Essen. AfD-Streit: Nach dem Tod eines Ratsherrn rückt AfD-Funktionärin Andrea Pousset per Reserveliste nach. Doch die Fraktion will sie außen vor lassen
Ein Ratsmitglied scheidet aus dem Stadtparlament aus oder verstirbt, der nächste auf der Reserveliste der jeweiligen Partei oder Gruppierung rückt nach – ein Vorgang, der in jeder Ratsperiode hin und wieder vorkommt. In der Essener AfD gibt es jetzt aber großen Ärger, weil die Ratsfraktion nach dem Tod des Ratsherrn Jens Schmitz die Nachrückerin Andrea Pousset nicht in ihren Reihen aufnehmen will. Zu den genauen Gründen schweigen sich alle Beteiligten aus.
Gründe für den Streit sollen in persönlichen Befindlichkeiten zu suchen sein
Politische Gründe sollen dem Vernehmen nach keine Rolle spielen, vielmehr handele es sich um Störungen im persönlichen Bereich, sprich: Man kann sich aus welchen Gründen auch immer nicht leiden. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber am Ende fiel sie in der Fraktion einstimmig“, sagt Ratsfrau Stefanie Brecklinghaus, der ein besonders schwieriges Verhältnis zu Pousset nachgesagt wird. Die Ratsfraktion hat nach dem Tod von Schmitz derzeit fünf Mitglieder.
Die Betroffene selbst bestätigt den Vorgang. „Mich erfüllt das mit Unverständnis, sollte doch eine starke AfD-Ratsfraktion im Interesse der Wähler und der Partei sein“, so Andrea Pousset, die ankündigte, das Mandat in jedem Fall anzunehmen und bis auf weiteres fraktionslos zu bleiben. Die langjährige Sozialdemokratin und frühere Lehrerin ist seit 2017 Mitglied der AfD, arbeitet zudem auch hauptamtlich für die Partei als Referentin für die AfD-Fraktion im sogenannten Ruhrparlament des Regionalverbands Ruhr.
Einen skandalumwitterten Auftritt hatte sie als Bundestagskandidatin während des Wahlkampfs im Herbst 2021, als die Maria-Wächtler-Schule die Direktkandidaten des Essener Süd-Wahlkreises zur Diskussion einlud. Die Debatte entgleiste komplett, Pousset wurde in den sozialen Netzwerken indes schlagartig bekannt, wenn auch vielfach im negativen Sinn.
Essen AfD-Kreisvorsitzender Günter Weiß, selbst Mitglied der Ratsfraktion, stützt die Nichtaufnahme von Pousset. Es handele sich in diesem speziellen Fall nicht um eine Schwächung, wenn man lieber freiwillig eine Verkleinerung der ohnehin eher kleinen Fraktion in Kauf nehme. Ob Pousset weiterhin als, von der AfD entsandte, „sachkundige Bürgerin“ im Schulausschuss, Jugendhilfeausschuss und im Kulturausschuss des Stadtrates tätig sein werde, ließ Weiß offen. Darüber sei noch nicht entschieden.