Essen. Philharmonie Essen: Rias Kammerchor und Solisten der Extraklasse präsentieren Händels „Messiah“ in Referenzqualität. Expertenensemble begleitet.
Wenn sich nach dreistündiger Pilgerfahrt mit der großen „Amen“-Fuge der Kreis von Weihnachtsgeschichte, Passion und Heilsverkündung schloss, konnte der Besucher auf einen rundum beglückenden Abend zurückblicken. Händels „Messiah“, tags zuvor noch in Dortmund von Altmeister Ton Koopman zelebriert, fand auch in der Essener Philharmonie zu einer exquisiten Wiedergabe in historisch informierter Aufführungspraxis.
Virtuosität von allen Seiten
Nicht erst im „Hallelujah“ legte Justin Doyle sein Verständnis von Barockmusizieren dar: Trotz Pauken und Trompeten erteilte er jedem gemauerten Brachialpomp eine Absage zugunsten einer delikaten, dynamisch gestaffelten Ausformung und staccato-durchsichtigem Fließen in geschmeidigen Tempi. Virtuosität von allen Seiten war ihm dabei gewiss.
Der 34-köpfige Berliner Rias Kammerchor als einer der weltbesten, eher kristallin als warm tönend, besticht durch Strahlkraft und gestochen scharfe Abbildung in allen Stimmen, durch die das polyphone Liniengeflecht wie ein Netz aus stählernen Fäden sichtbar wird.
Die Akademie für Alte Musik Berlin als Expertenensemble, aus dem Kontrafagott und Lautenhals meterhoch herausragten, wusste um die Einheit von Musik und Rede, bei Händel stets auch vom Geist der Oper durchweht: Die Melodik orientiert sich bei ihnen am natürlichen Sprachduktus, der den punktierten, schweren Rhythmus federn und das Fugato singen lässt.
Gesangssolisten der Extraklasse
Dazu vier Gesangssolisten der Extraklasse, die allesamt die Koloraturen und Verzierungen kalligraphisch in ihre Stimmen einbanden. Tim Mead ist mit seinem tragfähigen und leuchtenden Altus schwer zu überbieten, an seiner Seite der glockenrein-gerundete Sopran von Julia Doyle. Thomas Hobbs verlieh den Rezitativen kantable tenorale Schönheit, Roderick Williams war üppiger Wohllaut. Kurzum ein „Messias“ in Referenzqualität.