Essen/Mülheim. Andreas Stüve, noch Oberstaatsanwalt in Düsseldorf, soll auf Frank Richter folgen. Innenminister Herbert Reul schlägt seinen Wunschkandidaten vor.
Der künftige Polizeipräsident für Essen und Mülheim ist ein erfahrener Jurist und ausgewiesener Clan-Experte: Der Düsseldorfer Oberstaatsanwalt Andreas Stüve (53) wird die Nachfolge seines Vorgängers Frank Richter antreten, der sich nach sieben Jahren an der Spitze der Behörde an der Büscherstraße aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand verabschiedet hatte.
Dies hat das Landeskabinett am Dienstag auf Vorschlag des NRW-Innenministers beschlossen. Einmal mehr bleibt Herbert Reul (CDU) damit seiner Linie treu, vakante Präsidenten-Positionen nicht politisch motiviert, sondern nach fachlicher Eignung zu besetzen. Den noch amtierenden Chef der Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten (ZEOS) an die Spitze des Präsidiums zu setzen, macht in der Clan-Hochburg Essen nicht die schlechteste Figur. Es ist zudem ein klares Zeichen, dass die Null-Toleranz-Strategie fortgeführt werden soll.
„Profilierter Fachmann im Kampf gegen das organisierte Verbrechen“
„Ich bin sehr froh, dass es in kurzer Zeit gelungen ist, einen so profilierten Fachmann im Kampf gegen das organisierte Verbrechen für das Polizeipräsidium Essen zu gewinnen. Andreas Stüve ist ein Pragmatiker, der die Maschen krimineller Clan-Mitglieder genauestens kennt. Seine Erfahrung kann uns helfen, weitere dicke Fische zu fangen“, sagte Innenminister Herbert Reul.
Andreas Stüve, der seine neue Stelle zum nächstmöglichen Zeitpunkt antreten soll, betonte: „Ich bin mir der großen Verantwortung, die mit der neuen Aufgabe einhergeht, sehr bewusst. Zugleich freue ich mich darauf, meine bisherigen Erfahrungen, insbesondere in der Bekämpfung der Clankriminalität, in Essen einbringen zu können. Erfolgreiche Polizeiarbeit gelingt nach meiner Auffassung am ehesten im Team. Deshalb ist mir ein vertrauensvolles Miteinander sowohl innerhalb der Polizei als auch in der Zusammenarbeit mit anderen Behörden und Institutionen ein besonderes Anliegen.“
Kriminelle Vermögen wirkungsvoll abschöpfen
Stüve gilt als klarer Befürworter der „Follow the money“-Strategie: Nur wer als Strafverfolger weiß, wo kriminelle Gewinne herkommen, wohin sie fließen und wer sie verteilt, kann illegal erwirtschaftete Vermögensströme wirkungsvoll abschöpfen und Täter überführen. So war seine ZEOS-Abteilung maßgeblich an den Ermittlungen gegen kriminelle Mitglieder eines Leverkusener Clans beteiligt, deren mutmaßlicher Sozialbetrug im großen Stil über Jahre zuvor nicht aufgeflogen ist.
Als Andreas Stüve die Leitung der ZEOS vor über zwei Jahren übernahm, war der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BdK) voll des Lobes: Er sei als „erfahrener Staatsanwalt“und „echter Kriminalist“ bekannt. Er habe „vielfach unter Beweis gestellt, dass er erfolgreich auch große internationale Umfangsverfahren gegen die transnationale Organisierte Kriminalität leiten kann“, hieß es in einer Stellungnahme des BdK anlässlich der Bildung der landeszentralen Spezialstaatsanwaltschaft.
Acht Jahre lang für Organisierte Kriminalität zuständig
Bevor Stüve ZEOS-Chef wurde, war er über acht Jahre lang Leiter der Abteilung für die Verfolgung Organisierter Kriminalität bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf. Von 1990 bis 1996 absolvierte der gebürtige Niedersachse ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Münster. Bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf wurde er 1999 zum Staatsanwalt und 2011 zum Oberstaatsanwalt ernannt.
Nach dem überraschenden Ausscheiden Frank Richters (63), der Ende Oktober offiziell in den Ruhestand versetzt worden ist, hatte Polizei-Chef Detlef Köbbel die Behördenleitung übernommen.
>>> Reaktionen auf die Personalie Andreas Stüve
- Mit Andreas Stüve (53) bekommt die Polizei Essen einen neuen Polizeipräsidenten, der als Clan-Experte gilt. Oberbürgermeister Thomas Kufen teilte dazu unter anderem mit: „Mit der neuen Personalie erhält das Polizeipräsidium einmal mehr den Fokus auf die Aufklärung von organisiertem Verbrechen. Dabei trifft er hier auf bereits erfolgreich etablierte Strukturen, die es nun gilt, weiter auszubauen.“ Außerdem sagte Kufen: „Darüber hinaus haben wir viele gemeinsame Themen, um die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger auf Stadtteilebene zu gewährleisten. Diese werden wir unter anderem im Kriminalpräventiven Rat der Stadt Essen gemeinsam diskutieren und wie gewohnt auf den Weg bringen.“
- Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) äußert sich in einer Stellungnahme wohlwollend: „Damit folgt ein ausgesprochener Kenner auch kriminalpolizeilicher Arbeit auf Frank Richter. Wir hoffen, dass die Bekämpfung der Clankriminalität und der Organisierten Kriminalität damit neuen Schub bekommt.“ Weiter heißt es: „Andreas Stüve erwarten in Essen und Mülheim vielfältige Herausforderungen, vor allem bei der Personalausstattung der Kriminalpolizei. Er bekommt aber ein Team aus allen Sparten der Polizei, das gemeinsam mit ihm an einem Strang ziehen will.“