Essen. Geschichte als ungewöhnliches Klang- und Raumerlebnis: Echtzeit-Installation „Kontraste“ setzt Essener Villa Hügel im Jubiläumsjahr neu in Szene.
Die Villa Hügel knipst zum 150-jährigen Bestehen die Festbeleuchtung an und wird selbst zum Lichtkunstwerk. „Kontraste“ nennt sich die Transmedia-Echtzeit-Installation des Künstlerpaares Eva-Maria Joerissen und Klaus Kaestner, die das gesamte Gebäude in ein neues Licht taucht. Die aufwendige künstlerische Inszenierung ist der Auftakt zum großen Hügel-Jubiläumsjahr. Nachdem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an diesem Freitag, 10. Februar, den offiziellen Startschuss gibt, sorgt die großformatige Bild- und Klangprojektion bis zum 25. März (dienstags bis sonntags) nach Einbruch der Dunkelheit für ein ganz besonderes Szenario auf dem Hügel. An diesem Wochenende (11./12. Februar) ist der Eintritt frei, danach beträgt der Eintritt fünf Euro.
Die Villa Hügel hat in ihrer 150-jährigen Geschichte viel Licht und Schatten erlebt. Nun wird aus all den scharfen Kontrasten der Vergangenheit Lichtkunst. Eva-Maria Joerissen und Klaus Kaestner haben sich dafür tief in die Archive der Krupp-Stiftung gebeugt und jede Menge Datenmaterial gesammelt, digitalisiert und neu zusammengesetzt. Eine reine Fassadenprojektion, womöglich unter Verwendung von historischem Bildmaterial, sei für das Künstlerpaar aber nicht infrage gekommen, betont Klaus Kaestner. Grundlage des großformatigen Bild- und Klangprojekts sind vielmehr Algorithmen, die das Erscheinungsbild der Projektion an jedem Abend neu errechnen und als abstraktes Ballett aus Linien, Strukturen und Rastern über die Fassade der Villa Hügel tanzen lassen.
Mit der sechswöchigen Installation, die die Nord- und Südseite des prunkvollen Gebäudes bespielt, will die Krupp-Stiftung das Publikum im Jubiläumsjahr einladen, den historischen Ort neu zu entdecken.
Die aufwendige Transmedia Echtzeit Installation ist wohl eine der herausforderndsten Arbeiten, die das international arbeitende Künstlerpaar bislang realisiert hat. Sie bildet dabei auch einen bewussten Kontrast zur farbenfrohen und gefälligen Lichterkunst, die Besucher sonst in beleuchtete Parks oder Innenstädte lockt, sondern setzt auf eine konkrete Auseinandersetzung mit dem historischen Gebäude als Ort der Transformation.
„Wir wollen die Villa Hügel nicht beleuchten, sondern durchleuchten“
So technisch-aufwendig die Klang- und Bildprojektion dabei auch daherkommt, so reduziert erscheint sie farblich. Dass ausschließlich weißes Licht zum Einsatz kommt, habe seinen Grund, so Klaus Kaestner: „Wir wollen die Villa nicht beleuchten, sondern durchleuchten.“ Die Firmenflagge mit den drei Ringen sei zudem Anregung gewesen, mit grafischen Elementen zu arbeiten, erklärt Kaestner.
Fünf Projektoren und Klanganlagen sind dafür rund um die Villa Hügel aufgebaut worden. Sie steuern nicht nur die Lichtinszenierung, sondern auch den Ton. Ein vielstimmiges, geheimnisvolles Raunen umwabert dabei das Gebäude. Es sind die Namen all jener Mitglieder der Familie Krupp, die von 1873 bis 1945 in der Villa lebten und die nun von einem Chor aus Computerstimmen in Dauerschleife genannt werden. Im Vergleich zu den 13 Millionen Besuchern, die das „größte Einfamilienhaus der Republik mit seinen 269 Zimmern“ in den vergangenen Jahrzehnten schon besucht haben, blieb ihre Zahl übersichtlich. Nach Angaben von Klaus Kastner waren es nicht mal zwei Dutzend.
„Kontraste“ läuft vom 11. Februar bis 25. März, dienstags bis sonntags, ab 18.30 (Februar) bzw. 19 Uhr (März) bis 22 Uhr. Eintritt: 5 Euro
Mehr und detailliertere Informationen über die Veranstaltungen im Rahmen des 150. Jubiläums sind verfügbar auf der Website unter www.krupp-stiftung.de oder www.villahuegel.de und auf dem Instagram-Kanal der Stiftung. Dort gibt es auch Anmeldemöglichkeiten.