Essen-Altendorf. Nach dem Geldabheben werden Senioren in Essen-Altendorf oft überfallen. Wie das zu vermeiden ist und was ein ehemaliger Polizist dagegen tun will.

Mit einer besonderen Aktion informiert das Diakoniewerk Essen noch am Donnerstag und Freitag, 1. und 2 Juni, jeweils zwischen 10 und 16 Uhr vor dem Eingang der Sparkasse in Altendorf: „Sicherheit an der Sparkasse – Tipps rund ums Thema Geld abheben“, so der Titel der Aktion, der sich insbesondere an ältere Menschen richtet.

Der Hintergrund: Die Sparkasse ist mittlerweile das einzige Geldinstitut in Altendorf. Viele Menschen, vor allem ältere, kommen hierher, um etwa zu Beginn eines Monats ihr Gehalt oder ihre Rente in bar abzuholen. „Und oft ist das Geld kurze Zeit später wieder futsch, aber nicht durch Einkäufe, sondern weil es geklaut oder geraubt wurde“, erklärt Wolfgang Zacheja. Der Sozialarbeiter und ehemalige Polizist ist beim Diakoniewerk Essen Ansprechpartner für die Quartierssicherheit in Altendorf.

Gemeinsam mit einigen Mitstreitern hat er sich am Mittwoch erstmals vor der Sparkasse mit einem kleinen Stand aufgebaut. Hier sprechen sie Passanten an. „Wir wollen die Menschen zunächst mal sensibilisieren, was alles passieren kann.“ Das Thema Sicherheit sei eines der ersten Themen, mit denen er bei seiner Arbeit im Diakoniewerk konfrontiert wurde: „Als ich vor zwei Jahren angefangen habe, habe ich gehört: Bei der Sparkasse in Altendorf kann man kein Geld abheben, das ist gefährlich. Dann habe ich mit Markus Rumberg, dem Filialleiter, gesprochen, und der hat bestätigt, dass Leute auf dem Nachhauseweg häufig bestohlen oder beraubt werden. Die Sparkasse kann aber nichts dagegen tun, weil es nicht im direkten Umfeld passiert.“

Filialleiter ist von der Aktion begeistert

Als Rumberg gefragt wurde, ob er etwas gegen die Aktion „vor seiner Haustür“ einzuwenden hätte, habe er spontan zugesagt: „Wenn nur ein paar Leute ihre Gewohnheiten ändern, dann ist vielen geholfen. Auch wir versuchen natürlich, auf unsere Kunden einzuwirken. Wir raten ihnen grundsätzlich, nicht zu viel Geld auf einmal abzuheben und vielleicht nicht unbedingt zur Mittagszeit zu kommen, wenn es voll und unübersichtlich ist. Aber wenn diese Tipps auch von externen Experten kommen, dann hat das noch eine ganz andere Wirkung.“

Dinge, die man beim Abheben von Geld beachten sollte, gibt es tatsächlich so einige: Das Geld nicht in den Rollator packen, sondern möglichst am Körper tragen. Nicht gleich alles abheben, sondern lieber kleinere Geldbeträge an verschiedenen Tagen. Und was tun, wenn man am Geldautomaten beobachtet wird? „Einfach den Vorgang abbrechen“, sagt Zacheja. „Dann lieber später wiederkommen.“

Sicherheits-Informationen zum Mitnehmen

Allerdings: Zum Aktionsauftakt am Mittwoch erweist sich die Kreuzung Altendorfer/Helenenstraße als eher ungünstig: viel Verkehr, viel Krach, schwierige Verständigung. „Wir könnten uns natürlich auch auf den Markt stellen“, sagt Zacheja, „aber ich finde es wichtiger, dass wir direkt vor Ort sind, wo die Straftaten passieren“.

Einige Tipps hat Zacheja auf einem Flugblatt aufgelistet, das er und seine Mitstreiter Frank Hauswirth und Alfred Allroggen den Vorbeigehenden am Mittwoch in die Hand drücken. Viele Menschen wollen nicht reden, aber zumindest den Zettel und einige offizielle Flyer der Polizei mitnehmen, die man zu Hause in Ruhe lesen kann.

Doch bei Tipps allein soll es in Altendorf nicht bleiben. Der ehemalige Polizist Zacheja setzt sich dafür ein, die Polizeipräsenz im Stadtteil, gerade zu Beginn eines Monats, zu verstärken. „Wir merken ja schon: Wenn wir mit unseren Diakonie-Jacken hier sind, fühlen sich die Leute schon sicherer.“ Und es gibt durchaus noch andere Ideen: „Ich hoffe, dass wir vielleicht mit Hilfe der Ehrenamt Agentur Leute finden, die die alten Menschen nach Hause begleiten und ihnen so ein Stück Sicherheit geben.“ Gute Idee – aber noch Zukunftsmusik. Die Sparkasse indes bietet beispielsweise einen Bringdienst an: Dann kommt das Bargeld direkt nach Hause – gegen Gebühr versteht sich.