Essen. Das Konzert der beiden Essener Rapper zum Jahresabschluss hat Tradition. So lief die Party mit den 257ers in der Weststadthalle diesmal ab.

Das Wetter hielt sich immerhin an die Regieanweisung, denn tatsächlich rieselten vor Beginn der sinnlichen Weihnachtsfeier der 257ers in der mit über 1000 Fans restlos ausverkauften Weststadthalle einige Schneeflocken vom Himmel. Über zehn Jahre feiert das Rap-Duo aus Kupferdreh, das bereits im vergangenen Oktober vier Konzerte in der Weststadthalle gab, bereits die Tradition der Jahresabschlussfeier in ihrem Weststadt-Wohnzimmer, wo dann erwartungsgemäß erneut ausgelassene Partystimmung herrschte.

Es war ein bisschen wie Karneval, junge Frauen trugen Haarreifen, auf denen kleine Tannenbäume leuchteten, oder auch rote Weihnachtsmann-Zipfelmützen, gehörnte Männer tanzten als Rudolph mit rot blinkenden Nasen und bunte Lichterketten dienten auch schon mal als Schals mit psychedelischer Anmutung.

Beim Schrottwichteln können die 257ers das Ordnungsprinzip nicht einhalten

Zwei Wichtel sammelten am Eingang der Halle die mitgebrachten Geschenke derjenigen Besucherinnen und Besucher ein, die dem Aufruf der 257ers zum Schrottwichteln gefolgt waren. Im Gegenzug gab es dafür eine Losnummer. Doch dieses Ordnungsprinzip ließ sich nicht durchhalten. Weil trotz der inständigen Bitte „Wirklich, ernsthaft, schwöre“, bei jeder aufgerufenen Zahl immer gleich mehrere Hände in die Höhe gingen, wurden schließlich die Geschenke unter dem begeisterten Applaus des Publikums in die Menge geworfen.

Nach dem Weihnachtslied „Holz“ ist plötzlich „Alarm“, Daniel „Shneezin“ Schneider und Mike Rohleder in Anzügen mit Norweger-Pullover-Muster, die sie selbst als Donald-Trump-Gedächtnis-Anzüge bezeichnen, zünden, von Blaulicht-Flackern angestrahlt, ihr Rap-Feuerwerk. „Alarm“ ist vom aktuellen Album „Das Ende vom Anfang“ und die Aufforderung „Arme hoch und springen!“ befolgen die Fans ohne Zögern. Kanonen, die künstlichen Rauch „verschießen“, erfordern den Einsatz von „Feuerwehrleuten“, die mit Wasserpistolen den heftig wogenden Fans eine erste Abkühlung verabreichen.

Inhaltlich werfen die 257ers Fragen auf, auf deren Antworten niemand wartet

Eindrucksvoll demonstrieren die beiden Musiker, die 2016 mit der 1Live-Krone als beste Band ausgezeichnet wurden, dass sie hinsichtlich Tempo und Flow nach wie vor zum rappenden Spitzenpersonal in Deutschland zählen. Ihre Gesangsparts sind derart eng getaktet, dass nicht einmal ein extrem dünner Butterspekulatius zwischen die Gesangseinsätze passen würde.

Inhaltlich werden mit ganz viel Augenzwinkern Fragen aufgeworfen, deren Antworten die Menschheit nicht braucht. „Warum hat der Hund mitten auf die Wiese gemacht und warum stinkt das so? Warum regst du dich darüber auf?“ heißt es in dem Exkurs zur Auslotung von Resilienz. „Ich schaffe das schon alleine“ singen die 257ers und die Fans skandieren wie ein Aufruf zur Revolution „Masturbation“.

Bei „IKEA“ wird ebenfalls nicht ganz ernsthaft die Wechselbeziehung zwischen Wohnungseinrichtung und individuellem Erfolg im Leben thematisiert. Und weil Weihnachten ist, darf eine lebende Tanne als „Knut“ zum Stagediving antreten. „Vom Saufen kriegt man Durst“ über „Eichhörnchenschweif“ bis hin zu den „Piraten“, die immer nur feiern wollen, reichte die Liste der sprechgesungenen Weihnachtslieder. Viel Feier-Kondition hat die Abschlussfeier mit den 257ers gekostet, jetzt kann Weihnachten zum Chillen kommen.