Essen. Diese CD ist mehr als ein Souvenir: Essens Philharmoniker erklimmen einen weiteren Achttausender der Musik – und spielen Mahlers „Auferstehung“.
Mit der Zweiten Symphonie, der „Auferstehungs-Symphonie“, erklimmen die Essener Philharmoniker und ihr Chefdirigent Tomáš Netopil einen weiteren Achttausender des symphonischen Schaffens von Gustav Mahler.
Der Mitschnitt hält eine denkwürdige Live-Aufführung aus der Essener Philharmonie vom Mai diesen Jahres fest. Wie schon die bisherigen Einspielungen der Sechsten und Neunten Symphonie bietet auch das neue Album mehr als nur ein Souvenir an schönen Konzerterlebnissen ohne überregionale Bedeutung. Die Essener Philharmoniker bekräftigen auch mit der monumentalen Zweiten Symphonie den Qualitätssprung unserer Städtischen Orchester, von denen allein sechs im Ruhrgebiet für ein hochwertiges Musikleben sorgen.
Netopil lässt sich Zeit und schlägt mäßige Tempi an
Auf Monumentalität kommt es Netopil trotz des gewaltigen Besetzungsapparats nicht an. Er lässt sich Zeit, schlägt mäßige Tempi an, gliedert die zerrissenen Strukturen der Sätze, vor allem die des ausgedehnten Finales, durch lange Generalpausen und verliert selbst in den kräftigsten dynamischen Eruptionen nicht die klangliche Contenance. Ekstatische Überhöhungen sucht Netopil nicht.
Ein Rest an emotionaler Distanz garantiert, dass der Klang auch in den massivsten Ausbrüchen homogen bleibt. Dafür arbeitet Netopil die schillernden Farben der Partitur filigran aus, so dass es auch den vielen solistischen, beziehungsweise kammermusikalisch dezenten Passagen nicht an Delikatesse fehlt.
Es gibt gewiss heißblütigere Interpretationen
Dass der Prager Philharmonische Chor akustisch ein wenig zurückgedrängt klingt, kommt durchaus der Transparenz des Gesamtklangs entgegen. Es gibt gewiss heißblütigere, noch entschiedener auf Attacke ausgerichtete Interpretationen. Doch wer eine durchhörbare, kontrollierte Darstellung auf hohem orchestralem Niveau sucht, wird mit der Einspielung bestens bedient. Nicht ganz ausgeglichen präsentieren sich hingegen die Gesangssolistinnen. Die Sopranistin Giulia Montanari und die Altistin Bettina Ranch verleihen ihren Partien zu wenig Profil.
Gustav Mahler, Symphonie Nr. 2 c-Moll „Auferstehung“, Essener Philharmoniker – Tomáš Netopil. 1 CD, oehms Classics.