Essen. Aus fürs Polizeipräsidium an der Büscherstraße ist besiegelt. Am Freitag unterzeichnete die Behörde einen neuen Mietvertrag mit der Demire AG.

Die Zeit für das altehrwürdige Präsidium als zentrale Adresse der Polizei Essen an der Büscherstraße in Rüttenscheid läuft ab - die Behörde hat einen neuen Standort gefunden: In den ehemaligen Räumen von Thyssen-Krupp im Büropark Bredeney an der Theodor-Althoff-Straße 39-47, direkt gegenüber der Polizeiinspektion Süd, die bereits vor über zwei Jahren in die ehemalige Karstadt-Hauptverwaltung umgezogen ist,

Dort werden sie ab 2026 und für das nächste Vierteljahrhundert alle unterkommen, die Abteilungen mit 800 Mitarbeitern, für die in dem historischen Bau nach Angaben der Behördenleitung nicht mehr genug Platz war: das Gewahrsam, die Leitstelle und die anderen Rüttenscheider Dienststellen wie die Direktionen Kriminalität, Verkehr und Gefahrenabwehr/Einsatz. Umziehen nach Essen wird auch der Staatsschutz, der zur Zeit in Mülheim verortet ist.

„Auf die Bedarfe einer modernen Polizei abgestimmt“

„Wir verlassen mit Wehmut ein historisches Gebäude, bekommen dafür aber eine tolle, funktional hochwertige Liegenschaft in solider Bauweise, die exakt auf die Bedarfe einer modernen Polizei abgestimmt ist“, sagte der Leitende Polizeidirektor Detlef Köbbel bei der Vertragsunterzeichnung am Freitagmittag.

Das Land Nordrhein-Westfalen vertreten durch die Polizei Essen hat mit dem Eigentümer, der „Demire Deutsche Mittelstand Real Estate AG“, den Mietvertrag für insgesamt 24.000 Quadratmeter abgeschlossen.

Neu entstehen wird dort eine Kriminaltechnische Untersuchungsstelle mit 700 Quadratmetern Laborfläche plus einer Halle, in der sichergestellte Fahrzeuge auf Spuren untersucht werden können.

Nagelneues Polizeigewahrsam mit knapp 30 Zellen

500 weitere Quadratmeter beansprucht ein nagelneues Gewahrsam mit knapp 30 Zellen und einer Sicherheitsschleuse, die groß genug für Einsatzfahrzeuge ist.

Gekrönt, so die Polizei, wird das neue Präsidium von einer Leitstelle, die auf rund 500 Quadratmetern Platz im obersten Geschoss des Büroparks gebaut wird - in dreieinhalb Metern Höhe überdacht von einem Glaskubus, in den ein weithin sichtbares NRW-Landeswappen geätzt ist.

Es steht Polizei drauf, es ist aber bald keine mehr drin: Das Präsidium an der Büscherstraße 2-6 sieht einer ungewissen Zukunft entgegen.
Es steht Polizei drauf, es ist aber bald keine mehr drin: Das Präsidium an der Büscherstraße 2-6 sieht einer ungewissen Zukunft entgegen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Wie die Demire AG am Freitag mitteilte, werde die Immobilie im insgesamt 45.600 Quadratmeter großen Büropark Bredeney entkernt, umfassend saniert und dabei energetisch auf einen hohen Standard gebracht, unter anderem durch den Einbau von Wärmepumpen und einer Photovoltaikanlage.

Schon jetzt sei klar, dass die Betriebskosten am neuen Standort merklich niedriger ausfallen werden, heißt es bei der Polizei.

Die Fassade soll eine „städtebauliche Landmarke“ werden

Doch nicht nur in Sachen Nachhaltigkeit werde die Liegenschaft was hermachen. Auch der Fassade eilt schon jetzt ein Ruf voraus: Ihre Neugestaltung setze eine städtebauliche Landmarke in exponierter Lage des Stadtteils, ist der Eigentümer überzeugt.

Permanente Platzprobleme, zu wenige Parkplätze, Büros als Umkleiden, überhitzte ungedämmte Räume, in denen nicht nur die Belegschaft, sondern auch die Computer schlapp machen, fehlende Barrierefreiheit und ein Gewahrsam, das trotz einer seit sieben Jahren andauernden Sanierung und nunmehr fehlinvestierten Millionenbeträgen bis heute nicht fertiggestellt ist - die Liste der Mängel in dem über 100 Jahre alten Bau an der Büscherstraße ist lang.

Der Bau sieht nun einer ungewissen Zukunft entgegen

Zu lang für eine zeitgemäße und modernen Polizeiliegenschaft, befanden Innenministerium und Behördenleitung und stellten vor diesem Hintergrund alle Bedenken hintan, den Standort allein schon aus historischer Verantwortung nicht aufgeben zu können. Kritik an dieser Haltung wurde durchaus laut, beachtet wurde sie kaum.

Das historische und denkmalgeschützte Gebäude an der Büscherstraße sieht nun einer ungewissen Zukunft entgegen. Wer es künftig nutzen wird, ist unklar. In einem ersten Schritt wird der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) die möglichen Mieterinteressen von Landeseinrichtungen abfragen müssen. Erst wenn die abwinken, kann die Immobilie in die öffentliche Vermarktung gehen.