Essen. Autor Sigi Domke findet für seine neuen Bücher eine Heimat beim Essener Verlag Hummelshain. Wer in seinem jüngsten Roman der „Glückspilz“ ist.
Einen Verlag für das jüngste Werk zu suchen, ist für manche Autorin, manchen Autor so schwer, wie die große Liebe zu finden. Selbst J.K. Rowlings „Harry Potter“ oder Patrick Süßkinds „Das Parfüm“ wurden vor ihrem Welterfolg rigoros abgelehnt oder sich selbst überlassen. Komödien- und Herbert-Knebel-Autor Sigi Domke machte im Laufe der Jahre auch enttäuschende Erfahrungen. Seinen Roman „Glückspilz“ ließ er in der Schublade liegen, bis sich bei der Buchpremiere von „Ruhrdeutsch“ zufällig ein Kontakt zu dem Kettwiger Verlag Hummelshain ergab. Der feiert die Neuerscheinung mit einer Lesung am 20. April im Geschäft „Insel der Bücher“.
Alte Schulfreunde gehen in Sachen Liebe unterschiedliche Wege
„Ich habe es mit großem Vergnügen geschrieben, war aber der Meinung, dass die Verlage kein Interesse hätten“, sagt Sigi Domke über „Glückspilz“, das von zwei alten Schulfreunden erzählt, die in Sachen Liebe sehr unterschiedliche Wege gehen: Fotograf und Frauenheld Thorben scheint alles zuzufallen, ein Glückspilz eben. Sozialarbeiter Reinhold kümmert sich nach gescheiterter Ehe um seine Mutter und Kinder und kämpft mit den Tücken des Alltags. Als er endlich eine Frau kennenlernt, hat er keine Zeit für sie - und sein alter Kumpel verzettelt sich derart in Frauengeschichten, dass er die Richtige nicht erkennt.
Das ist keine Männergeschichte. „Frauen spielen eine wichtige Rolle in dem Buch. Sie haben ihren eigenen Kopf“, betont Sigi Domke. „Sie sind bei ihm die Klugen“, meint Hummelshain-Verleger Peter Marx. Also diejenigen, die sich mit dem Unverbindlichkeitsphänomen unserer Zeit nicht abfinden wollen. Spannungen und Verwicklungen gibt es daher jede Menge, wie es sich für eine „Komödie in Buchform“ gehört. Aber sie ist nicht im Ruhrgebiet verortet und keiner spricht den dazugehörigen Slang. „Ich habe so viel in dieser Richtung gemacht. Die Figuren geben das in diesem Fall nicht her. Das Ruhrdeutsch ist ohnehin auf dem Rückzug und wie bei meiner neuen Komödie „Ganz in Weiß?“ im Mondpalast habe ich mich angepasst“, erklärt er.
Verleger will neben Domkes Roman auch Lyrikband herausbringen
Peter Marx, dem Sigi Domke als Autor von „Freunde der italienischen Oper“ schon lange ein Begriff war, störte das kein bisschen, obwohl in seinem Verlag seit 2011 vor allem Regionales neben Belletristik und Kinderbüchern erscheint. Er nahm sein Manuskript „Glückspilz“ mit Kusshand. „Einfach amüsant, alltagswitzig, weise, ein Buch, in dem man sich wiederfinden kann“, urteilt Marx. Selbst vor Lyrik schreckt er nicht zurück, auch wenn die schwierig sei. So wird er Sigi Domkes Gedichtband „Tierischer Unsinn“ mit Illustrationen von Rebecca Meyer in absehbarer Zeit ebenfalls herausbringen, hat aber bei dessen Unterhaltungsfaktor keinerlei Bedenken.
Das Ende, das happy ausgehen könnte, bleibt offen. Wie sich die zwei Männer im besten Alter in die Bredouille bringen, ist natürlich erheiternd, hat jedoch bei Domke immer einen ernsten Hintergrund. Thorben wird Vater und muss sich entscheiden, ob er sich darauf einlassen kann. Reinhold muss sich erstmal um sich selbst kümmern, bevor er sich mit anderen befasst. „Es geht um das richtige Maß an Verantwortungsbewusstsein“, sagt der Autor, der die Liebe nie suchen musste. Sie hat ihn stets gefunden. Wie seinen Verleger. Peter Marx (58) ist glücklich verheiratet und hat drei Kinder. Sigi Domke (66) ist glücklich verheiratet und hat eine Tochter.