Essen-Werden. In Essen gab es zu Spitzenzeiten 48 Kirmessen. Heute sind es gerade noch ein Dutzend. Etwas Hoffnung macht jedoch eine Neuauflage in Essen-Werden.
Als die Stadt noch so richtig in Feierlaune war, gab es in Essen zur Spitzenzeit 48 Kirmessen, schön verteilt auf alle Stadtteile. Doch die Zeiten ändern sich, und immer häufiger stellten die Schausteller ihr buntes Treiben ein. Vom Aderlass blieb auch der Essener Süden nicht verschont. An die Kirmes in Kettwig können sich wohl nur noch ältere Semester erinnern. Und in Werden standen die Karussells nach Pfingsten 2019 endgültig still – bis heute.
Dem Abteistädtchen blieb zuletzt nur noch das Appeltatenfest Anfang September (in diesem Jahr vom 2. bis 5. September) auf dem Parkplatz der Feintuchwerke. Und genau dort soll die Werdener Pfingstkirmes nun eine Renaissance erleben. Vom 26. bis 29. Mai wollen sich einige Beschicker an der Ruhr neu aufstellen. Ein Resultat reichlicher Überlegungen, wie Kevin Kerber, PR-Manager der Schausteller, weiß. Denn der Rückzug aus Essen-Werden kam alles andere als unerwartet.
Am Ende wurde auf der Pfingstkirmes in Werden nur noch „Standard“ geboten
„Die Werdener Pfingstkirmes war einfach nicht mehr populär genug“, erklärt Kerber. „Die dort angebotenen Fahrgeschäfte interessierten praktisch niemand mehr. Das muss man so hart sagen.“ In den letzten Jahren vor dem Aus sei in Werden „nur noch Standard“ geboten worden. Doch allein mit Autoscooter, Berg- und Talbahn, Scheibenwischer, mit ein paar Imbissbetrieben und eher antiquiert anmutenden Angeboten wie Ball- und Dosenwerfen lockt man keinen gestandenen Kirmesfan an die Ruhr.
Erschwerend kam hinzu, dass sich das zeitgleich abgehaltene Schützenfest vom BSV Gut Ziel Werden-Heidhausen 1926 schon Jahre vorher verabschiedet hatte. Die letzten Archivbilder schunkelnder Bürgerschützen im Festzelt stammen in der Tat aus dem Jahr 2010, das letzte Fest stieg im Jahr 2015. Doch schon damals war der Besuch der Kirmes eher mau. „Direkt nach dem Aus der Kirmes kam dann die Corona-Pandemie“, erinnert sich Kerber. „Doch gestört hat die Pause eigentlich niemand mehr so richtig.“
Das Werdener Pfingstfest drohte also wirklich endgültig in Vergessenheit zu geraten. Doch nach vier Jahren der Tristesse wollen einige Akteure aus dem Schaustellerverband Essen/Ruhrgebiet 1919 e.V. nun wieder angreifen, machen im größeren Umfang mobil und wollen zum Pfingstfest einige attraktive Fahrgeschäfte auf den Platz der Feintuchwerke stellen.
Neues Fahrgeschäft „High Impress“ kommt aus Kassel
Kerber dazu: „Die Essener Kirmessaison wird immer mit der Herbstkirmes in Steele abgeschlossen. Dann folgt zeitnah der Essener Weihnachtsmarkt, auf dem auch Schausteller Richard Müller vertreten ist.“ Richard Müller, der eigentlich einen Autoscooter betreibt, zur Weihnacht jedoch Glühwein auf dem Willy-Brandt-Platz ausschenkt, habe sich mit Renate Rendschmidt, die mit ihrem Kult-Imbiss „Zum Onkel Hermann“ beim Weihnachtsmarkt auf dem Kennedyplatz Rostbratwurst verkauft, an die alten Zeiten erinnert. „Dabei kam der Gedanke auf, die Pfingstkirmes in Werden wieder aufleben zu lassen und für die Besucher attraktiver zu gestalten“, sagt Kerber.
Folglich wird das angestammte Programm zu Pfingsten in Werden nun deutlich durch anspruchsvolle Fahrgeschäfte wie zum Beispiel die Kinderachterbahn „Willy der Wurm“ und das Fahrgeschäft „High Impress“ aufgepeppt. Das Karussell der Familie Oberschelp bezeichnen eingefleischte Kirmesfans gerne als „rasende Bratpfanne“, da die große runde Scheibe, auf der die rotierenden Fahrgastgondeln befestigt sind, samt Kontergewicht (dem „Pfannenstiel“) Ähnlichkeit mit dem Kochgerät aufweist. Begleitet wird die Sause durch gleißendes LED-Licht. Frank Oberschelp: „Wir betreiben den High Impress jetzt schon seit zwölf Jahren. Das Fahrgeschäft gilt längst als Klassiker, der überall gut ankommt.“ Eine Fahrt in der „Bratpfanne“ kostet übrigens 5 Euro. „Doch wenn die Stimmung gut ist, dann hängen wir gerne noch eine Ehrenrunde dran“, verspricht Schausteller Oberschelp.