Essen. Allbau-Mieter Sebastian Stelmasik wollte auf eigene Kosten eine E-Ladesäule am Haus aufstellen lassen. Warum er enttäuscht davon wieder absah.
In Sachen Mobilität ist Sebastian Stelmasik auf der Höhe der Zeit. Der 47-Jährige fährt ein Hybrid-Auto, demnächst will er umsteigen auf ein vollelektrisches Fahrzeug. Den neuen Wagen hat er schon bestellt. Was ihm noch fehlt, ist eine Ladesäule vor der Haustür. Besäße Stefan Stelmasik ein eigenes Haus, wäre das kein Problem. Doch er wohnt zur Miete beim Allbau. Von der städtischen Wohnungsgesellschaft sei er tief enttäuscht, sagt Stelmasik, als er erzählt, welche Erfahrungen er dort gemacht.
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Dabei habe sich der Allbau zunächst sehr aufgeschlossen gezeigt, als er seinen Wunsch vortrug, auf eigene Kosten eine E-Ladesäule am Carport installieren zu lassen, den er mit der schicken Wohnung in Kray angemietet hat. Die nächste öffentliche Ladesäule sei etwa einen Kilometer entfernt. „Das bringt mir nichts“, sagt Stelmasik. Wer ein Elektro-Auto fährt, möchte sein Fahrzeug in der Regel schnell und unkompliziert aufladen können.
Der Allbau plant 100 Ladesäulen für 17.600 Wohnungen
Beim Allbau haben sie das erkannt. Dem Unternehmen sei es ein Anliegen, Elektromobilität zu fördern, heißt es aus der Allbau-Zentrale. Bis zum Jahr 2025 will die Wohnungsgesellschaft 100 E-Ladesäulen in ihren Wohnquartieren aufstellen. Nicht nur Mieter sollen dort Strom tanken können, sondern jedermann. Aktuell gebe es bereits 30 Ladesäulen, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Die Zahl 100 mag bescheiden anmuten angesichts von stadtweit 17.600 Allbau-Wohnungen. Private Initiative von Mieterseite dürfte umso mehr willkommen sein, dachte sich Sebastian Stelmasik.
Der Elektriker, den der Allbau vorbeischickte, um sich vor Ort ein Bild von den Gegebenheiten zu machen, „war auch supernett“, erzählt Stelmasik. Technisch sei es überhaupt kein Problem, eine Ladesäule aufzustellen, so das Urteil des Fachmannes. Damit beauftragen müsse er allerdings eine Firma, die ihm der Allbau nenne; diese Auflage habe ihm sein Vermieter gemacht. Der Allbau bestätigt dies als gängige Praxis und begründet dies mit Qualitätsstandards, die man als Eigentümer erfüllt wissen wolle.
Ein Kabel musste der Mieter auf Anordnung des Allbau wieder entfernen
Stelmasik bekommt zwei Firmen genannt, bei denen er Angebote einholt. Er behilft sich zunächst mit einem Kabel, das er von seiner Dachterrasse zum Carport verlegt, um sein Hybridfahrzeug mit Hausstrom zu versorgen – was ihm der Allbau allerdings nach elf Monaten untersagte. Brandschutzgründe ließen das nicht zu. Außerdem beschädige das Kabel die Hausfassade, was Stelmasik verneint. Der Elektriker hätte auch keine Einwände erhoben. Genehmigt worden sei das Kabel nicht, heißt es in einem Schreiben des Allbau an den Mieter.
Als Sebastian Stelmasik die Angebote der Fachfirmen erhält, schlackert er mit den Ohren. Beide Angebote liegen weit über der Summe, die er erwartet hätte und nur um 50 Euro auseinander. 3507 Euro beträgt das günstigere Angebot. Aber das ist nicht alles. Mit den notwendigen Erdarbeiten müsse er noch eine Gartenlandschaftsbau-Firma beauftragen, erfährt er von seinem Vermieter. Das kostet 870 Euro extra.
Die Ladesäule hätte der Mieter auf eigene Kosten wieder entfernen sollen
Auch dies macht ihm der Allbau zur Auflage: Sollte er eines Tages ausziehen, müsse er die Ladesäule wieder entfernen lassen, womit weitere Kosten auf ihn zukämen. Stelmasik kann das nicht verstehen. „Die Ladesäule würde die Immobilie doch aufwerten“, findet er. Sollte er einmal ausziehen, könnten doch andere Mieter dort Strom tanken. Stelmasik kann nur mit dem Kopf schütteln: „Der Allbau gibt sich doch sonst gerne kundenfreundlich und serviceorientiert.“
Vom Aufstellen der Ladesäule sieht Stelmasik schließlich ab, als er auf eine Studie der Deutschen Energie-Agentur stößt, in der die Kosten für E-Ladesäulen auf 2000 Euro beziffert werden. Dass er deutlich mehr zahlen soll, sieht Stelmasik nicht ein. Der Allbau begründet die höheren Kosten damit, dass ausschließlich Ladesäulen erwünscht seien, die ein sogenanntes Lastenmanagement ermöglichen, so dass das Stromnetz auch dann genügend Ladeleistung bereitstellt, wenn weitere Mieter Ladesäulen nutzen wollen.
Sebastian Stelmasik hätte sich mehr Entgegenkommen vom Allbau gewünscht. Seine Quintessenz: Verhielten sich alle Vermieter so, „wird das nichts mit der Energiewende“. Inzwischen habe er sich auf die Suche nach einer neuen Bleibe gemacht und sei auch fündig geworden. Dort wolle er sein Vorhaben umsetzen und eine E-Ladesäule für sein neues Auto aufstellen lassen. Sein Eindruck: „Der Vermieter freut sich darauf.“
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