Essen. Verkaufsoffener Sonntag, Weihnachtsmarkt, Lichtwochen: Der Mix in der Essener City zieht Besucher an. Demo auf dem Kopstadtplatz verstört einige.

Während der Handel verhalten optimistisch auf den verkaufsoffenen Sonntag blickte, hielten sich die Besucher nicht zurück und strömten in die Essener Innenstadt. Geöffnete Läden, Weihnachtsmarkt und Lichtwochen, eine gute Mischung, die laut Marc Heistermann, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Ruhr, dem Wunsch nach Erlebnisshopping entgegenkomme. Darauf setzten Kunden vermehrt. Auch an diesem Adventssonntag.

Ab etwa 13 Uhr mit Öffnung der Geschäfte füllte sich auch die City, füllten sich die Kettwiger- sowie die Limbecker Straße, der Limbecker Platz und auch die großen Tüten der Kunden. Beließen es einige beim Besuch des Weihnachtsmarktes wie die Familien aus Frankfurt oder Rheinberg, so wollten die meisten eben auch einkaufen. Darunter ein Huttroper Paar, das sich gucken, kaufen und nach Geschenken umschauen vorgenommen hatte, sich aber auch auf einen Glühwein freute.

Handel glaubt an das Gesamtangebot mit Weihnachtsmarkt und Lichtwochen

Andere Kunden kamen dafür aus den Niederlanden, aus Nachbarstädten oder aus Essener Stadtteilen. „Ohne den Weihnachtsmarkt wären wir wohl heute nicht in die Stadt gekommen“, sagte eine Frohnhauserin (64). Es mache einfach Freude, an den kleinen Hütten zu stöbern, einen Glühwein zu trinken und nach Geschenken oder Dingen für sich selbst zu schauen, lobte sie die Atmosphäre. In dieser lockten manche Geschäfte mit „Sale“ oder Prozenten, andere verschenkten WM-Deko-Überbleibsel gleich.

„Wir haben in letzter Zeit gute Frequenzen in der Innenstadt. Das ist dem attraktiven Gesamtangebot geschuldet“, sagt Marc Heistermann und erklärt das auch mit dem inneren Bedürfnis der Menschen, etwas unternehmen zu wollen. Ob Pandemie, Ukraine-Krieg oder Energiekrise, all das habe natürlich auch Auswirkungen auf das Kaufverhalten gehabt – hat es immer noch.

Noch ist daher die Kaufzurückhaltung der vergangenen Wochen und Monate nicht gänzlich aus den Köpfen verschwunden: „Wir haben durchaus gemerkt, dass die Kunden das Geld zusammengehalten haben“. Doch die politischen Ankündigungen und Zusagen wie die finanziellen Hilfen für die Bürger, hätten die Lage entspannt. Denn die vorherige Unsicherheit vieler, nicht zu wissen, was komme, das sei Gift für den Handel gewesen.

An manchem Stand ärgerte sich jedoch mancher Schausteller über die Demo

Inzwischen seien zuletzt sogar bei nicht ganz so gutem Wetter viele in die Innenstadt gekommen, sagt Heistermann beinahe verwundert, da das Wetter doch stets eine wichtige Rolle spiele. Grund zur Entwarnung bestünde zwar noch nicht, doch es mache sich eben bemerkbar, dass es den Menschen wieder gelinge, auf Sicht zu fahren: „Davon profitieren dann auch Handel und Weihnachtsmarkt.“

Mit vollen Taschen verließen viele am verkaufsoffenen Sonntag die Essener Innenstadt.
Mit vollen Taschen verließen viele am verkaufsoffenen Sonntag die Essener Innenstadt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

An manchem Stand ärgerte sich jedoch am Sonntag mancher Schausteller über die Demo auf dem Kopstadtplatz, für die zunächst Fahrzeuge abgeschleppt werden mussten, um die Veranstaltung dann mit einem erheblichem Polizeiaufgebot zu begleiten. Abgesehen von dem dringend benötigten Parkraum sei das eben kein schöner Anblick für Familien, die aus dieser Richtung in die Innenstadt kamen, lautete eine Kritik.

Auf dem Kopstadtplatz hatte die Gruppierung „NRW erwacht“ eine Großdemo mit rund 1000 Teilnehmern unter dem Motto „Für Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung“ angemeldet. Es kamen nicht annähernd so viele, in der Spitze sollen es laut Polizei rund 500 gewesen sein. In Sichtweite fand zudem die Gegendemo von „Essen stellt sich quer“ mit etwa 150 Teilnehmern statt, die bei „NRW erwacht“ mit Mitgliedern aus der rechtsradikalen Szene und Verschwörungsmythen gerechnet hatten. Dazu kamen Absperrungen, laute Musik sowie zahlreiche Mannschaftswagen und Beamte der Polizei und der Demozug nach Rüttenscheid und zurück. Alles sei ruhig geblieben, meldete die Polizei am frühen Abend.

Anreize bieten, damit Kunden nicht von der Couch aus online bestellen

Die Stimmung insgesamt trübte das an dem verkaufsoffenen Sonntag ohnehin nicht: „Wir merken derzeit, dass die Menschen raus wollen“, sagt Marc Heistermann mit Blick auf zurückliegende Einschränkungen wegen der Pandemie. Für die Innenstadt heißt das in Zahlen: Gemessen wurden am Samstag, 10. Dezember, nun beispielsweise 78.503 Menschen auf der Kettwiger Straße, damit kommt Essen an die Zahlen vor der Pandemie heran (80.030 am 14. Dezember 2019). Im Vorjahr waren es nach Angaben des Frequenzmessungsunternehmens Hystreet am 11. Dezember rund 20.000 weniger.

Derzeit kämen Kunden nicht ausschließlich wegen der Geschäfte oder der Weihnachtsmarktstände in die Innenstadt, sondern, um eine schöne Zeit zu erleben, ist Heistermann überzeugt und meint den Trend zum Erlebnisshopping. „Wir müssen ihnen diese Anreize bieten, damit sie nicht von der Couch aus online bestellen.“

An einem verkaufsoffenen Sonntag wie diesem, der zeitgleich auch in Rüttenscheid stattfand, heißt das beispielsweise, dass Familien gemeinsam entspannt shoppen können. Für viele sei das ein besonderer Moment abseits von Hektik und Alltagsstress, sagt Heistermann und trifft etwa bei der 25-jährigen Velberterin und ihrem Partner ins Schwarze. „Ich kaufe heute Geschenke und hätte dafür in der Woche wegen meines Jobs kaum Zeit gehabt.“

Für den Handel ist der dritte Advent üblicherweise der Tag der Tage

„Von diesem Sonntag hat sich der Handel auch deshalb einiges versprochen, weil aus unserer Sicht der dritte Advent üblicherweise der Tag der Tage ist“, ergänzt Marc Heistermann zu ihren Hoffnungen, die zuvor auf dem 11. Dezember lagen. Wohlwissend, dass sich die Kundenströme in diesem Jahr verteilen könnten, da der vierte Advent zeitlich recht weit vor Heiligabend liegt: „Für Spätentschlossene ist das günstig.“

Im Schuhhaus Grüterich an der Limbecker Straße gingen nun bereits nach diesem Wochenende die Daumen hoch und so lautete eine positive Bilanz am frühen Sonntagnachmittag: „Es lief schon Samstag gut. Nun sind Stadt und Laden voll.“