Essen. Es ist ein witziges Buch über eine fußballverrückte Mission: Zwei Essener Fußball-Enthusiasten wollen 2033 nach Wembley zum „F.A. Cup Final“.

König Fußball schreibt seit jeher die unglaublichsten Geschichten. Meistens handeln sie von Stars, Sensationen und Superlativen. Von Fußballgöttern wie Maradona und Messi, vom Kaiser oder von WM-Helden wie Helmut Rahn aus Essen. Die beiden Essener Thomas Siepmann und Fred Bothen haben jetzt ein ganz neues Kapitel Fußballgeschichte geschrieben. Als „Cuptraveller“, auf Deutsch „Pokalreisende“, setzen sie den absoluten Fußball-Nobodys der Welt ein originelles, literarisches Denkmal. „Fuckin’ Hell! You Have Bundesliga!“ heißt ihr reichbebilderter Reportagen-Band, der sie im Laufe von neun Jahren zu den entlegensten Pokal-Endspielen des Fußball-Kosmos führte.

Zum Beispiel zum „Cup Final“ nach Irland, ihrer ersten Station, wo 2013 Drogheda United und die Sligo Rovers aufeinandertreffen. Namen, die klingen wie Hintertupfingen. Obwohl geografisch so nah am Mutterland des Fußballs, lieben die Iren ganz andere Sportarten, allen voran Rugby und Hurling. „Fußball interessiert da nur die Allerwenigsten“, schreiben sie.

„Schwitzende, in sich verkeilte, dampfende Männerleiber“ in Irland

In der „11 Freunde Bar“ haben die „Cuptraveller“ Thomas Siepmann und Fred Bothen ihren Reportagenband „Fuckin’ Hell! You Have Bundesliga“ vorgestellt.
In der „11 Freunde Bar“ haben die „Cuptraveller“ Thomas Siepmann und Fred Bothen ihren Reportagenband „Fuckin’ Hell! You Have Bundesliga“ vorgestellt. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Nach dem Genuss des Nationalgerichts Irish Stew im Hotel erblicken sie beim Verdauungsspaziergang am Novemberabend zufällig denn auch „schwitzende, in sich verkeilte, dampfende Männerleiber“ und vernehmen im Rugby-Stadion die „besondere Melange aus Pils, Pommes und Pisse“.

Als der verdutzte Taxifahrer in Dublin erfährt, dass die beiden Essener sich tatsächlich das irische Pokalfinale zwischen zwei besseren Dorfmannschaften anschauen wollen, entfährt ihm spontan der Satz, der dem Buch den Titel gibt: „Verdammte Hölle, Ihr habt doch die Bundesliga!“. Für die Statistik: Die Rovers haben durch ein Tor in der Nachspielzeit 3:2 gewonnen.

Thomas Siepmann ist Gründer der „11 Freunde Bar“, Rot-Weiss Essen-Fan, Inhaber der Kommunikationsagentur TAS Emotional Marketing und Veranstalter mehrerer WM-Public Viewings seit 2006. Fred Bothen, Inhaber einer Digitalagentur, ist leidenschaftlicher Handballer, sein Herz schlägt für St. Pauli.

Dass der Ball und das Bier zwei Seiten einer Medaille sind, verschweigen die Autoren keineswegs. Ob vor, während und nach den Spielen, Bier fließt bei ihren Final-Trips immer. Auch das Konzept haben die Cuptraveller nach einer launigen Nacht in Rüttenscheid entwickelt.

Ziel der verrückten Mission: Das „F.A. Cup Final“ im Londoner Wembleystadion 2033

Ihre verrückte Mission: Um sich als Zuschauer für das wohl berühmteste Pokalendspiel der Welt, das „F.A. Cup Final“ im Londoner Wembleystadion im Jahr 2033, zu qualifizieren, haben sie sich vorgenommen, 20 Pokalendspiele auf diesem Planeten hautnah zu erleben. Also das „Eesti jalgpallikkarikas“ in Estland oder den „Crnogorski fubbalski kup“ in Montenegro. Sie waren in Tiflis und Andorra, in Liechtenstein und auf den Färöer, in Georgien und Luxemburg.

Wie es sich für fanatische Fußballtouristen gehört, schnüren die Cuptraveller für jedes Endspiel-Abenteuer ein anspruchsvolles Erlebnispaket. Dazu gehört, den jeweiligen Rasen zu betreten, Foto-Beweismaterial mitzubringen mit Spielern, Trainern und Präsidenten des jeweiligen Verbands, in einem Sterne-Restaurant zu essen, eine Runde Golf zu spielen und „das Nachtleben, soweit eines existiert, einer Prüfung zu unterziehen“. Später wurden die unglaublichen Fußball-Abenteuer um die „Königsdisziplin“ erweitert: „die Hand am Pott“.

Am Rande des Fußball-Pokalendspiels in Georgien 2019 treffen die beiden Essener den früheren Schalke-Star und jetzigen georgischen Verbandspräsidenten Lewan Kobiashvili. Auf den Trikots mit den Rückennummern 10 und 9 nennen sie sich augenzwinkernd „Siepmannvili“ und „Bothenvili“. Zum Spiel: FC Saburtalo Tiflis besiegt FC Lokomotive Tiflis vor 4.500 Zuschauern mit 3:1.
Am Rande des Fußball-Pokalendspiels in Georgien 2019 treffen die beiden Essener den früheren Schalke-Star und jetzigen georgischen Verbandspräsidenten Lewan Kobiashvili. Auf den Trikots mit den Rückennummern 10 und 9 nennen sie sich augenzwinkernd „Siepmannvili“ und „Bothenvili“. Zum Spiel: FC Saburtalo Tiflis besiegt FC Lokomotive Tiflis vor 4.500 Zuschauern mit 3:1. © TAS

Mit der Hand am Pott zeigt sich im Buch auch Manni Breuckmann, der das Vorwort geschrieben hat. Die Reporterlegende schwärmt vom „süffig geschriebenen und höchst amüsanten Werk“ und gesteht gerne, sich bei den „bereichernden Blicken in fremde (Fußball-)Kulturen und vom Austausch mit vollkommen anders gestrickten Menschen“ bestens unterhalten zu haben.

Das im Eigenverlag herausgegebene Buch (22 Euro, 172 Seiten) ist erhältlich im Geschäft „The Poodles Core“ (Rüttenscheider Straße 177) und über die Plattform manufakt.ruhr bestellbar.

Weil auf dem anstrengenden Weg nach Wembley noch zehn Jahre vergehen werden, dürfen sich Fans der Cuptraveller auf die zweite Halbzeit und Band zwei freuen.

Thomas Siepmann liest diesen Freitag (4. November) um 18 Uhr in der „11 Freunde Bar“ (Kunigundastraße 27). Eintritt frei.