Essen. Das Hamburger Magazin „Der Feinschmecker“ hat die Liste mit den „500 besten Metzgereien in Deutschland“ veröffentlicht – darunter fünf aus Essen.

Das Magazin „Feinschmecker“ veröffentlicht regelmäßig die Liste der „500 besten Metzgereien“ in Deutschland. Die aktuelle Besten-Liste für 2023 führt auch fünf Essener Metzgereien auf. Doch einer der Ausgezeichneten, der Bio-Fleischer Bernd Burchhardt aus Essen-Kupferdreh, legt keinen Wert mehr darauf, die Ehrenurkunde in seinen Geschäften auszuhängen. Der Grund: Der Geschäftsmann sieht es nicht ein, für die Urkunde des Gourmet-Magazins Geld zu bezahlen.

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Schon bei der vorigen Auszeichnung sei es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und dem im Hamburger Jahreszeitenverlag erscheinenden Magazin wegen der Bezahlung der Besten-Urkunde gekommen. „Ich habe deshalb vor zwei Jahren in Hamburg angerufen und mich persönlich darüber beschwert, dass ich für die Urkunde bezahlen sollte“, berichtet Bernd Burchhardt. Und fügt hinzu: „Ich habe den Feinschmecker aufgefordert, mich unter diesen Umständen nicht mehr auszuzeichnen.“

„Früher gab es Urkunden und Aufkleber kostenlos, jetzt kosten sie 300 Euro“

Ganz offensichtlich hat dieser Appell seine Wirkung verfehlt, denn in der aktuellen 500er-Liste der Gourmet-Illustrierten findet Bernd Burchhardt abermals Erwähnung. Was ihn aufregt: Seinen Angaben zufolge berechnet der Jahreszeiten-Verlag für die Urkunde einen Betrag von 200 Euro. Auch den Aufkleber für die Schaufensterscheibe würden die Magazin-Macher in Rechnung stellen, sagt der Essener Bio-Metzger. Insgesamt koste das Paket jetzt 300 Euro. „Früher gab es sowohl die Urkunde als auch die Aufkleber kostenlos.“

Bernd Burchhardt und der Feinschmecker haben schon seit bald zwei Jahrzehnten miteinander zu tun. Gut 15 Jahre war das Verhältnis zwischen Auszeichner und Ausgezeichnetem einvernehmlich. „2007 hat uns der Feinschmecker sogar zur besten Metzgerei in Nordrhein-Westfalen gekürt“, so Burchhardt.

Die Redaktion des Hamburger Gourmet-Magazins bestätigt auf Anfrage, dass es die Urkunden und Aufkleber für die „500 besten Metzgereien“ früher kostenlos gegeben habe. Aber die „fetten Jahre“ und die Zeit der „Gratismentalität“ seien längst vorbei. Um zu überleben, seien auch Zeitschriftenverlage auf Einnahmen angewiesen, auf die man früher verzichtet habe.

Magazin „Der Feinschmecker“ reagiert: „Die Zeit der Gratismentalität ist vorbei“

Die Feinschmecker-Redaktion bedauere, dass Burchhardt die Urkunde nicht mehr im Geschäft aushänge. Gleichzeitig weisen die Hamburger auf den Nutzen hin, den Metzger wie Bernd Burchhardt durch die Auszeichnung erzielten. „Er profitiert immens von der Auszeichnung, ohne dass er etwas für den Zeitschriftenverlag leisten muss“, argumentiert die Feinschmecker-Redaktion.

Die Resonanz bei den ausgezeichneten Metzgern sei ansonsten rundum positiv. Denn der Feinschmecker führt nicht nur die Adressen der 500 Besten auf, er hebt auch einzelne Wurst- und Fleischwaren aus dem Sortiment positiv hervor und würdigt die handwerkliche Qualität des jeweiligen Betriebs. Viele der ausgezeichneten Metzgereien würden durch die Veröffentlichungen im Feinschmecker-Magazin nachweislich neue Kunden gewinnen, heißt es.

Zu den „500 besten Metzgereien in Deutschland 2023“ hat das Feinschmecker-Magazin neben Bernd Burchhardt diese vier Essener Geschäfte gekürt: Metzger Gronau (Rüttenscheider Straße 92), Fleischerei Reinolsmann (Rüttenscheider Straße 220), Fleischerei Bremen (Brückstraße 31) und die Fleischerei Bickert (Aktienstraße 146).

Anonyme Testkäufer touren Monate lang durchs Land

Der Feinschmecker findet “Die 500 besten Metzger“ nach eigenen Angaben durch ein zweistufiges Verfahren: Zunächst müssen Leser des Magazins gute Metzger empfehlen – und dann werden diese bundesweit durch anonyme Testkäufer geprüft.

Vier Monate lang touren die „Inspektoren“ durchs Land, um aus 600 Einsendungen die 500 besten zu wählen. Dabei spielen nicht nur handwerkliche Qualität und der Geschmack der Wurst- und Fleischwaren eine Rolle, sondern auch, wie sehr die Metzger darauf achten, wie die Tiere aufgezogen wurden und ob ihr Fleisch ohne allzu stressige Transporte für die Tiere aus der Nähe kommt.