Essen. Corona hat den Auftritt von Torsten Sträter in Essen lange hinausgezögert. In der Lichtburg gab’s dafür nun ein dreistündiges Pointen-Feuerwerk.

„Torsten“, hat Vater Sträter vor vielen Jahren gesagt: „Man kann mal einen Scherz machen, aber nicht immer.“ „Doch“, hat der kleine Torsten schon damals gedacht. Und jetzt, wo er endlich wieder so richtig auf die Bühne darf, nach Corona-Lockdown und zigfacher Verschiebung seiner Tourtermine, will er auch gar nicht mehr aufhören mit dem Scherzemachen. Über drei Stunden dauert denn auch der vom Stratmanns-Theater in die große Essener Lichtburg verlegte Auftritt mit „Schnee, der auf Ceran fällt“.

Die Pandemie ist im Programm von Torsten Sträter noch ein Thema

Das Programm ist schon 2019 entstanden. Anhören konnte es lange niemand, außer den wenigen Fans, die Sträter schon im Sommer 2020 bei seinen Autokino-Aufritten beglückte. Nun sind auch die dran, die so lange warten mussten, „dass manche noch Karten mit D-Mark-Preis haben“ , juxt der Waltroper. Und will einfach nur spielen. Als Zugabe hat er sogar noch einen Gast mitgebracht: David Kebekus.

Corona, so scheint es an diesem Abend in der voll besetzten Lichtburg mit einer Handvoll FFP-Maskenträgern, scheint im Alltag der meisten Zuhörer dabei fast schon eine Randerscheinung. Bei Sträter aber erfährt die Pandemie noch mal eine humoristische Nachbehandlung. Lassen sich im Rückblick doch ebenso lust- wie leidvolle Horror-Geschichten erzählen von wundgeklappten Masken-Ohren, die Sträter mit einem „Mayonnaise-Eimer voller Bepanthensalbe“ behandeln musste, bis zur existenziellen Frage, ob Corona womöglich ewig daure und „ich noch richtig arbeiten muss“.

In der Pause holt sich Sträter am Imbissstand gegenüber schnell noch ein Crêpe

Nun, Sträter ist alles andere als ein Faulpelz im Spaßmacher-Business. Die Fernsehnation kennt den passionierten Mützenträger nicht nur als famosen Vorleser bei Dieter Nuhr, sondern auch als Moderator eines eigenen Comedy-Talk-Formats. Dass Sträter, dieser unschlagbare Ausschmückungs- und Übertreibungskünstler, außerdem noch einer mit Interesse am „echten Leben“ ist, sieht man in der Pause, wenn sich der 56-Jährige am Imbissstand gegenüber schnell noch für ein Crêpe mit dazugehörigem Publikumsplausch anstellt.

Die Themen gehen ihm ja einfach nicht aus, diesem verwegenen Themen-Hütchenspieler, der Fäden kappt und viele Wortschleifen später doch wieder an der Ursprungserzählung anknüpft. Und der trotz aller rhetorischen Slalom-Kurven im galanten Schwung irgendwann wieder auf die Programm-Piste zurückfindet, um den Zieleinlauf noch mit einer weiteren Pointe hinauszuzögern.

Es geht um alles: Genderdebatte, Silvesterböller und Hämorrhoiden

Irgendwo zwischen Olaf Scholz’ Hamburger Hafen-Deal mit den Chinesen und Hämorrhoiden, zwischen Genderdebatte und Autobahn-Rastplatz-Notdurft, Silvesterböllern und schrägen Redewendungen findet sich immer noch ein Gag, der das Publikum zu Lachsalven hinreißt. Für mehr als 1000 glückliche Lichtburg-Gäste war es an diesem Abend jedenfalls nicht ein Scherz zu viel.