Essen. Am Donnerstag erfasste ein Bus zwei Mädchen in Stoppenberg. Damit verunglückten in den letzten drei Wochen vier Kinder auf Essens Straßen. Wieso?
Einen Tag nach einem Unfall in Stoppenberg an der Ernestinenstraße, bei dem zwei Mädchen (sechs und neun Jahre alt) von einem Linienbus der Ruhrbahn angefahren wurden, gibt es am Freitag nur ungesicherte Erkenntnisse über den Hergang des Unglücks.
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Die beiden Schulkinder waren dem Vernehmen nach unvermittelt auf die Straße in Höhe der Kreuzung Hubertstraße auf die Fahrbahn gelaufen. Sie hatten nicht eine nahe liegende Ampelkreuzung benutzt. Der Verkehr soll dicht gewesen sein, der Fahrer des Busses der Linie 161 musste eine Vollbremsung einleiten. Nach der Kollision waren die Kinder ansprechbar, der Fahrer steht ersten Berichten zufolge unter Schock.
Vier verunglückte Kinder in drei Wochen
Durch den Unfall am Donnerstag erhöht sich die Zahl der Kinder, die in den letzten drei Wochen im Essener Stadtgebiet von einem Auto erfasst wurden, auf vier.
Am 3. November wurde ein 13-Jähriger auf der Friedrich-Ebert-Straße (nördliche Innenstadt) schwer verletzt, als ihn ein Auto anfuhr. Der Junge wollte wohl in Höhe der Haltestelle Kreuzeskirchstraße die Friedrich-Ebert-Straße überqueren – dort, wo es weder Zebrastreifen, Ampel noch Querungshilfe gibt. Der Junge schwebte lange in Lebensgefahr; am Freitag hieß es seitens der Polizei, er liege immer noch im Krankenhaus. Details über den Gesundheits-Zustand des Teenagers gibt es nicht.
Unfall-Häufung könnte an der Jahreszeit liegen
Im gesamten vergangenen Jahr gab es 19 schwer verletzte Kinder im Essener Straßenverkehr. „Schwer verletzt“ bezeichnet man ein Unfallopfer dann, wenn es nach dem Unfall in ein Krankenhaus eingeliefert wird. Lebensgefahr ist für diese Kategorisierung keine Voraussetzung.
Woran die derzeitige Häufung der Kinder-Unfälle liegt, darüber kann man nur spekulieren. Ob es sich um ein jahreszeitliches Phänomen handelt, weil es jetzt morgens bedeutend später hell und abends früher wieder dunkel wird, bleibt dahingestellt.
Expertin: Wegen Corona ist Verkehrserziehung ausgeblieben
„Alle Unfälle in der letzten Zeit fanden bei normalem Tageslicht statt“, gibt Maria Brendel-Sperling zu bedenken, die als Sicherheits-Fahrtrainerin bei der Verkehrswacht Essen arbeitet. Sie mutmaßt, dass in den vergangenen zweieinhalb Jahren – den Zeiten der Corona-Pandemie mit entsprechenden Schulschließungen – die Verkehrserziehung gelitten habe und sich deshalb jetzt viele Kinder nicht mehr regelkonform im Straßenverkehr bewegen würden.
„Die Verkehrswacht hat trotz Corona alle Maßnahmen fortgesetzt“, betont Maria Brendel-Sperling. „Doch wenn wegen der Schulschließungen die Eltern mit den Kindern die Wege nicht eingeübt haben, könnte das jetzt eine Folge sein.“ Sie appelliert dringend an alle Väter und Mütter vor allem von Grundschulkindern, die Wege gemeinsam abzugehen und die Kinder dazu anzuhalten, ausschließlich Ampeln, Zebrastreifen und Querungshilfen (in der Regel sind das Mittel-Inseln) zu benutzen, um Straßen zu überqueren.
Ein Busfahrer berichtet von weiteren gefährlichen Stellen
Dass Kinder und Jugendliche unachtsam die Straße überqueren, um einen Bus noch zu erreichen, sei an vielen Stellen im Stadtgebiet die Regel, berichtet ein Busfahrer der Ruhrbahn, der sich nach der Veröffentlichung unserer Redaktion anonym meldete: „In Rüttenscheid an der Haltestelle Karolinenstraße kommt es täglich zu gefährlichen Szenen“, hat der Busfahrer beobachtet.
Dort, wo zwei Gymnasien und eine Realschule in der Nähe sind, würden Kinder und Jugendliche regelmäßig die vierspurige Müller-Breslau-Straße überqueren. Einen Zaun zwischen den Fahrspuren, wie mehrere hundert Meter weiter westlich in Richtung Rüttenscheid an der Haltestelle Paulinenstraße gebe es dort nicht. „Wir Busfahrer sind an den Haltestellen in der Nähe von Schulen täglich besonders gefordert“, berichtet der Fahrer.