Essen-Kray. Viele in Menschen in Essen-Kray trauern dem Porky-Grill nach, das Lokal ist nun geschlossen. Doch der Betreiber macht weiter – nur woanders.
Herzlichkeit und Hähnchen, ein Plausch und Pommes: Das gehörte viele Jahre zum Porky-Grill in Essen-Kray. Dann kamen Betreiber-Wechsel. Nun hat der Imbiss an der Krayer Straße geschlossen. So steht es auf einem Zettel an der Tür. Viele reagieren traurig und erinnern sich an den beliebten Imbiss. Der Betreiber indes verkauft Pommes Mischmasch mit der Knoblauchmajo nach bewährtem Rezept andernorts.
Essener Porky-Grill wird umbenannt und zieht um
Der Porky-Grill heißt nun Porkys Café und Imbiss, der liegt nicht mehr an der Krayer Straße, sondern im Leither Gewerbegebiet an der Centrumstraße zwischen Betrieben, die backen oder Dächer decken. Vor dem kleinen Imbiss-Häuschen mit Holzfassade stehen Stühle und Tische, hinter der Schiebetür im Inneren drehen sich Hähnchen am Spieß, steht die Fritteuse bereit, kocht Mustafa Shahin Linseneintopf (3,50 Euro) und Hühnerfrikassee für den Mittagstisch.
Der gelernte Koch hat den Porky-Grill im April 2019 von seinem Vorgänger übernommen, der wiederum der Nachfolger von Anette und Lutz Lehmann war. Das Paar stand mehr als vier Jahrzehnte hinter der Theke, kannte Generationen von Familien und deren Vorlieben bei Hamburgern (Doppeldecker ohne Salatblatt) und Schnitzeln und Pfefferwurst wie so manches aus deren Leben, nannten die Gäste ihre Familie und die wussten stets: „Der Porky-Grill ist mehr als eine Pommesbude.“
Die Gäste, sie kamen aus der Nachbarschaft, dann auch aus Kettwig oder in der Mittagspause aus der Rüttenscheider Anwaltskanzlei. Manche brachten ihr erstes Taschengeld in die Grillstube, später auch die erste Freundin, die Betreiber erfuhren von mancher Liebe eher als die Mütter und auch von späteren Hochzeiten.
Kult-Imbiss macht dicht: In Kray kullern Tränen
Zum Abschied kullerte manche Träne, trudelten sogar Briefe aus Texas in der Stube mit den dunklen Holzdielen und dem gesammelten Krimskrams ein („bei Euch beiden hat man sich irgendwie immer zu Hause gefühlt“), verbunden mit dem Wunsch, doch endlich die Zutaten für die Burgersoße zu erfahren. Sämtliche Rezepte der vergangenen 40 Jahre übergaben die beiden dann 2016 an ihre Nachfolger. Die blieben nicht so lange, nicht einmal drei Jahre später übernahm Mustafa Shahin, der damals bereits im Porky-Grill gearbeitet hatte.
In Essen ist der gelernte Koch möglicherweise manchem bekannt, der seinerzeit in das Restaurant Fährmann am Baldeneysee einkehrte (heute Extrablatt). Dort hat Mustafa Shahin gearbeitet, war auch Küchenchef in mancher Kantine wie bei Hochtief, erzählt er, bevor er zunächst im Porky-Grill mitarbeitete und diesen schließlich im April 2019 übernahm.
Nun macht er mit seinem Porkys Café und Imbiss weiter, kommt an sechs Tagen in der Woche aus Überruhr, wo er seit 26 Jahren lebt, nach Leithe, um seine kleine Imbissstube zu öffnen und Gäste zu bewirten. Das Lokal sei bereits zuvor 33 Jahre lang ein Imbiss gewesen. Seine Gäste kämen nun aus den umliegenden Betrieben, aber auch aus Kray. Stammgäste seien ihm treu geblieben, wer nicht kommen kann oder mag, der bekommt den Grillteller oder die Currywurst auch geliefert. „Mit Lieferando geht das“, sagt der Chef.
Gastronom wollte Preise nicht extrem anheben
Was nicht mehr möglich war: Das Lokal an der Krayer Straße zu halten. Als nach Corona und den Einschränkungen in der Pandemie die Inflation gefolgt sei, habe er sich verkleinern müssen. Ein Schritt, den er auch damit begründet, die Preise nicht extrem anheben zu wollen. So koste zwar eine kleine Portion Pommes nun 50 Cent mehr (2,50 Euro), dabei soll es aber auch bleiben.
Auch Mustafa Shahin habe die Rezepte der Lehmanns übernommen, habe daran nichts geändert. So stecken hinter Pommes Mischmasch immer noch als Zutaten und Beilagen „Cayennepfeffer, Currysoße, Hamburger-Sauce und Knoblauchmayonnaise“. Es gibt verschiedene Burger, Frikadellen, Grillteller und den Filetspieß, dazu Salate und belegte Brötchen. Neben den Mittagsgerichten hält Shahin jetzt aber auch Chips und Schokolade bereit.
Was nun noch fehlt: „Es könnte sich noch etwas mehr herumsprechen, dass ich den Porky-Grill nicht aufgegeben habe, sondern umgezogen bin“, hofft Mustafa Shahin. Er steht hinter der Theke, neben der sich in dem kleinen Vorraum einige Sitzplätze vor der großen Scheibe mit Blick auf die Gewerbebetriebe befinden, als das Telefon klingelt. Eine Bestellung. Wird gleich abgeholt, nickt der Chef. „Ein Stammkunde aus Kray.“
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