Essen. Die Behörde hat 1800 Garnituren neuer Schutzanzüge angeschafft. Dies war notwendig, weil die alte Ausstattung teils massive Mängel aufwies.
Nach dem frischen Fuhrpark-Design nun auch ein komplett anderes Einsatz-Outfit: Ab sofort ist die Essener Feuerwehr nicht mehr in Blau, sondern in Beige auf den Straßen der Stadt unterwegs. Die ersten Sets einer neuen Schutzkleidung sind eingetroffen. Insgesamt 1800 Garnituren hat die Behörde an der Eisernen Hand für ihre hauptamtlichen und freiwilligen Kräfte geordert. Kostenpunkt: rund 2,8 Millionen Euro.
Die flächendeckende Neuanschaffung war notwendig geworden, nachdem an der alten Ausstattung massive Sicherheitsmängel entdeckt worden waren. Nach einer über zweijährigen Planungsphase und einer EU-weiten öffentlichen Ausschreibung inklusive umfangreicher Praxistests konnte die erste Lieferung nun übergeben werden. Bis Mitte des Jahres sollen alle Kräfte ausstaffiert sein.
Optimale Schutzwirkung durch modernste Materialien
„Die neue Schutzausrüstung für die Innenbrandbekämpfung schützt die Einsatzkräfte optimal bei den zu erwartenden Einsatzszenarien“, sagt Feuerwehrsprecher Christoph Riße. Es seien modernste Hightech-Materialien verarbeitet, die optimale Schutzwirkung mit bestmöglichem Tragekomfort vereinen.
Eine Innovation sei das sogenannte Integrierte Sicherheitskonzept (IRS), das den bisherigen Feuerwehrhaltegurt ersetzt. Mit dem System, das in der Brandschutzjacke verarbeitet ist, können sich Einsatzkräfte zum Beispiel schnell abseilen, ohne sich erst einen Haltegurt umständlich umschnallen zu müssen.
Komplettiert wird die Einsatzbekleidung durch eine Flammschutzhaube mit Partikelbarriere. Sie dichtet die Stelle zwischen Jacke und Helm ab, um die extrem gesundheitsgefährdenden Substanzen abzuhalten, die sich im Brandrauch befinden. Für mehr Gesundheitsschutz soll zudem ein angepasstes Hygienekonzept sorgen.
Kontaminierte Kleidung wird nun an der Einsatzstelle getauscht
Kontaminierte Kleidung kann direkt an der Einsatzstelle getauscht werden. Ein dafür umgebautes Fahrzeug fährt bei bestimmten Einsatzstichworten mit zum Brandort. Es bietet die Möglichkeit, sich in einem Vorzelt umzuziehen oder Hautpartien zu reinigen, um dann in frischer Schutzkleidung die Arbeit fortsetzen zu können, wenn nötig. „Somit wird eine Kontaminationsverschleppung mit den gefährlichen Partikeln aus dem Brandrauch über die Schutzkleidung ausgeschlossen“, erklärt Riße.
Dass die Anzüge nun beige und nicht länger blau sind, ist übrigens nicht dem Geschmack geschuldet, sondern bedeutet zusätzliche Sicherheit: Verunreinigungen fallen eher auf. Ein Vorteil, der vor dem Hintergrund eines höheren Krebsrisikos bei Feuerwehrkräften nicht zu unterschätzen ist.
Mehr als die Hälfte der Anzüge waren mangelhaft
Ende 2020 hatte ein Brandbrief von Feuerwehrleuten an Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen für Aufsehen gesorgt. Darin wurden massive Mängel durch undichte Membranen an der Schutzkleidung moniert und die Frage aufgeworfen: „Was sollen wir machen - in das Feuer oder die Person verbrennen lassen?“ Nach einer Prüfung war klar: Mehr als die Hälfte der Anzüge boten keinen ausreichenden Schutz.
Bis die neue Schutzkleidung zur Verfügung stand, musste kurzfristig und im großen Stil Ersatzausrüstung bei anderen Feuerwehren oder Herstellern ausgeliehen werden. Zu den entstandenen Kosten und etwaigen Regressansprüchen macht die Essener Behörde keine Angaben.