Essen. Mit zwei Jahren Verspätung kam Tom Beck auf der „4b“-Tour in die Zeche Carl nach Essen. Wie der Frauenschwarm sich bei den treuen Fans bedankt.
Von einem Faultier vermutet man nicht, dass es bei einem Wettbewerb als Sieger durchs Ziel geht. Doch „Fauli“ hat dieses Kunststück bei der TV-Musik-Show „The Masked Singer“ im Frühjahr 2020 geschafft. Im zotteligen Kostüm mit Schlafbrille steckte Tom Beck, Schauspieler, Musicaldarsteller und Sänger, der damals gerade sein Album „4b“ fertiggestellt hatte und zu Recht hoffte, es mit diesem Erfolg in der Tasche gut bewerben zu können. Aber Corona änderte alles. Mit gut zwei Jahren Verspätung konnte die „4b“-Tour, die ihn jetzt auch in die Zeche Carl führte, endlich nachgeholt werden.
Auf der Bühne dankte der 44-jährige Sänger und Schauspieler seinen 250 überwiegend weiblichen Fans dafür, dass sie ihm die Treue gehalten und nach so langer Zeit „das Ticket vom Kühlschrank abgezogen“ hätten. Das altersmäßig sehr breit aufgestellte Publikum fremdelte jedoch keine Minute, von Anbeginn brandete jubelnde Begeisterung auf.
Weibliche Fans wollen dem Lieblingsstar nahe sein
Wie eng das Bedürfnis ist, dem Lieblingsstar nahe zu sein, der einst als smarter Polizist in der TV-Serie „Alarm für Cobra 11“ begeisterte, war daran zu erkennen, als Beck zwei Alternativen der Tröstung in diesen Zeiten anbot. Einmal in Form eines Songs und einmal in Form einer individuellen Umarmung. Der Egoismus gewann die Oberhand, denn zwei Frauen wollten lieber den individuellen Körperkontakt spüren und von Tom Beck in die Arme genommen werden, als ein Lied mit allen teilen. Vermutlich waren sie aber nur clever, weil sie zu recht dachten, dass der Song ohnehin auf der Setlist stünde.
Auch wenn gelegentlich älteres Material von der bestens eingespielten Begleitband, die auch schon mal akustisch zusammenrückt, mit Gitarre, Bass, Keyboard und Schlagzeug angestimmt wurde, so standen dennoch die Lieder von „4b“, des „quasi brandneuen Albums“ wie Beck ironisch bemerkte, im Mittelpunkt. Jedenfalls hatten die Fans ausreichend Zeit, die Texte auswendig zu lernen.
Menschen sollen ihre Orientierung nicht verlieren
Mit „Nur für mich“ eröffnete Beck das Konzert und propagiert keinesfalls gelebte Egozentrik, sondern die Suche nach dem eigenen Weg. Mit Zeilen wie „Nur für mich, nur für mich allein, soll es richtig sein“ möchte er Menschen in diesen bisweilen verwirrenden Zeiten dazu animieren, die persönliche Orientierung nicht zu verlieren. Das hat zumindest ansatzweise inhaltlichen Tiefgang, der allerdings kaum ausgebaut wurde.
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„Weg zum Mond“ bringt die Fans zu leichter Reggae-Rhythmik erstmals zum Tanzen, was die Aufnahme unverwackelter Videos enorm erschwert. „Konkret“ beschreibt die Veränderung eines Mannes, der plötzlich auf die Frau trifft, mit der er es ernst meint, während „On/Off“ eher eine „Vielleicht“-Liebe umschreibt.
Alleinstellungsmerkmale fehlen dem Sänger
Gutes Aussehen, sympathisches Auftreten und eine leicht angeraute Stimme, der frau gern abnimmt, dass sie Stärke und Schutz verheißt, sind wichtige Attribute für musikalischen Erfolg. Was Tom Beck unabhängig vom begeisterten Applaus fehlt, sind jedoch Alleinstellungsmerkmale, die ihn definitiv von der Masse der Konkurrenz abheben.