Essen-Südostviertel. Das Team des Storp9 aus dem Essener Südostviertel erhält den Solidaritätspreis. Was die Angebote dort so besonders macht.

Der Essener Solidaritätspreis 2022 geht an das Bürgerbegegnungszentrum Storp9 im Südostviertel. Der mit 2500 Euro dotierte Preis geht auf eine Initiative der Novitas BKK zurück. Seit 2014 ist die Thyssenkrupp AG Preisstifter. Bei der feierlichen Verleihung auf Schloss Landsberg am Rande Kettwigs bezeichnete der Essener Bürgermeister Rudolf Jelinek diese als „Anerkennung für diejenigen, die Gemeinschaft stärken und menschlich gestalten“.

Das Storp9 stelle in einem „nicht unbedingt auf Rosen gebetteten Stadtteil“ ein vielfältiges Programm für alle Altersgruppen auf die Beine. Für Jurymitglied Kirsten Budde aus dem Vorstand der Novitas BKK ist der nun zum 17. Mal vergebene Preis eine Herzensangelegenheit: „Wie sich Storp9 für die Schwächeren dieser Gesellschaft einsetzt, macht Mut. Solidarität ist kein Museumsstück, Solidarität hat Zukunft“, sagte sie.

Storp9 setzt sich für die Menschen im Essener Südostviertel ein

Kerstin Ney von Thyssenkrupp Automotive überreichte den Preis: „In Zeiten wie diesen ist Solidarität von noch größerer Bedeutung. Das Südostviertel ist der Stadtteil mit der höchsten Bevölkerungsdichte, einem der höchsten Migrantenanteile und einer der höchsten Arbeitslosenquoten. Aber am Storp9 habe ich nichts von einem Problemviertel gefühlt.“ Das Haus sei das gute Herz des Stadtteils.

Storp9-Leiterin Josephine Bialas holte zur Preisverleihung ihre Mitstreiter nach vorne mit den Worten: „Das Storp seid ihr.“ Die Diplom-Sozialpädagogin musste erst einmal Luft holen: „Ich bin überwältigt. Mir ist ganz schwindlig. Der Preis ist eine große Ehre für uns. Aber wir machen doch nur unsere Arbeit.“ Seit sieben Jahren leite sie das „bunte Haus an der Ecke Oberschlesienstraße“ und sei für jeden Tag dankbar.

In der Vergangenheit war es immer wieder zu Nachbarschaftskonflikten gekommen. Arabischsprachige Migranten blieben in ganzen Straßenzügen unter sich. Da entwickelten vor gut 20 Jahren Pater Christoph Hoettges und Karla Brennecke-Roos von der Bürgerinitiative Südostviertel gemeinsam mit im Viertel lebenden freischaffenden Künstlern Konzepte für „Kunst als Motor und Antreiber der Entwicklung des Stadtteils“ und „Für die Nachbarn und mit den Nachbarn“. Anfänglich war der Treffpunkt eine 40 Quadratmeter-Wohnung, später stellte Allbau ein ganzes Haus zur Verfügung.

Kinder sollen im Stadtteil ihr Zuhause sehen

Das Storp9 versteht sich als zentrale Stelle für Information, Beratung und Begegnung im Viertel, organisiert auch Veranstaltungen und Projekte wie ein Repair-Café, Sommer- und Nikolausfeste. Die Räumlichkeiten können außerhalb der Angebotszeiten durch Arbeitskreise, Verbände, Initiativen oder Vereine kostenfrei genutzt werden. Bei „Hallo Nachbar“ träfen sich die Menschen, stellten ihre Kultur vor und ihre Küche, so Josephine Bialas: „Bei landestypischen Speisen und Getränken wird man neugierig aufeinander.“

Für „Der grüne Daumen“ kommen 200 Kinder aus dem Südostviertel zusammen und pflanzen Blumen ein. In Street-Art-Aktionen bemalen junge Künstler Mauern mit ihren Botschaften: „Wir geben den Kindern so eine Stimme.“ Wenn über 30 Kinder bei „Korallenriff“ ihr Sozialverhalten stärken, weiß Bialas: „Diese Kinder betrachten das Storp9 als ihr zweites Zuhause.“ Die Arbeit lohne sich, „wenn die Kinder ihr Stadtviertel als Zuhause annehmen“.

Der Solidaritätspreis 2021 war an die Handballabteilung des ETB Schwarz-Weiß Essen für ihre Special Olympics-Mannschaft gegangen. Trainer Klaus Laß berichtete, was mit dem Preisgeld ermöglicht wurde: „Wir sind nach Berlin zur Deutschen Meisterschaft gefahren und haben dort zum dritten Mal Gold geholt.“ Seine elf Handballer seien geistig, oft auch mehrfach behindert, und zumeist Hartz-IV-Empfänger: „Menschen, die am Leben wenig teilhaben. Da war Berlin ein Highlight für sie.“

  • Im Storp9 sind mehrere Kooperationspartner vereint: Bürgerinitiative Südostviertel, Allbau, katholische Kirchengemeinde Heilig Kreuz, Caritas-SkF-Essen, Jugendhilfe Essen, Verein für Kinder- und Jugendarbeit Ruhrgebiet, soziale Dienste des Jugendamtes der Stadt Essen und der Verein „Storp“.
  • Das Bürgerbegegnungszentrum an der Storpstraße 9 öffnet montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr und ist telefonisch unter 0201 83 98 796 oder info@storp9.de zu erreichen.
  • Weitere Informationen können unter www.storp9.de eingeholt werden.