Essen. Für die Kleinfeld-WM entsteht auf dem Kennedyplatz ein Stadion für 3000 Zuschauer. Was die Arena dem Stadion an der Hafenstraße voraus hat.
Das Ganze erinnert an ein Daumenkino. Frrrrrt macht es, die einzelnen Bilder rasen förmlich an einem vorbei. Nur braucht es hier keinen Zeitraffer: Auf dem Kennedyplatz in der Essener Innenstadt lässt sich derzeit in Echtzeit erleben, wie ein komplettes Fußballstadion in rasender Geschwindigkeit in die Höhe wächst.
Michael Vizirakis steht mittendrin, inmitten eines schneeweißen Karrees, das aussieht, als hätte man es für eine Biathlon-WM ausgerollt. Es ist der watteweiche Untergrund für den Kunstrasen, der in den nächsten Stunden für die Weltmeisterschaft im Kleinfeldfußball verlegt wird. 44 Mannschaften treten an, um den Weltpokal zu gewinnen.
Michael Vizirakis sorgt als Bauleiter im wahrsten Sinne des Wortes für den passenden Rahmen. Um ihn herum errichten behelmte Helfer in grellen Warnwesten Tribünenrang um Tribünenrang. Stahlrohre passen ineinander. Jeder Handgriff sitzt. „It’s like Lego“, sagt Vizirakis, also kinderleicht, soll das wohl heißen. Nur dass hier niemand in einer großen Kiste nach den passenden Steinen graben muss wie in vielen Kinderzimmern üblich. 50 schwere Transporter liefern die Einzelteile an. Es sind mehrere Tausend, alle gut sortiert. Nur so kann der Aufbau reibungslos funktionieren.
Das Stadion stand schon am Strand von Kreta und in Lissabons Innenstadt
Vizirakis Firma kommt aus Griechenland und ist geübt im Umgang mit Stahlrohrkonstruktionen. Das Pop-up-Stadion, das sie für die Kleinfeldfußball-WM auf dem Kennedyplatz so geschwind aufbauen ist ganz schön rumgekommen. Es stand am Strand auf Kreta und mitten in Lissabon. Auch für Rennen in der Formel 1 hat das Team schon Tribünen aufgebaut.
Nun also Essen, wo der Deutsche Kleinfeldfußballverband die Weltmeisterschaft ausrichtet. Dass die Arena auf einer Tiefgarage errichtet wird, das sei etwas Neues und eine Aufgabe für die Statiker und Architekten, sagt Vizirakis. „Safety first“, Sicherheit komme an erster Stelle. Schließlich sollen bis zu 3000 Besucher auf den Rängen Platz finden, ausschließlich auf Sitzplätzen übrigens. Für Rollstuhlfahrer gibt es Extraplätze, für Sehbehinderte „Blindenradio“.
Die WM soll ein Event sein, im Stadion herrscht ein Kommen und Gehen
Um Tickets muss man sich erst gar nicht bemühen, der Eintritt ist kostenlos. Es dürfte also ein Kommen und Gehen herrschen im Stadion, was durchaus erwünscht sei, sagt Julia Colter vom Organisationsteam. Die WM sei schließlich ein Event, ein Spektakel, das nicht nur Fußballbegeisterte anlocken soll.
Natürlich geht es auch ums Sportliche, und dabei geht es durchaus so professionell zu wie bei einer WM auf dem großen Feld. Die Teams reisen mit Trainerstab und Betreuern an, insgesamt seien es mehrere hundert Personen, die in Essener Hotels absteigen, berichtet Julia Colter. Mit dem Hotel- und Gaststättengewerbe gibt es also schon einen ersten Gewinner.
Am 2. Juni bestreiten Deutschland und Zypern das Eröffnungsspiel zur WM in Essen
Derweil entsteht nur ein paar Schritte entfernt vom Stadion, auf dem Salzmarkt, das Spielerlager mit einem Soccer-Court zum Aufwärmen. Die Stahlrohrkonstruktion auf dem Kennedyplatz wird noch von außen eingepackt und hübsch gemacht. Bis zum 30. Mai soll alles stehen, am 1. Juni geht es zunächst um den „Women’s Socca-Cup“, tags drauf rollt der Ball beim Eröffnungsspiel zur WM.
Eines hat das Kleinfeld-Stadion dem Stadion an der Hafenstraße übrigens voraus: Die Ecken werden geschlossen sein.