Essen. An elf Messstationen in Essen blieb Stickstoffdioxid im Jahr 2022 unter den Grenzwerten. Nur eine lag leicht drüber. Bald Tempo 60 auf der A 40?
Die Belastung durch Stickstoffdioxid (NO2) lag im Jahr 2022 mit einer Ausnahme an allen zwölf Messstellen im Essener Stadtgebiet unterhalb des Grenzwertes von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (µg/m³). Dies teilte die Stadtverwaltung unter Hinweis auf die Messungen mit, die das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) kontinuierlich im Essener Stadtgebiet vornimmt. Die jetzt vorliegenden Werte betrachten zunächst den Zeitraum von Januar bis August dieses Jahres und sind noch nicht endgültig.
An der A40-nahen Kruppstraße liegt immer noch zu viel Stickstoffdioxid in der Luft
Nach diesen Auswertungen lag lediglich die im Juli 2020 an der Autobahn A 40 in Höhe der Kruppstraße 117 installierte Messstelle über dem jährlichen Grenzwert und wies für die Monate Januar bis August einen mittleren Messwert von 45 µg/m³ auf. Die Werte an den langjährigen Messstellen, wie beispielsweise in Vogelheim oder der verkehrsnahen Messstelle an der Hausackerstraße in Frohnhausen lagen im Jahresmittel zwischen 22 µg/m³ und 35 µg/m³.
Die komplette Liste der Messstellen stellt sich laut LANUV-Auswertung für die Essener Standorte im Jahr 2022 wie folgt dar (in Klammern der Wert von 2021): Gladbecker Straße in Altenessen: 33 µg/m³ (32 µg/m³); Steeler Straße: 26 µg/m³ (27 µg/m³); Alfredstraße in Rüttenscheid: 32 µg/m³ (31 µg/m³); Hausackerstraße in Frohnhausen: 35 µg/m³ (36 µg/m³); Krayer Straße: 32 µg/m³ (32 µg/m³); Hombrucher Straße in Frillendorf: 28 µg/m³ (27 µg/m³); Brückstraße in Werden: 30 µg/m³ (32 µg/m³); Abteistraße in Werden: 30 µg/m³ (30 µg/m³); Kruppstraße in Holsterhausen: 45 µg/m³ (43 µg/m³); Vogelheim: 22 µg/m³ (23 µg/m³); Schuir: 22 µg/m³ (25 µg/m³).
Es muss andere Gründe für die Entwicklung geben als den Corona-Lockdown
Mit diesen Werten setzt sich die positive Entwicklung der letzten Jahre fort, die teilweise auch mit dem Corona-Lockdown und der damit verbundenen Reduzierung des Verkehrs erklärt worden war. Dieser Faktor spielte allerdings im Jahr 2022 so gut wie keine Rolle mehr, ein Rückgang des Autoverkehrs ist generell nicht in Essen registriert worden, bei weiter leicht steigendem Fahrzeugbestand eher sogar das Gegenteil. Es müssen also andere Gründe für die Verbesserung der Schadstoffkonzentrationen maßgeblich sein.
Die städtische Umwelt- und Baudezernentin Simone Raskob erklärt sich den Erfolg vor allem durch das Thema „Antriebswende“, wobei damit noch nicht so sehr E-Autos und Hybride gemeint sind. „Die Modernisierung von Benzinern und Diesel-Fahrzeugen trägt entscheidend zu den geringeren Stickstoffdioxid-Werten bei“, so Raskob auf Anfrage. Bei weiter zunehmenden E-Motoren im Straßenverkehr und vermehrten Umstieg auf das Fahrrad dürften sich die Werte nach Erwartungen Raskobs dann weiter verbessern.
Überlegungen, die generelle Geschwindigkeit auf der A 40 auf 60 km/ zu reduzieren
An der Messstation Kruppstraße macht sich laut Raskob natürlich die Nähe der Autobahn A 40 bemerkbar. Derzeit liefen unter Beteiligung der Landesministerien für Umwelt und Verkehr, des LANUV und Vertreter der Autobahn GmbH des Bundes Überlegungen und Diskussionen, wie auch hier das Einhalten der Grenzwerte gelingen könnte. Königsweg wäre die Abdeckelung der A 40, sodass die Emissionen der Fahrzeuge gar nicht erst in die städtische Umgebung gelangen könnten. Der Deckel allerdings ist noch in weiter Ferne.
Dem LANUV schwebt nach Angaben Raskobs eine Reduzierung der Regelgeschwindigkeit auf 60 km/h vor – derzeit gelten 80 km/h und 100 km/h auf den entsprechenden Abschnitten der A 40. Durch eine „Vergleichmäßigung des Verkehrs“ erhoffe man sich geringeren Schadstoffausstoß. Diese Maßnahme lehne die Autobahn GmbH aber ab, mutmaßlich um den Verkehr nicht zu stark zu behindern. Kurz- bis mittelfristig könnte aber auch schon die derzeit laufende Erhöhung der Lärmschutzwände helfen, da sie andere, für die Umgebung günstigere Verwirbelungen erzeuge, so Raskob.