Essen. Eine Betriebsversammlung ernüchtert die Belegschaft des Konzerns: Ende Januar soll Schluss ein, die Immobilien werden wohl allesamt verkauft.
Sieben..., acht..., neun… Der Essener Fakt AG ergeht es dieser Tage wie einem angeschlagenen Boxer, der jahrelang mit allerlei Versprechungen großmäulig durch den Ring tänzelte. Und der nun seit Mitte November, dem Start des Insolvenzverfahrens, darniedergestreckt und benommen auf den erlösenden Gong wartet. Der Knock-out für den Immobilien-Konzern ist offenbar in Sicht: Nach Überzeugung des vorläufigen Insolvenzverwalters Gregor Bräuer kann es für Fakt keine Zukunft geben, weil die Firma „vom Grundsatz her kein funktionierendes Geschäftsmodell“ aufweist.
Mit diesen Worten schockte der vom Gericht eingesetzte Sachwalter des Unternehmens am Mittwoch in einer Belegschaftsversammlung vor allem jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bis zuletzt noch gutgläubig den Millionen-Versprechen ihres Ex-Chefs, des Fakt-Gründers Hubert Schulte-Kemper, nachhingen: Dass ein gestern noch mit einem dreistelligen Millionen-Vermögen gepriesener Immobilien-Player in die Pleite schlittert, das kann doch wohl nicht wahr sein? Kann doch.
Die Immobilien sind allesamt „bis zur Dachkante werterschöpfend belastet“
Denn die Abermillionen, sie stecken offenbar nur in den Buchwerten. Zwar gebe es eine ganze Reihe auch stattlicher Immobilien-Komplexe sowie eine Vielzahl unbebauter Grundstücke auf der Haben-Seite, doch die seien „bis zur Dachkante werterschöpfend belastet“ – so schilderte Bräuer die Lage nach Aussagen von Teilnehmern der Sitzung. Kein Wunder bei Zinssätzen zwischen 16 und 25 Prozent, die man Risikokapital-Gebern zusagte, weil die üblichen Banken sich auf derlei Vorhaben längst nicht mehr einlassen mochten.
Ein solches Finanzgehabe, „das mag funktionieren in einer Zeit, da Geld im Überfluss vorhanden ist“, so wird Bräuer zitiert. Und tatsächlich habe es bei der Fakt AG auch den einen oder anderen Erfolgstreffer gegeben. Doch mit dem Wandel auf dem Kapitalmarkt stürzte das alte Konstrukt ein. Und mit ihm das undurchsichtige Gebilde aus drei Dutzend Tochter- oder Projektgesellschaften, von denen am Ende vielleicht nur drei eigenständig bestehen bleiben könnten. Für alle anderen heiße es früher oder später: Insolvenz.
„Ihre Beteiligungen sind nichts wert“, erfahren die verdutzten Mitarbeiter
Denn: „Ihre Beteiligungen sind nichts wert“, eröffnete Bräuer der verdutzten Belegschaft, das habe eine Prüfung ergeben, die gemessen an anderen Insolvenzen „selten so ernüchternd“ ausgefallen sei wie im Falle der Fakt AG. Wenn Ende Januar die dreimonatige Zahlung des Insolvenzgeldes ausläuft, muss also der größte Teil der Belegschaft – sofern er noch keinen neuen Job hat – den Weg zur Arbeits-Agentur antreten. Immerhin hatten schon vor dem Insolvenzantrag viele Mitarbeiter das Weite gesucht, dieser „Zersetzungsprozess“, heißt es, werde sich wohl fortsetzen.
Die Immobilien sollen derweil samt und sonders über ein Makler-Unternehmen verkauft werden – Schritt für Schritt, wie es heißt. Für eine ganze Reihe von Objekten ist in Absprache mit den Finanziers eine Art „stille Zwangsverwaltung“ geplant, das heißt: erstmal ordnungsgemäß (und zwar durch externe Firmen) bewirtschaften, vielleicht neue Mieter gewinnen, ein bisschen aufhübschen, um sie danach zu einem besseren Preis zu veräußern, statt sie als Notverkauf schon jetzt mit erheblichen Verlusten loszuschlagen.
Mit dem gesamten Gebilde „lädt sich jemand 300 Millionen Euro Schulden auf“
Die jeweiligen Firmen mitsamt ihren Immobilien zu übernehmen, dafür habe sich dagegen kein Investor erwärmen können: „Ich habe keinen Gläubiger gefunden, der die Immobilie, die er finanziert hat, auf Dauer liebgewinnen möchte“, wird der vorläufige Insolvenzverwalter zitiert. Und auch dass jemand den Fakt-Konzern als Ganzes übernehme, sei abwegig: „Das gesamte Gebilde zu übernehmen, hieße, jemand lädt sich 300 Millionen Euro Schulden auf“, spottete Bräuer: „Herzlichen Glückwunsch!“
Das klingt wie: ...zehn.