Essen. Nach dem Scheitern der Pläne für ein Bürgerrathaus mahnt die Personalvertretung eine zügig zu realisierende Alternative an. Was der OB dazu sagt.
Der Personalrat der Stadt Essen dringt darauf, möglichst schnell mit den Planungen für eine Alternative zum ursprünglich geplanten „Bürgerrathaus“ zu beginnen. „Wir wollen schließlich ein attraktiver Arbeitgeber sein“, sagte Kai-Uwe Gaida, Vorsitzender der Beschäftigtenvertretung im Gespräch mit der Redaktion.
Wie berichtet, hat die Stadt die Planungen für einen 14 Stockwerke hohen Büroturm an der Steeler Straße angesichts explodierender Baukosten gestoppt. Die Wirtschaftlichkeit des Projektes wäre nach Einschätzung der städtischen Grundstücksverwaltung bei zu erwartenden Kosten von 230 Millionen nicht mehr gegeben gewesen. Oberbürgermeister Thomas Kufen zog deshalb die Reißleine, der Rat der Stadt schloss sich an. Die offenkundig geringe Akzeptanz des architektonischen Entwurfs bei den Bürgern mag dabei auch eine Rolle gespielt haben.
Der Personalrat zeigt dafür vollstes Verständnis angesichts „unkalkulierbarer Kosten“, so Gaida. Die Folge wäre eine hohe Zinsbelastung für den städtischen Haushalt gewesen, womöglich sogar eine drohende Überschuldung. Eine solche hätte auch Folgen für die Beschäftigten. Dass Auszubildende nicht übernommen werden und Kollegen nicht mehr befördert, das wolle er nicht noch einmal erleben, betont Gaida.
Der Abriss des alten Hauptbades an der Steeler Straße und des benachbarten früheren Jobcenters (ursprünglich Gesundheitsamt) an der Bernestraße geht derweil weiter. Statt des Bürgerrathauses soll dort ein Verwaltungscampus entstehen. Die Planungen stehen ganz am Anfang. Zuviel Zeit, warnt Gaida, dürfe die Stadt dabei nicht verlieren.
OB schließt eine Brache aus und will auf jeden Fall bauen
OB Kufen erklärte am Dienstag (26. 10.) auf Anfrage, dass die Überlegungen für eine Ersatzplanung bereits liefen. „Wir werden da ein Gebäude für weniger Geld bauen, eine Brache schließe ich aus.“ Man habe schließlich 160 Millionen Euro im Haushalt, dafür ließe sich schon etwas bauen, das sowohl für die Bürger als auch die Beschäftigten einen Fortschritt darstelle. Angestrebt werde ein Gebäude, „das städtebaulich bei Bürgern mehr Akzeptanz findet“, so der OB. Ein Hochhaus werde dies also wohl nicht mehr sein. Kufen sagte allerdings auch: „Das geht zulasten der Wirtschaftlichkeit.“
„Der schlechteste Deal wäre, wir verkaufen das Grundstück, ein anderer baut dort, und wir ziehen zur Miete ein“, so Kufen. Deshalb schließe er dies aus. Mit dem Bürgerrathaus sei schließlich auch die Absicht verbunden gewesen, dass städtische Dienststellen rauskönnen aus angemieteten Gebäuden, die baulich oft in keinem zeitgemäßen Zustand sind. Dabei bleibe es.
Mittlerweile buhlt die Stadtverwaltung um kluge Köpfe, als Arbeitgeber stehe die Stadtverwaltung in Konkurrenz zu anderen, die ebenfalls dringend Fachkräfte suchten. Personalratschef Kai-Uwe Gaida erinnert auch deshalb daran, dass den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit dem Bau des Bürgerrathauses moderne und attraktive Arbeitsplätze in Aussicht gestellt worden waren. Gaida spricht von einer Kombination aus „Desk-Sharing und Homeoffice“, statt Büros waren offene und großzügige Arbeitsbereiche vorgesehen.
Kufen: Das Gebäude wird nur noch 400 bis 600 städtischen Beschäftigten Platz bieten
Rund 1300 Beschäftigte verschiedener Dienststellen hätten in den Neubau umziehen sollen. Das Amt für Soziales und Wohnen, das Einwohneramt, das Jugendamt und das Jobcenter sollten das Gebäude nutzen. Die Verwaltung rechnete mit 1000 Besuchern pro Tag. In solchen Größenordnungen, betont Kufen, könne nun nicht mehr geplant werden. „Es werden dort weniger Mitarbeiter untergebracht, vielleicht noch 400 bis 600.“ Das sei aber machbar, wie die Homeoffice-Erfahrungen in der Pandemiezeit gezeigt hätten.
Dennoch bleiben die städtischen Einrichtungen nun vermutlich länger als geplant erst einmal da, wo sie sind. Die Stadt hat zudem die ehemalige Krupp-Hauptverwaltung erworben. Sie wird für die Zwecke der Stadtverwaltung umgebaut.