Essen-Südviertel. Auf der Top-Hair-Messe traten die besten Barber gegeneinander an. Der Essener Samet Ahorn holte den Sieg. Wie er sich gegen Klischees wehrt.

  • Bei den „Barber Battles“ auf der Top-Hair-Messe hat sich der Essener Barber Samet Ahorn gegen seine Konkurrenten durchgesetzt.
  • Der 33-Jährige ist Inhaber des Salons „Atelier Ahorn“ im Essener Südviertel und gibt Seminare für andere Friseure.
  • Bei ihm werden nicht nur Männern die Bärte getrimmt. Der Essener frisiert zum Beispiel auch Frauen und Männer mit langen Haaren.

Deutschlands bester Barber kommt aus Essen: Samet Cinar – den meisten bekannt unter seinem Künstlernamen Samet Ahorn – hat sich bei den „Barber Battles“ auf der Top-Hair-Messe in Düsseldorf gegen seine Konkurrenten durchgesetzt. Der 33-Jährige betreibt an der Brunnenstraße den Salon „Atelier Ahorn“ und gibt Seminare für all jene, die sich im Barbier-Handwerk weiterbilden wollen.

Samet Ahorn kennt die Klischees: „Männer mit Bart schneiden Männern mit Bart den Bart.“ Nicht wenige dürften diese Vorstellung im Kopf haben, wenn sie an Barber-Shops denken. Der Essener allerdings schneidet nicht in erster Linie Bärte, sondern genauso Haare, auf seinen Friseurstühlen nehmen auch Frauen Platz – oder Männer mit langen Haaren. Viele Looks, so Ahorn, könnten mittlerweile beide Geschlechter tragen. Für ihn besteht die hohe Kunst des Barbier-Handwerks nicht im Trimmen von Bärten oder ganz kurzem Haar, sondern vielmehr darin, sehr präzise Haarschnitte umzusetzen.

Essener Barber über sein Handwerk: „Ich arbeite typorientiert“

Das A und O, so Samet Ahorn, sei eine gute Beratung: „Ich arbeite typorientiert. Das heißt, ich schaue mir an: Wen habe ich vor mir? Welche Kopfform und Gesichtsform hat die Person? Welche Struktur und Länge haben die Haare?“ Je nach gewünschtem Schnitt komme ein anderes Werkzeug zum Einsatz. Auf der Ablage unter den großen Spiegeln im „Atelier Ahorn“ liegen fein säuberlich angeordnet zahlreiche Scheren, Kämme und Rasierapparate.

Für seine Frisuren und Schnitte nutzt der Essener Barber Samet Ahorn viele verschiedene Werkzeuge.
Für seine Frisuren und Schnitte nutzt der Essener Barber Samet Ahorn viele verschiedene Werkzeuge. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Maschinenhaarschnitte hatten früher einen schlechten Ruf. Heute gibt es aber Haarschnitte, die nur mit der Maschine funktionieren“, sagt Ahorn. Dazu zähle zum Beispiel der „Skin Fade“-Schnitt. Bei dieser Frisur werden die Haare von oben nach unten immer kürzer geschnitten, bis sie komplett glattrasiert sind. „Dabei darf man nicht einfach ‘drüber rasieren’, sondern arbeitet jeweils sehr lange an einer Stelle.“

„Atelier Ahorn“ im Essener Südviertel ist offen und hell eingerichtet

2007 begann Samet Ahorn, gebürtig aus dem Essener Norden, die Friseurausbildung in seiner Heimatstadt. Aufs Barberhandwerk spezialisierte er sich anschließend in Köln. „Mein Ziel war es immer, bei den besten zu arbeiten“, sagt er. Und die besten der Barber-Szene kämen aus England. Deshalb fing er in der Domstadt bei einem Unternehmen an, das seinen Hauptsitz in London hat, bildete sich weiter, sammelte Erfahrungen und gab selbst Seminare. „Mir war klar: Wenn ich zurück nach Essen gehe, dann nur selbstständig“, sagt er.

Und so kam es. 2019 eröffnete er das „Atelier Ahorn“. Auch optisch will er sich hier von anderen Barber-Shops abheben, will nicht „oldschool“ sein. Dunkle Farben und Whiskeyflaschen als Dekoration sucht man vergeblich, die Räumlichkeiten sind hell und lichtdurchflutet. Auf 44 Quadratmetern stehen nur zwei Friseurstühle, so dass der Raum offen wirkt. „Ich mag es minimalistisch und gradlinig“, sagt der Barber.

Das „Atelier Ahorn“ liegt im Essener Südviertel. Seinen Salon hat Samet Ahorn bewusst minimalistisch eingerichtet.
Das „Atelier Ahorn“ liegt im Essener Südviertel. Seinen Salon hat Samet Ahorn bewusst minimalistisch eingerichtet. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Essener Barber setzte sich gegen 15 Konkurrenten durch

Internationale Jury aus der Barber-Szene

Den zweiten Platz bei den „Barber Battles“ belegte George Sava aus Buzau in Rumänien. Basel Mohammad aus Solingen wurde Dritter.

Die Jury der Barber Battles bestand aus Hayden Cassidy aus London („Female Barber of the Year 2022“), dem Düsseldorfer Fresh Prince the Barber (Gründer und Inhaber von „Hair Jordan“), der Barberin Mihaela Stelniceanu aus Bukarest (Markenbotschafterin von Dovan Scissors und Mero) sowie Dawid the Barber, Barber und CEO von Ebony & Ivory in Berlin.

Mit seinem Handwerk überzeugte Samet Ahorn die internationale Jury in Düsseldorf. Die „Barber Battles“ wurden Anfang April im Rahmen der erstmalig stattfindenden „Barber’s Experience“ auf der Top-Hair-Messe ausgetragen. Auf der Showbühne traten Talente der Szene gegeneinander an. Im Halbfinale konkurrierten insgesamt 16 Barber, darunter drei neu qualifizierte Teilnehmer und die Sieger der „Battle Tour“, die im Februar gestartet war und in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, München und Berlin Halt gemacht hatte. In vier Runden mussten sich die Barber beweisen.

Für das Finale mit der Kategorie „Freestyle“ qualifizierten sich fünf Teilnehmer. Sie hatten 45 Minuten Zeit und freie Hand, um einen Haarschnitt an einem mitgebrachten Modell umzusetzen. Samet Ahorn überzeugte schließlich mit einem Haarschnitt, der verschiedene Elemente kombinierte. „Der Schnitt war asymmetrisch und eher avantgardistisch“, beschreibt er – und sagt rückblickend: „Ich war mir sicher: Entweder ich fliege im Halbfinale raus oder ich gewinne.“