Essen. Seit Anfang Juli hat die Stadt Essen das ehemalige Dorint-Hotel in Rüttenscheid angemietet. Nun kommen dort erstmals Geflüchtete unter.

Die Stadt Essen erweitert ihre Kapazitäten für geflüchtete Menschen. Seit Anfang der Woche wird das ehemalige Dorint-Hotel in Essen-Rüttenscheid erstmals belegt. Bereits zum 1. Juli hatte die Stadt das Gebäude angemietet, seitdem stand das Haus leer.

Außerdem wird die Kapazität in der Flüchtlingsunterkunft an der Ruhrtalstraße in Kettwig ab Mitte Dezember erweitert, heißt es aus dem Rathaus. Insgesamt stehen der Stadt dann 2360 Plätze für Geflüchtete zur Verfügung (Details siehe unten).

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„Bei der Belegung von Flüchtlingsunterkünften achten wir immer auch auf Familienzusammenhänge“, erklärt Stadtsprecherin Silke Lenz. „Das gilt auch für das Dorint-Hotel.“ Daher habe es im Gebäude zunächst einige kleinere Umbauarbeiten gegeben, „um Bedarfe für eine Belegung zu decken“ und Familien gemeinsam unterbringen zu können. Eingerichtet wurden auch Gemeinschaftsräume, wie etwa der ehemalige Frühstücksraum, in dem sich die neuen Bewohnerinnen und Bewohner – in den kommenden Tagen werden es 28 sein – treffen können. Die Hotelmöbel sind übernommen worden.

Stadt hat Immobilie ein Jahr lang angemietet

Die Stadt hat das Gebäude für die Dauer von einem Jahr angemietet. Die Organisation der Unterkunft vor Ort übernimmt das DRK. Eine Verlängerung der derzeitigen Nutzung über den 1. Juli 2023 hinaus sei derzeit allerdings nicht geplant, da der Eigentümer eigene Pläne mit der Immobilie habe, so Lenz.

Die meisten Geflüchteten, die in Essen leben, stammen aus der Ukraine: Bisher haben sich insgesamt 7180 Personen aus den dortigen Kriegsgebieten in der Servicestelle Flüchtlinge beim Amt für Soziales und Wohnen gemeldet. Einen Wohnsitz in Essen haben derzeit 5716 Personen aus der Ukraine angemeldet.

In den städtischen Unterkünften untergebracht sind derzeit insgesamt 1627 geflüchtete Menschen. Davon kommen laut Stadtverwaltung 928 Menschen aus der Ukraine und 699 Menschen aus anderen Herkunftsländern, vor allem aus Syrien, Afghanistan und Irak.

Weiterhin versichert Lenz, laufe auch die Vermittlung von Wohnraum für Geflüchtete weiter: Das Amt für Soziales und Wohnen habe in 1619 Fällen eine Zustimmung zur Wohnungsanmietung erteilen können, mit der bislang insgesamt 3945 Geflüchtete aus der Ukraine eine eigene Wohnung in der Stadt gefunden hätten.

Zustimmung aus dem Stadtteil

Um die Erfüllungsquote von 100 Prozent nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel zur Aufnahme von Geflüchteten zu erreichen, müsste die Stadt Essen jetzt noch 431 weitere Personen aufnehmen. Das heißt aber nicht, dass man damit das Soll an Plätzen, die zur Verfügung gestellt werden müssen, bereits übererfüllt habe, so Lenz: „Zum einen ist nicht klar, wie viele Menschen mit Blick auf den Winter noch unter anderem aus der Ukraine zu uns kommen. Darüber hinaus gibt es auch noch die Wanderung aus anderen Herkunftsländern sowie Zuweisungen über die sogenannte Wohnsitzauflage.“ Im November seien der Stadt Essen 185 Menschen zugewiesen worden sowie 34 anerkannte Flüchtlinge mit einer Wohnsitzauflage.

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Zurück zum nun erstmalig bezogenen ehemaligen Dorint-Hotel: Zustimmung zu dessen Nutzung als Flüchtlingsunterkunft kommt von Bezirksbürgermeister Hans-Peter Huch (CDU): „Aufgrund der derzeitigen Situation halte ich die Belegung unter sozialen Gesichtspunkten für richtig. Ich habe bereits in früheren Fällen dafür plädiert, ein leerstehendes Hotel für Geflüchtete zu nutzen. Denn wir müssen Menschen, die zu uns kommen, vernünftig unterbringen. Und wenn ich sage müssen, dann meine ich: Es ist unsere Verpflichtung.“

Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) hat bei Bund und Land kürzlich mehr Hilfen bei der Bewältigung der Flüchtlingsströme und Integration angemahnt. Auf Essen und andere große Städte sieht er schwierige Zeiten zukommen. „Wir haben seit Februar 2022 schon jetzt bei weitem mehr Flüchtlinge aufgenommen als in den Jahren 2015/16“, sagte Kufen im Interview mit unserer Redaktion vor einigen Tagen. Bisher sei die Lage nur deshalb einigermaßen beherrschbar, „weil zwei Drittel der Flüchtlinge aus der Ukraine bei Freunden, Bekannten oder anderen Essener Familien untergekommen sind.“ (mit jop)

>>> INFO: Weitere Flüchtlingsunterkünfte

  • Mit der Nutzung des Dorint-Hotels sowie der Erweiterung der Flüchtlingsunterkunft an der Ruhrtalstraße in Kettwig ab Mitte Dezember stehen in Essen 2360 Plätze zur Belegung mit Geflüchteten zur Verfügung. Mit einer weiteren Ausbaustufe von 184 Plätzen soll die Kapazität auf insgesamt 2544 Plätze steigen. Derzeit sind in den städtischen Unterkünften 1627 Menschen untergebracht.
  • Feste Unterkünfte für Geflüchtete der Stadt Essen sind das Kloster Schuir sowie die Unterkünfte an der Karl-Meyer-Straße, Hülsenbruchstraße, Grimbergstraße, Lerchenstraße, Papestraße, Ruhrtalstraße.
  • Im Rahmen der Fluchtbewegung aus der Ukraine wurden zusätzliche Unterbringungskapazitäten geschaffen: St. Vincenz-Krankenhaus, Marienhospital, Jugendhaus St. Altfried, Kardinal-Hengsbach-Haus, Handballleistungszentrum Raumerstraße und dem ehemaligen Dorint-Hotel.