Essen. Die Pflicht zum Heizungstausch verunsichert viele Hausbesitzer. Auf einer Messe am Freitag und Samstag steht das Handwerk mit Rat zur Seite.

Den Essener Heizungsbau-Unternehmen schlägt derzeit eine Welle der Verunsicherung entgegen. Der von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck angetriebene Heizungsaustausch „macht die Leute nervös und bereitet ihnen Angst“, sagte Kreishandwerksmeister Martin van Beek, der selbst einen Sanitär- und Heizungsbetrieb führt. So mancher Hausbesitzer befürchte, dass er sich die geforderte Umrüstung nicht leisten könne und sein Eigentum in der Folge verkaufen muss. „Habeck zerstört mit seinen Plänen die private Wohnungswirtschaft“, lautet die harsche Kritik von van Beek.

Um Alternativen zu herkömmlichen Gas- und Ölheizungen aufzuzeigen, will die Kreishandwerkerschaft am Freitag und Samstag auf ihrer Messe „Klimatage des Essener Handwerks“ informieren und beraten. Vor Ort sind Vertreter von Dachdecker-, Elektro-, Maler- und Zimmerer-Innung sowie die der Sanitär- und Heizungstechnik. Dazu kommen Fachaussteller, die sich an der Katzenbruchstraße 71 präsentieren. Ergänzt wird die Messe mit zahlreichen Fachvorträgen. Themen sind unter anderem Energiesparen, Wärmedämmung, Installation von Solaranlagen oder der Einbau von Wärmepumpen.

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Generell wolle sich das Handwerk nicht querstellen und dazu beitragen, auch im Wärmemarkt Energie- und Ressourcen zu sparen, betonte van Beek. Er geißelte jedoch die zeitliche Frist im geplanten Gebäudeenergiegesetz. Laut Bundesregierung soll bereits ab 1. Januar 2024 jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. „Das ist zu ambitioniert“, betonte der Kreishandwerksmeister. (Worauf sich die Koalition geeinigt hat, steht hier)

Kreishandwerksmeister: Viele Gebäude in Essen nicht wärmepumpengeeignet

Derzeit erreichen die Handwerksbetriebe deshalb viele Anrufe verunsicherter Hausbesitzer. „Wir fahren von einem Beratungsgespräch zum nächsten“, berichtete der Obermeister der Innung für Sanitär- und Heizungstechnik, Thomas Weber. Die Möglichkeiten aber – beispielsweise auf eine Wärmepumpe umzusteigen – erweisen sich offensichtlich gerade in Großstädten wie Essen als begrenzt. Van Beek schätzt, dass 60 bis 70 Prozent des Gebäudebestandes in Essen für die Umrüstung auf Wärmepumpen nicht geeignet ist. Die Gründe sind vielschichtig: Entweder fehle es schlicht am entsprechenden Platz, oder die bestehenden Heizungssysteme ließen sich nicht einfach umrüsten oder der Energiebedarf des Gebäudes sei zu hoch, so dass parallel eine energetische Sanierung notwendig würde. „Wir versuchen natürlich, unseren Kunden Alternativen zu Öl und Gas aufzuzeigen, aber die sind häufig unbezahlbar“, sagte van Beek. „Wir können daher nur raten, die alte Heizung zu pflegen, damit sie möglichst lange durchhält.“

Das Essener Handwerk lädt zu den Klimatagen ein: Die Vertreter Thomas Weber, Martin van Beek, Marc Kecker und Martin Weber (von links) stellten am Montag das Programm vor.
Das Essener Handwerk lädt zu den Klimatagen ein: Die Vertreter Thomas Weber, Martin van Beek, Marc Kecker und Martin Weber (von links) stellten am Montag das Programm vor. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Viele Hausbesitzer wollen dennoch ihre alte Öl- oder Gasheizung lieber noch vor dem 1. Januar 2024 gegen eine Neue ersetzen lassen. „Das ist natürlich kontraproduktiv“, meinte van Beek. In einem solchen Fall empfehlen die Handwerksunternehmen, wenigstens auf eine effizientere Brennwertheizung umzustellen, die später mit einer Wärmepumpe kombinierbar ist. Bei solchen sogenannten Hybridheizungen wird die Wärmepumpe vorrangig betrieben, aber um einen fossilen Wärmeerzeuger, wie Gas ergänzt. Dieser springt an besonders kalten Tagen ein.

Heizungen sind momentan Mangelware

Das Problem jedoch: Wer noch in diesem Jahr seine alte Heizung gegen eine neue eintauschen lassen will, braucht Geduld. Die hohe Nachfrage nach neuen Geräten hat den Markt, so scheint es, nahezu leer gefegt. Innungsobermeister Thomas Weber: „Wir telefonieren momentan viel herum und müssen uns die Geräte zusammensuchen.“ Van Beek befürchtet, dass sich die Lage in den kommenden Monaten noch verschärfen könnte, weil die Industrie die Produktion herkömmlicher Heizungen herunterfahre.

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Aber auch bei den Wärmepumpen kommt die Produktion offenbar nicht nach. Aktuell gebe es Lieferzeiten von bis zu acht Monaten, so Weber. Die hohe Nachfrage trifft aktuell aber nicht nur auf Materialengpässe. Viele Handwerksbetriebe haben gar nicht so viele Fachleute an Bord, um die Aufträge abarbeiten zu können. Die Lehrlingszahlen stiegen zwar erfreulicherweise wieder, sagte van Beek, aber es dauere, bis der Nachwuchs fertig ausgebildet sei. Sein Fazit: „Wir kämpfen gerade an allen Ecken und Enden.“

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Die Messe findet am Freitag, 21. April, von 12 bis 18 Uhr und am Samstag, 22. April, von 10 bis 15 Uhr in der Katzenbruchstraße 71 in Essen statt. Der Besuch und die Teilnahme an den Fachvorträgen sind kostenlos. Das Fachvortragsprogramm ist im Netz unter www.handwerk-essen.de/klimatage2023 zu finden. Unter anderem geht es am Freitag, 14 Uhr um die Themen Gebäudedämmung und Heizungshybridanlagen. 15 Uhr wird das Thema „Wärmepumpe im Bestand“ behandelt und um 17 Uhr heißt es „Sparen dank Photovoltaik“. Die beiden letztgenannten Vorträge werden am Samstag um 10 Uhr (Photovoltaik) und 13 Uhr (Wärmepumpe) wiederholt.