Essen. Zwei Essenern werden über 20 Farbschmierereien im Süden der Stadt zur Last gelegt. Ihre Festnahme ist die dritte binnen weniger Wochen.

Die Polizei hat zwei mutmaßliche Graffiti-Sprayer überführen können, auf deren Konto über 20 Schmierereien im Essener Süden gehen sollen. Die Ermittler beziffern den Schaden auf mehr als 20.000 Euro. Es ist die dritte Festnahme in der Szene binnen weniger Wochen. Ende Januar war ein 29 Jahre alter Kupferdreher gefasst worden, der für über 80 solcher Sachbeschädigungen in seinem Stadtteil, aber auch in Heisingen und Bergerhausen verantwortlich gemacht wird.

Die beiden 19 und 21 Jahre alten Essener, die ihr Unwesen ebenfalls in Kupferdreh, unter anderem aber auch in Überruhr, Rüttenscheid und Rellinghausen getrieben haben sollen, sind bereits am Morgen des 7. Januar erwischt worden, berichtete Polizeisprecher Matthias Werk am Mittwoch.

Gegen 0.30 Uhr an diesem Samstag erhielt die Polizei Essen Hinweise auf die zwei Graffiti-Sprayer, die an der Gasstraße über den Zaun eines Gewerbebetriebs geklettert sein sollen. Auf dem Gelände stellten Polizisten noch frische Farbe fest. Die beiden Unbekannten aber waren bereits verschwunden.

Erfolgreiche Fahndung mit mehreren Streifenwagen

Eine sofort eingeleitete Fahndung mit mehreren Streifenwagen aber war erfolgreich: Nur wenige Hundert Meter vom Tatort entfernt machten die Beamten ein verdächtiges Fahrzeug mit zwei jungen Männern aus. Bei der Kontrolle stellten die Polizisten mehrere Sprühdosen, farbverschmierte Kleidung und auch die Smartphones der beiden mutmaßlichen Sprayer sicher.

Durch weitere Ermittlungen und den Abgleich mit der typischen „Handschrift“ des Duos konnten den beiden jungen Männern die weiteren Sachbeschädigungen zugeordnet werden, so die Polizei. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen, sagte Werk.

Hinweise auf einen Zusammenhang der Farbschmierereien der 19- und 21-Jährigen und den Umtrieben des wenige Wochen später festgenommenen 29-Jährigen gebe es erkennbar keine, so der Polizeisprecher.

In zwei Jahrzehnten mehr als 800 Täter ermittelt

In zwei Jahrzehnten Polizeiarbeit konnte ein Graffiti-Experte der Essener Polizei mehr als 800 Täter ermitteln, denen rund 3500 verschiedene Pseudonyme zugeordnet wurden. Der jährliche Schaden, den Sprayer anrichten, geht in die Millionen. Betroffen sind private Hauseigentümer, die Deutsche Bahn, die Ruhrbahn, Schulen und andere Einrichtungen.

Nicht nur wegen des optischen Eindrucks erfüllen Graffiti den Tatbestand der Sachbeschädigung. Die verwendete Farbe schädigt Mauerwerk und Beton. An Lärmschutzwänden verringert Graffiti die schallschluckende Wirkung der Bauwerke. In Kupferdreh, wo an der A 44 neue Lärmschutzwände errichtet werden, dauerte es nur wenige Tage – nachdem die ersten Wandelemente standen – bis diese beschmiert waren.

Oft muss die Polizei auf die Hilfe von Kommissar Zufall setzen, um der Täter, die meistens im Schutz der Nacht zuschlagen, am besten an Ort und Stelle habhaft zu werden. Gelingt dies nicht, sind sie nur schwer zu überführen. Nicht ohne Grund schwankt die Aufklärungsquote zwischen zehn und 30 Prozent.

Es drohen meist Geld- oder Bewährungsstrafen

Werden Sprayer erwischt, drohen ihnen empfindliche Geldstrafen oder Freiheitsentzug auf Bewährung. Für den Schaden, den sie verursacht haben, müssen sie aufkommen. Im Fall des Ende Januar festgenommenen 29-Jährigen aus Kupferdreh geht die Polizei von mindestens 50.000 Euro aus. Solche Summen können einen jungen Menschen durchaus finanziell ruinieren.

Dennoch werden auch verurteilte Sprayer häufig zu Wiederholungstätern, weiß die Essener Polizei. Das Verlangen nach dem besonderen Kick, den sie empfinden, wenn sie zur Farbdose greifen, scheint größer zu sein als die Angst vor einer neuerlichen Strafe.