend, der es nichts ausmacht, nun allein aus Dinslaken angereist zu sein. Mit dem Alpaka an seiner Seite habe man sofort ein Gesprächsthema, beschreibt sie die lockere Atmosphäre bei dem Treffen. Die Anästhesieschwester ist seit einem Jahr solo, hat einen Hund, ist tierlieb und überzeugt: „Wer hier mitmacht, muss das auch sein.“

Essenerin organisiert das Speed-Dating auf ihrem Hof in Haarzopf

Etwas verrückt, cool und spontan, beschreibt sie dieses Kennenlernen und so soll auch ein Mann sein. Treue und Ehrlichkeit wünscht sie sich von ihrem Partner, der sie nicht nur bei der Tour entlang an Haarzopfs Wiesen und Feldern, sondern auch im Alltag und durchs Leben begleitet.

Entspannte und fröhliche Atmosphäre herrschte beim Speed-Dating in Essen-Haarzopf, das Viktoria Gatzweiler (rechts) organisiert hat.
Entspannte und fröhliche Atmosphäre herrschte beim Speed-Dating in Essen-Haarzopf, das Viktoria Gatzweiler (rechts) organisiert hat. © FUNKE Foto Services | Foto: Judith Michaelis / Funke Foto Services

Organisiert hat das tierische Speed-Dating Viktoria Gatzweiler, die den rund 700 Jahre alten Hof mit ihrem Mann unweit des Flughafens Essen/Mülheim und des Gartencenters Schley vor etwa drei Jahren gekauft hat. Damals sind schon drei Alpakas mit eingezogen, inzwischen hat die junge Mutter ihr Hobby zum Beruf gemacht, lebt mit ihrer Familie und zahllosen Tieren auf dem Land.

Nach ihrem Studium (International Business) hat sie zunächst bei einer Autobank und im Marketing gearbeitet, nun bietet sie Patenschaften für Hühner wie Yoga-Workshops mit Alpakas und auch das Speed-Dating an. Bei der Premiere jüngst waren die Frauen allerdings allein mit den Tieren, Männer fehlten gänzlich. Beim zweiten Anlauf für 25- bis 35-Jährige läuft es besser und die Idee „Alpaka als Eisbrecher“ geht ebenfalls auf.

Alpakas lassen sich nicht gern streicheln, aber bestechen durchaus

Sieben Frauen, sechs Männer, sieben Alpakas (allesamt männlich) – das sind die Beteiligten bei dem außergewöhnlichen Speed-Dating. Bei Temperaturen von über 30 Grad sind die Teilnehmer sommerlich und eher sportlich bekleidet, die Alpakas geschoren und um den Hals mit einer Fliege geschmückt. So kuschelig und weich sie auch aussehen und sind, streicheln lassen mögen sie sich nicht und laufen zudem gern, so lange sie das möchten. Bei Bedarf lassen sie sich aber bestechen: mit Haselnussblättern.

All das trägt an diesem Nachmittag zur ausgelassenen wie fröhlichen Stimmung bei. Wohnort, Berufe oder die Einstellung zum Leben sind die Themen. Aus Gladbeck kommt Claudia Krawert (32), die als Arbeitsvermittlerin in der Essener Agentur für Arbeit beschäftigt ist. Seit drei Jahren ist sie nun Single, hofft, einen humorvollen und tierlieben Mann zu finden, der vor allem auch Familienmensch ist.

Claudia Krawert war beim Speed-Dating in Essen-Haarzopf mit Alpaka Oskar unterwegs.
Claudia Krawert war beim Speed-Dating in Essen-Haarzopf mit Alpaka Oskar unterwegs. © FUNKE Foto Services | Foto: Judith Michaelis / Funke Foto Services

Ihre Wünsche: Ein Partner fürs Leben, eine Familie – und vielleicht ein Alpaka, ergänzt sie augenzwinkernd. Beim Speed-Dating ist sie mit Oskar unterwegs ist, während die Männer bei dem Treffen von Alpaka zu Alpaka und damit von Frau zu Frau wechseln. Etwa zehn Minuten Zeit hat dann jedes Paar, mit dem Alpaka weiterzulaufen und sich dabei zu unterhalten.

Ob sich nach dem Speed-Dating in Essen Verabredungen ergeben, ist offen

„Ein Spaziergang fürs erste Date ist immer gut“, findet Yannik Suckau (27), dann herrsche weniger betretenes Schweigen, wenn man mal nur nebeneinander herlaufe und sich umschaue. Seine letzte Freundin hat er über eine Dating-App kennengelernt, ist jetzt seit einem halben Jahr wieder allein und hat sich zu dem Speed-Dating eher überreden lassen. „Meine beste Freundin ist hier Stallmädchen“, sagt er lächelnd.

Eigentlich mag er auch den klassischen Weg, jemanden einfach auf der Straße anzusprechen. Er selbst ist aber auch neugierig, lernt gern neue Menschen kennen, dazu die süßen Tiere – da brauchte es nicht viel Überzeugungsarbeit. Ein großes Thema sind beim Spazieren dann die Hobbys. Yannik Suckau spielt Rugby und hätte gern einen Hund. Dagegen sprechen allerdings fehlender Platz in seiner Wohnung im Südviertel und der Job bei Grün und Gruga, in dem er als Baumkontrolleur im Einsatz ist. Seine Freundin sollte ein aktiver Mensch sein und neue Dinge mögen. Ansonsten sei Sympathie wichtig. „Ich lasse mich gern überraschen“, sagt der 27-Jährige.

Noch stehen weitere Verabredungen für die Singles nicht fest, als sie nach der Wanderung bei einem kalten Getränk zusammenbleiben. Inga Schulz hat sich auf jeden Fall mit allen gut unterhalten, mehrere Männer seien ganz nett – mehr verrät sie nicht. Ihren tierischen Wunsch-Begleiter hat die 28-Jährige für das Speed-Dating immerhin bereits erhalten, wenn auch zufällig. Ob sich nun auch ein neuer Partner findet, bleibt abzuwarten. Alpaka Bruno jedenfalls findet sie „total süß“.