Essen. Die Zeche Zollverein kann ab sofort als Briefmarke geklebt werden. Das Motiv dazu lieferte der Essener Fotograf Jochen Tack.
Kleben und kleben lassen – diese Devise gilt auch in digitalen Zeiten, denn wer mit E-Mails oder gesichtslosen QR-Codes fremdelt, pappt weiterhin die klassische Briefmarke auf Postkarte, Brief oder Päckchen. Seit Donnerstag, 5. Januar, klappt das nach jahrelanger Pause auch mal wieder mit einem Essener Motiv, denn in der Reihe „Sehenswürdigkeiten in Deutschland“ erscheint neben der Insel Mainau für 85 Cent auch das Postwertzeichen Zeche Zollverein. Kostet 1,10 Euro. Klebenswert.
Das Motiv für das kleine Kunstwerk im Miniaturformat stammt von dem selbstständigen Rüttenscheider Fotografen Jochen Tack, der regelmäßig für die Stiftung Zollverein arbeitet und das Weltkulturerbe inzwischen bei nahezu jeder Witterung und aus allen möglichen Blickwinkeln „auf Platte gebannt“ hat. Auf das jetzt genutzte Motiv, den zur „blauen Stunde“ gewagten Blick vom Ruhrmuseum durch die Bandbrücken aufs Doppelbockgerüst, stieß aus einem Wust von Zollverein-Bildern zunächst die für die Marken-Gestaltung beauftragte Agentur. Sie nahm mit Tack Kontakt auf und bastelte das Foto am Ende in einen Rahmen, der den Umriss des Bundeslandes NRW erkennen lässt.
Das eigene Foto als Marken-Motiv – ein Ritterschlag, wenn auch kein lukrativer
Drei Millionen dieser Briefmarken werden zur Startauflage im Januar in den Verkauf gehen. Für Tack, der rund 80.000 Fotos bei diversen Fotoarchiven zur Veröffentlichung feilbietet und allein über 4500 Zollverein-Motive verfügt, die zweithöchste je erzielte Auflage eines seiner Bilder: Auf Platz 1 steht unerreicht ein anderes Zollverein-Bild, von der dortigen Eisbahn nämlich, einst bekanntgemacht durch das ADAC-Mitgliedermagazin „Motorwelt“, das sich damals dem Kulturhauptstadtjahr in Essen widmete.
Auch wenn die Briefmarke angesichts immer neuer Veröffentlichungen anderer Post-Motive an diese Auflage kaum heranreichen wird – „ich freue mich riesig darüber“, sagt Tack, Jahrgang 1962. Eine Briefmarke mitgestaltet zu haben ist zweifellos ein Ritterschlag, wenn auch kein sonderlich lukrativer: Dem Vernehmen nach nimmt sich das Honorar für die Veröffentlichung eher bescheiden aus. Zudem müssen die Autoren angesichts der überschaubaren Markengröße auch vertraglich auf jeden Anspruch auf Namensnennung verzichten.
Auch die Revier-Nachbarn aus Dortmund schaffen es aufs gezackte Papier
Das lässt sich insofern verschmerzen, als es neben der Briefmarke noch einen Ersttagsbrief geben soll – mit einem anderen Zollverein-Motiv, ebenfalls aus dem Archiv Tacks. Und bei allem Stolz der Essener, selbst an die Revier-Rivalität scheint das Bundesfinanzministerium als Herausgeber von jährlich rund 50 Sondermarken gedacht zu haben: Neben Grimms Märchen von „Hans im Glück“ und dem 125. Geburtstag von Bertolt Brecht, neben dem Superhelden Captain Marvel und dem 75. Jahrestag der Menschenrechts-Erklärung schafft es am 6. April auch Dortmund aufs gezackte Papier: In der Reihe U-Bahn-Stationen kommt die dortige Reinoldikirche zu Ehren. Für 70 Cent, Postkarten-Porto.
Und damit womöglich am Ende beliebter als die Zollverein-Briefmarke, denn der Versand von Standardbriefen kostet nur 85 Cent, ein Kompaktbrief nur einen Euro. Wozu also mit Zollverein mehr frankieren? Aber halt, der internationale Standardbrief schlägt mit exakt 1,10 Euro Porto zu Buche. Zollverein für den Rest der Welt – das ist ja auch der richtige Rahmen für ein Weltkulturerbe.
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