Altendorf. Wie wird man eigentlich Autor? Diese Frage beantworteten die Profis Sarah Jäger und Markus Behr. Was beim Werkstattgespräch sonst noch Thema war.
Was können Autoren, die selbst noch keine Senioren sind und Bücher für Jugendliche und junge Erwachsene schreiben, an Erfahrungen an ältere Menschen weitergeben? Antwort: Eine ganze Menge!
Der Literaturkreis der Altendorfer Seniorengruppe „Willst du mit mir geh‘n?“ hatte nun die Theaterpädagogin und Buchhändlerin Sarah Jäger zu Gast, die in diesem Jahr bereits ihr drittes Buch „Schnabeltier Deluxe“ veröffentlich hat. Ihr zur Seite sitzt Markus Behr. Der Deutsch- und Englischlehrer mit Kabarett-, Theater- und Hörspielambitionen nutzt wie Sarah Jäger das Werkstattgespräch, um Menschen jeden Alters zu ermutigen, selbst zur Feder zu greifen und Geschichten aus ihrem eigenen Erfahrungsfeld „zu Papier“ zu bringen. Was heutzutage eher ungewöhnlich ist, denn geschrieben wird eher am PC, Laptop oder Tablet.
Alle Romanfiguren sind reine Erfindung
Ilona Friede ist etwas skeptisch, als sie ihren Mann Werner zum Werkstattgespräch begleitet: „Was können mir Jugendbuchautoren schon sagen?, fragt sie. „Gibt es nicht auch so etwas wie Seniorenbuchautoren?“ Doch ihr Vorbehalt ist schnell verflogen. Nach einer Lesung aus ihren aktuellen Werken, stellen sich die Autoren gerne den Fragen der Zuhörer. Um den Einstieg zu erleichtern, haben sie selbst einige Fragen schriftlich vorbereitet, die sie jetzt in zufälliger Reihenfolge aus einer Schüssel ziehen.
Schnell ist das Eis gebrochen und schon bald gewährt das Autoren-Duo Einblicke in seine Arbeitsweise, plaudert aber auch über Privates. Sarah Jäger betont, dass sie in ihren Büchern keine autobiografischen Elemente verwende. Ihre Freunde und Bekannten würden zwar beim Lesen ihrer Bücher immer wieder nach Hinweisen auf wahre Begebenheiten suchen, „doch meine Romanfiguren sind rein fiktiv“. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen aus ihrem privaten oder beruflichen Umfeld vermeidet sie bewusst.
30 Verlagen das Manuskript geschickt
Auch die Protagonisten und Handlungen, die Markus Behr in seiner Arbeit präsentiert, sind reine Erfindungen, auch wenn die Hauptfigur seines Debütromans „Vaterschaftstest“ Lehrer von Beruf ist, genau wie Markus. „Das war aber eher schriftstellerische Faulheit“, sagt Behr augenzwinkernd. „Hätte ich ihm einen anderen Beruf gegeben, hätte ich mehr recherchieren müssen.“
Auf die Frage, wie man denn als Autor einen Verlag findet, der sein Buch veröffentlichen will, antwortet er pragmatisch: „Ich habe einfach 30 Verlagen mein Manuskript geschickt und einer hat angebissen.“ Ob man lieber „Feuilletonliebling“ sei oder doch eher auf der SPIEGEL-Bestsellerliste stehen würde, möchte ein Besucher wissen. „Beides wäre schön“, lautet die eher diplomatische Antwort.
Der Schlüssel zum Schreiben ist das Lesen
Doch wie sind beide eigentlich zum Schreiben gekommen? Der Schlüssel, da sind sich Sarah Jäger und Markus Behr einig, war das Lesen. Bei Markus begann das bereits im Vorschulalter. „Da ich noch nicht schreiben konnte, zeichnete ich anfangs Comic-Strips. Den Text hat dann mein Vater in die Sprechblasen geschrieben.“ Sarah Jäger hat vor ihrem ersten Roman bereits ein viel beachtetes Theaterstück geschrieben: „Ein Herz für Essen“ wurde zehn Jahre lang erfolgreich von der Studio-Bühne Essen aufgeführt.
Karl-Heinz Kukuck (77) aus Frohnhausen findet sich da schnell wieder. Der Senior liest und schreibt auch sehr gern. Einen Verlag hat er bislang leider noch nicht gefunden. Deshalb hat er gerade erst ein Buch in Eigenregie veröffentlicht und präsentiert der Runde stolz ein druckfrisches Exemplar. Die zahlreichen Anregungen der Profis nimmt er gerne mit: „Die kann ich bei meinen nächsten Aufsätzen ganz sicher gut gebrauchen.“
Auch bei Einhard Schmidt-Kallert (73) kommt das Werkstattgespräch gut an. Er lobt insbesondere den Vortragsstil der Autoren. „Man merkt, dass beide Theatererfahrung haben.“ Die Lesung anfangs hat er genossen. „Da wird mit guter Stimmmodulation Spannung erzeugt. Und in den Dialogen kommen die unterschiedlichen Charaktere deutlich zum Ausdruck.“ Der Weg aus Frohnhausen nach Schönebeck hat sich für ihn daher wirklich gelohnt.