Essen-Bergeborbeck. Wer sich für Oldtimer begeistert, landet in Essen schnell bei Franz Maag. Welche Wagen der Autoverwerter entdeckt hat und welche er selbst fährt.
Die Hallen der Autoverwertung Franz Maag muten an wie ein riesiger Supermarkt für gebrauchte Autoteile – in den langen Regalreihen liegen, stehen, stapeln sich Teile der unterschiedlichsten Fabrikate. Motorhauben, Türen, Getriebe, Motoren, Rückspiegel, Scheibenwischermotoren, Tachoanzeigen: Wer zum ersten Mal durch die Reihen geht, kann ins Staunen geraten. Dabei sei dieser Platz an der Alten Bottroper Straße ja längst nicht der größte, den er in seinem Leben betrieben habe, sagt Franz Maag.
Seit fast 60 Jahren ist der Essener in der Branche unterwegs. Als 19-Jähriger startete der gelernte Auto-Elektriker seinen ersten Platz an der Bottroper Straße. 300 Mark habe er für das etwa 2000 Quadratmeter große Gelände damals gezahlt. „Es gab kein Wasser, keinen Strom, nicht einmal einen Zaun, nur einen Telefonanschluss hatte ich“, erinnert er sich. „Ich habe die Autos einfach hingestellt und sie von einem Schäferhund bewachen lassen.“
Autoverwertung von Franz Maag hat ihren Ursprung an der Bottroper Straße in Essen
Er kaufte ausgediente Wagen an, um die Einzelteile zu verwerten. Und so manche Essener erlebten dort emotionale Momente. „Damals war das Auto für die Leute ihr ein und alles“, sagt Maag. Im vollgepackten Isetta, Käfer oder Goggomobil ging es für viele aus dem Ruhrgebiet an den Gardasee, jedes Wochenende wurde der Wagen per Hand gewaschen. „Nach ungefähr zehn Jahren waren die meisten aber verbraucht und wurden bei mir beerdigt. Da kam die ganze Familie. Viele haben das Lenkrad als Erinnerung mitgenommen.“
Was damals beim Weiterverkauf störte, waren Kunststoffteile. Ein Immissionsschutzgesetz gab es in den 60ern noch nicht, also wurden die Wagen aufgestapelt und jeden Samstag an der Bottroper Straße angezündet. „Die Nachbarschaft kannte das schon und hat schnell die Wäsche reingeholt – dann hieß es: der Maag steckt wieder seine Autos an“, erinnert sich der heute 78-Jährige.
Aus dem ersten Provisorium erwuchs ein größeres Unternehmen, das zuerst an einen anderen Standort an der Bottroper Straße umzog und später an die Altendorfer Straße. Dort war Maag 30 Jahre lang tätig, auf einem Gelände, das zehnmal so groß gewesen sei wie sein erstes: „Es standen ungefähr 4000 Autos dort.“
Essener fährt einen Oldtimer der Familie Krupp
Über den Handel knüpfte er viele Kontakte und kam an außergewöhnliche Oldtimer. So besitzt er zum Beispiel einen Renault EK aus dem Baujahr 1914 – er hat Holzspeichen und muss per Hand angekurbelt werden. Mit seinem Mercedes Kompressor, den er dem Direktor der Spielbank in Monaco abkaufte, ist er schon 13 Mal die „1000 Miglia“ nach Rom und andere Rallyes gefahren. Sogar in Amerika, Russland, Griechenland und auf Teneriffa war er mit dem Wagen auf Tour. Jetzt steht der Wagen im Technik-Museum Sinsheim.
Stolz ist Maag auch auf seinen Mercedes 300 SE Coupé aus dem Baujahr 1965 – ihn habe zuerst Alfried Krupp gefahren und dann Berthold Beitz. Und auf seinen Mercedes-Benz Typ Nürburg, den er 1968 entdeckte. „Er stand auf Schienen und hat Loren in den Flottmann-Werken in Herne gezogen“, erzählt er. „Ich habe ihn dann restauriert.“ Der Wagen ist einer von mehreren, die zugelassen mit H-Kennzeichen in seiner Garage bereit stehen. Am liebsten fährt Maag seinen Mercedes 300 SL mit Flügeltüren, so auch im April bei der von ihm mitbegründeten „Tour de Rü“.
Sohn Sebastian Maag führt den Betrieb weiter
Die Autoverwertung führt nun schon seit zehn Jahren Sohn Sebastian Maag. Und das Geschäft habe sich seit der Gründung stark verändert, berichtet Franz Maag. „Die wenigsten Leute können noch selbst an ihren Autos schrauben“, sagt er. Die modernen Wagen seien so verbaut, dass man kaum noch an die Einzelteile herankomme. Das habe zur Folge, dass sein Sohn mittlerweile vor allem über das Internet mit den Gebrauchtwagenteilen handele und sie Abnehmer in ganz Europa fänden.
„Wir haben auch schon waggonweise Teile in die Mongolei geschickt“, sagt Maag. Die Gebrauchtwagen kommen teils von Abschleppdiensten, teils auch von der Stadt Essen - nach Taxpreis kaufen die Maags Wagen an, die längere Zeit ohne Zulassung im Essener Straßenraum herumstehen. Mehrere hundert seien es jedes Jahr. Franz Maag ist stolz darauf, dass der von ihm gegründete Betrieb nun in den Händen seines Sohnes liegt – und er selbst schaut auch regelmäßig vorbei.