Essen. „Kettner’s Kamota“ aus Essen ist kürzlich mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet worden. Chef in der Küche ist Jürgen Kettner. Seine Geschichte.
- Im „Guide Michelin“ werden nur die absoluten Spitzenrestaurants gelistet. Seit Anfang April findet sich auf dieser auch „Kettner’s Kamota“ aus Essen wieder.
- Das Spitzenrestaurant aus Werden wurde in Karlsruhe bei einer Gala am 4. April ausgezeichnet. Jürgen Kettner (34) darf sich nun Sterne-Koch nennen. Für den gebürtige Österreicher geht damit ein Lebenstraum in Erfüllung.
- Unserer Redaktion hat er seinen Werdegang – vom „Bauern-Jungen“ in der Steiermark bis hin zum Spitzenkoch – geschildert. Das Gespräch wurde am Mittwoch, 5. April, geführt.
Nein, so ganz ist bei Jürgen Kettner noch nicht angekommen, was da passiert ist. Sterne-Restaurant darf sich sein „Kettner’s Kamota“ aus Essen-Werden nennen. Der gebürtige Österreicher spricht kurz nach der Verleihung von „hohen Weihen“, es sei „unglaublich“, was da passiert ist. Die unzähligen Glückwünsche, die ihn nach der Gala in Karlsruhe erreicht haben, hat er während der nächtlichen Autofahrt zurück ins Ruhrgebiet gelesen, beantwortet hat er zum Zeitpunkt des Gesprächs mit unserer Redaktion am Tag danach noch nicht alle. Es fehlte die Zeit.
Denn schon am Mittag steht der 34-Jährige am 5. April wieder in der Küche. Schließlich hat er am Abend Gäste. Und die sollen im frisch gekürten Sterne-Restaurant genauso so einen schönen Abend verbringen können, wie üblich. Emotionale Achterbahn hin oder her.
„Guide Michelin“: Für Kettner ging es nach der Gala schnell zurück nach Essen-Werden
Trotz der Michelin-Einladung nach Karlsruhe – das Unternehmen gibt den renommierten Restaurantführer seit 1966 in Deutschland heraus –, war Kettner überrascht, als sein Name dann tatsächlich aufgerufen wurde.
In vier Gruppen wurden die neu mit einem Stern prämierten Köche auf die Bühne geholt. Oben angekommen nahm der 34-Jährige seine strahlend weisse Sterne-Kochjacke in Empfang und streifte sie mit einem großen Lächeln über. So ist es Brauch bei der Auszeichnung, schließlich muss beim Abschlussfoto der „Sterne-Neulinge“ alles perfekt sitzen. „Danach“, erzählt Kettner, „gab es noch ein kleines Gala-Dinner.“ Im Anschluss ging es zusammen mit Geschäftspartnerin Wiebke Meier im Auto zurück nach Essen-Werden, wo Kettner auch lebt.
Viel Zeit zum Feiern bleibt erstmal nicht. „Bestimmt nach Ostern“, sagt Kettner, der auch auf seinem Karriere-Höhepunkt nicht vergisst, wie wichtig gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind: „Ich habe ein ganz tolles Team.“
Jetzt gibt es drei Sterne-Restaurants in Essen
Nach der erstmaligen Auszeichnung von „Kettner’s Kamota“ gibt es in Essen jetzt drei Sterne-Restaurants. Seit 2020 funkelt der Michelin-Stern über dem „Hannappel“ auf der Dahlhauser Straße im Stadtteil Horst. Dessen Macher Knut Hannappel freute sich am Dienstag nicht nur über die Bestätigung der eigenen Auszeichnung, sondern gratulierte auch seinem Werdener Kollegen Jürgen Kettner. Unter einem Facebook-Posting unserer Redaktion schrieb Hannappel in dessen Richtung: „Herzlichen Glückwunsch an das gesamte Team, vom ganzen Team Hannappel.“
Auch TV- und Spitzen-Koch Nelson Müller, dessen „Schote“ in Rüttenscheid sich künftig ebenfalls weiter Sterne-Restaurant nennen darf, freute sich mit Essens frisch ausgezeichnetem Gastronom und markierte den 34-Jährigen unter einem Instagram-Beitrag. Überhaupt hätten sich viele Kolleginnen und Kollegen aus der heimischen Gastro-Szene gemeldet, darunter Erika Bergheim, Sascha Stemberg und nicht zu vergessen sein Mentor Berthold Bühler, der es 1989 mit der legendären „Residence“ in Kettwig sogar zum zweiten Stern brachte und diesen, Jahrzehnte hielt. „Die Kollegen gönnen einem das“, freut sich Jürgen Kettner über die Anerkennung. Zudem tut es oft durchaus allen gut, wenn eine Stadt Zuwachs als Gourmet-Standort erhält.
„Kettner’s Kamota“ bietet österreichische Küche mit japanischer Note
Wie kommt ein Spitzenkoch aus der Steiermark eigentlich nach Essen? Die Geschichte beginnt in Österreich, wo Jürgen Kettner zunächst einen ganz anderen Weg bestreitet: Er macht eine Ausbildung zum Maschinenbautechniker. Schnell merkt der Metzgersohn, dass das nicht so recht passen will. Es folgt ein Praktikum beim Sternekoch Heinz Winkler in Chiemgau. Die Leidenschaft ist geweckt. Nach den ersten Erfahrungen kommt er als 22-Jähriger nach Essen. Unter Berthold Bühlers Anleitung absolviert Kettner im „Residence“ seine Koch-Ausbildung.
Danach arbeitet er unter anderem in Wernigerode, wo er 2020 zusammen mit Sternekoch Robin Pietsch das „Pietsch by Kettner“ eröffnet. Ein Jahr später entsteht die Idee für ein österreichisches Restaurant mit „leichten japanischen Einflüssen“ im Ruhrgebiet. Zusammen mit der Essenerin Wiebke Meier bringt er mitten in der Pandemie Anfang des Jahres 2022 „Kettner’s Kamota“ in Werden an den Start. Keine anderthalb Jahre später ist er Sterne-Koch. „Das ist einfach ein Lebenstraum, der in Erfüllung geht“, sagt der 34-Jährige.
„Kettner’s Kamota“: Die Karte wechselt alle sechs Wochen
In „Kettner’s Kamota“ bietet er österreichische Gaumenfreuden wie Backhendl, Krautfleckerl oder Kaiserschmarrn, mit japanischer Note. Die Karte wechsle alle sechs Wochen. Derzeit gibt es beispielsweise eine Gebirgsgarnele, die in seiner Heimat Österreich kultiviert worden sei und die er nun den Menschen im Ruhrgebiet präsentiert.
Das an der Ecke Hufergasse/Grafenstraße im Herzen der Altstadt von Werden angebotene Konzept ist ungewöhnlich, komme aber seit der Eröffnung Anfang 2022 gut an. „Wir haben direkt unglaublich viele Reservierung bekommen“, erinnert sich Jürgen Kettner. Seine Gäste stammten nicht nur aus Essen und dem Ruhrgebiet, auch aus Düsseldorf und Frankfurt reisen Gourmets an.
Erwartet der Spitzenkoch nach der Sterne-Auszeichnung neue und andere Gäste? „Ich bin gespannt, was den Radius angeht.“ Der dürfte sich durch die Aufnahme des Restaurants in den „Guide Michelin“ vergrößern und Neugierige aus ganz Deutschland anlocken. Bei den Preisen soll sich das aber nicht bemerkbar machen. „Wir machen weiter, wie bisher“, sagt Kettner. „Hier wird sich konzeptionell nichts ändern.“
Beibehalten wird also auch ein Drei-Gänge-Menü (aktuell im April: „Steirer Crudo; Tafelspitz; Frühlingserwachen oder „So a Kaas“ für 86,64 Euro). In anderen Sterne-Restaurants sei das nicht unbedingt üblich, da gebe es oftmals nur mehr Gänge. Die bekommt man auch bei Kettner – was sich entsprechend im Preis bemerkbar macht (das Sechs-Gänge-Menü kostet derzeit 126,23 Euro). „Wir machen hier keine abgehobene Nummer“, betont Kettner. Schließlich sei er selbst ein „Bauern-Junge“. Der, nunmehr verbrieft und versiegelt, sehr gut kochen kann.
>>> INFO: Jetzt gibt’s drei Sterne-Restaurants in Essen
- Neben dem ausgezeichneten „Kettner’s Kamota“ in Werden, gibt es zwei weitere Sterne-Restaurants in Essen: das Restaurant „Hannappel“ in Horst und die „Schote“ am Rüttenscheider Stern. Die Sterne-Auszeichnung der beiden Spitzengastronomien wurde am Dienstag bestätigt.
- Somit finden sich nun insgesamt drei Essener Gastronomie-Betriebe auf der Liste der deutschen Sterne-Restaurants – bundesweit gibt es nun 334, die sich über eine (erneute) Auszeichnung freuen dürfen.
>>> Die Gala in Karlsruhe – Livestream zum Nachschauen <<<
[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig & Werden + Borbeck & West | Alle Artikel aus Essen]