Essen-Schönebeck. 64.000 Tonnen an Boden wurden an der Aktienstraße abtransportiert. So soll der Deichmann-Campus aussehen. Exklusive Einblicke von der Baustelle.
Sie ist zurzeit eine der größten Baugruben in Essen. Wobei Baugrube ein wenig untertrieben ist, wenn vom neuen Campus von Deichmann in Schönebeck die Rede ist. Der Startschuss für die mehrjährige Baumaßnahme fiel Anfang des Jahres. Bagger leisteten seitdem ganze Arbeit. Das Gebäude des einstigen Edeka und der dazugehörige Parkplatz sind dem Erdboden gleichgemacht worden.
Der Firmengründer Heinrich Deichmann würde heutzutage seinen Augen nicht trauen. In Borbeck betrieb er ab 1913 einen kleinen Schumacherladen. Der Kontrast kann nun kaum größer sein. Vom Bürgersteig der Aktienstraße aus bietet sich dem Fußgänger ein imposanter Anblick. „Wir haben hier einen Bodenaushub von 64.000 Tonnen“, erklärt Projektleiter Bernd Graber. „Das entspricht 55 Doppelhaushälften.“ Zwei Tiefgaragen auf zwei Ebenen soll das neue fünfgeschossige Gebäude von Deichmann haben.
Dazu noch ein drittes Untergeschoss für die Gebäudetechnik. Deshalb ist die Baugrube an einigen Stellen zwischen 12 und 18 Metern tief. „Wir sind im Zeitplan“, sagt Bernd Graber. Im November wolle man mit den Rohbauarbeiten beginnen. Ende 2024, Anfang 2025 soll der Firmencampus mit der markanten Glasfassade bezugsfertig sein. Auf die Frage, wie hoch die Investitionen sind, hält sich das Unternehmen bedeckt und gibt keine Auskunft.
Der Haupteingang des Neubaus wird an der Aktienstraße sein. Dadurch soll das umliegende Wohnquartier verkehrstechnisch entlastet werden, heißt es von Deichmann. Aus diesem Grund wird die Verkehrsführung künftig über den Deichmannweg erfolgen. Europas größter Schuh-Einzelhändler setzt beim Neubau auf zeitgemäße und nachhaltige Energieversorgung. Das neue Gebäude wird mit einem Geothermie-System inklusive Wärmepumpe ausgestattet. „Wir heizen und kühlen das Gebäude mit dem System“, sagt der Projektleiter. Dieses Verfahren wird bereits am Deichmann-Gebäude nahe des Hellweg-Baumarktes umgesetzt.
Um die Erdwärme in Zukunft nutzen zu können, mussten auf der Fläche der Baugrube insgesamt 63 Löcher mit einer Tiefe von 100 Metern gebohrt werden. Ergänzend dazu wird eine Photovoltaikanlage auf dem Dach für zusätzliche Stromerzeugung installiert, und das Flachdach wird begrünt. Insgesamt beträgt die Nutzfläche des Neubaus 6980 Quadratmeter. Auch auf den bestehenden Deichmann-Gebäuden an der Aktienstraße werden in Frage kommende Dachflächen geprüft, ob sie mit einer Photovoltaikanlage versehen werden können.
In Zeiten von Homeoffice und andernorts teils leerer Bürogebäude macht für das Unternehmen eine Erweiterung des Firmensitzes mit mehr Büroräumen dennoch Sinn. „Das mobile Arbeiten von Zuhause ist nur eine Seite der Medaille“, sagt Unternehmenssprecher Christian Hinkel. Auch wenn die Mitarbeiter am Firmensitz arbeiten, wolle man ihnen einen attraktiven und modernen Arbeitsplatz bieten. Parallel zum Umbau werden deshalb auch die angrenzenden Firmengebäude umgebaut. Geplant sind „Open-Space-Räume“, vergleichbar mit Großraumbüros, und „zeitgemäße Team- und Konferenzbereiche“.
Für eine angenehme Atmosphäre soll zudem die geplante Parkanlage sorgen. Am Außengelände des Neubaus werden „großzügige Grünflächen und Ruhebereiche gestaltet“, so Deichmann. Fußwege auf dem Areal sollen öffentlich zugänglich bleiben. Wie das Unternehmen mitteilt, soll der vorhandene Baumbestand weitgehend erhalten bleiben oder durch Neupflanzungen gemäß der Baumschutzsatzung kompensiert werden.
Zahlen zu Deichmann
Nach eigenen Angaben arbeiten rund 15.000 Mitarbeiter in Deutschland für die Deichmann SE in 1.400 Filialen (Stand: 31. Dezember 2021) sowie in der Verwaltung und in mehreren Zentrallagern für die Verteilung der Schuhe (Distributionszentren).
Weltweit verkaufte das Unternehmen im vergangenen Jahr rund 160 Millionen Paar Schuhe in insgesamt 4.300 Filialen. Deichmann ist in 31 Ländern weltweit aktiv und beschäftigt mehr als 42.000 Mitarbeiter.
Das Geschäft in Deutschland macht 36 Prozent des Umsatzes aus und liegt bei 1,9 Milliarden Euro. Rund 58 Millionen Paar Schuhe gingen 2021 über die Ladentheke in Deutschland oder wurden online verkauft.