Essen. Während des Waffenverbots für den Essener Hauptbahnhof brachte es die Bundespolizei auf über 200 Kontrollen. Dabei kam so einiges ans Licht.

Einhandmesser, Springmesser, Cuttermesser oder Küchenmesser mit einer 13 Zentimeter langen Klinge - bei den verschärften Kontrollen der Bundespolizei anlässlich des fünftägigen Waffenverbots für den Essener Hauptbahnhof kam einmal mehr so einiges an gefährlichen Gegenständen zusammen.

Neben „recht vielen Messern“, so Bundespolizeisprecherin Anne Rohde, zogen die Einsatzkräfte aber auch Tierabwehrsprays ein. Bei über 200 Kontrollen zwischen Donnerstag und Montagmorgen gab es „knapp 20 Feststellungen“, so Rohde. Platzverweise, Bahnhofs- oder Beförderungsverbote sowie Zwangsgelder in Höhe von 200 Euro im Wiederholungsfalle waren die Konsequenzen der Verstöße gegen die polizeiliche Allgemeinverfügung.

Gefährliche Konflikte unter dem Einfluss von Drogen und Alkohol

Vor allem Jugendliche und junge Männer seien erwischt worden, aber auch Erwachsene im Alter jenseits von 40 Jahren. Gerade unter dem enthemmenden Einfluss von Alkohol- und Betäubungsmitteln kommt es nach Erfahrungen der Bundespolizei im Essener Hauptbahnhof ständig zu Konflikten, die teilweise mit gefährlichen Gegenständen und Waffen ausgetragen werden.

Der Einsatz von Messern führe immer wieder zu schweren Verletzungen. Das habe man insbesondere den erwischten Jugendlichen deutlich gemacht.

Während der Corona-Pandemie sank die Zahl der Gewaltdelikte mit Messern und Co. im Essener Hauptbahnhof selbst in Zeiten des Lockdowns nicht, betont die Bundespolizei. Was allerdings auch dem Prinzip geschuldet sein mag, dass mehr Überprüfungen mehr zutage fördern. Denn seitdem das Beamten-Team am Bahnhof durch frische Kräfte verstärkt worden ist, sind zusätzliche Routinekontrollen tatsächlich möglich geworden. Was aber auch zeigt: Die Waffendichte ist zu hoch.

Die Politik hat noch keine Nägel mit Köpfen gemacht

So stellten Bundespolizisten am 20. November ein Einhandmesser bei einem 18 Jahre alten Dieb sicher. Am 8. November wurde ein 16 Jahre alter Langfinger mit einer vergleichbaren Waffe erwischt. Am 20. Oktober zogen die Beamten ein verbotenes Messer ein, das ein 23-Jähriger griffbereit an seinem Gürtel trug, um nur drei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit zu nennen.

Zwar hat die auch für die Bundespolizei zuständige Gewerkschaft der Polizei (GdP) längst gefordert, Großstadtbahnhöfe aufgrund der Unsicherheitslage dauerhaft und generell zu waffenfreien Zonen zu erklären, wofür sich zudem Experten bei einer Anhörung im Landtag ausgesprochen haben. Jedoch hat die Politik bei diesem Thema noch keine Nägel mit Köpfen gemacht. Als Problem gelten dabei vor allem die unterschiedlichen Zuständigkeiten zwischen Bundes- und Landespolizei, kommunalen Ordnungsbehörden und der Deutschen Bahn selbst.

Allgemeinverfügung macht anlasslose Kontrollen möglich

So lange die rechtliche Situation so ist, muss sich die Bundespolizei mit zeitlich begrenzten Allgemeinverfügungen behelfen, die anlasslose und verdachtsunabhängige Kontrollen ermöglichen. Wann die Nächste erlassen wird, kann Anne Rohde zwar noch nicht genau sagen: „Ich bin aber sicher, dass das nächstes Jahr wieder auf uns zukommen wird.“

Im Januar 2021 hatte die Bundespolizei ein einwöchiges Waffenverbot für die Hauptbahnhöfe Essen und Mülheim verhängt und verschärft kontrolliert. Die Gesamt-Bilanz: 800 Personen wurden kontrolliert, 54 Straftaten registriert und 30 gefährliche Gegenstände sichergestellt - darunter in erster Linie Messer.