Essen-Bredeney. Eine Liebesgeschichte ist der Grundstein der Südtiroler Stuben am Essener Baldeneysee. Wie der Familienbetrieb durch die Krise kommt.
Für Urlaubsgefühle am Baldeneysee will das Team der Südtiroler Stuben sorgen: Seit 32 Jahren gibt es das Restaurant in Essen. Catrin Linowsky und Roman Pichler leiten den Familienbetrieb in zweiter Generation. Ihre Familie hat nicht nur zu Südtirol, sondern auch zu einer anderen Region Italiens eine besondere Verbindung: Die Liebesgeschichte der Eltern begann an der Adria, nahe Venedig.
Dort verguckte sich 1967 ein italienischer Kellner in einen „deutschen Backfisch“, blieb hartnäckig dran, stand ein Jahr später plötzlich vor ihrer Tür und blieb. Peter Pichler aus Südtirol heiratete seine Angelika. Die Kinder Roman und Catrin erinnern sich: „Unsere Eltern hatten dann eine klitzekleine Pizzeria in Duisburg, mit gerade einmal acht Plätzen.“ Dann kauften die Pichlers das in die Jahre gekommene Haus Dannenberg, bauten kräftig um und wussten sofort, wie ihr Lokal heißen sollte: „Südtiroler Stuben, was sonst?“
Auf der Speisekarte finden sich Südtiroler Spezialitäten wie Frittatensuppe, Kaiserschmarrn und das Brotzeitbrettl mit Bauernspeck, Kaminwurzen, Bergkäse und Bergsteigerbrot. Beliebt sind auch Schnitzel und Schweinshaxe. Der Apfelstrudel wird hier noch traditionell gerollt. Die hausgemachten Schlutzkrapfen, eine Nudelspezialität aus Südtirol, ähneln Ravioli.
Südtiroler Stuben in Essen setzen auf Gemütlichkeit und Hausmannskost
Seit 2003 schmeißt der Nachwuchs den Laden: Roman Pichler hat seine gastronomische Ausbildung im Hotel Sheraton absolviert, Schwester Catrin im Berliner Hotel Adlon. Vor zwei Jahren habe sich ihr Vater Peter noch einmal an den Herd gestellt: „Es gab Hausmannskost, dann haben wir mit den Eltern auf 30 Jahre Südtiroler Stuben angestoßen.“ Mittlerweile ist auch die dritte Generation an Bord, drei der fünf Enkelkinder packen im Service und hinter der Theke mit an. „In diesem Jahr finden bei uns sehr viele Veranstaltungen statt, die wegen Corona verschoben wurden“, berichten die Geschwister.
In der kalten Jahreszeit stehen das Gänseessen und das Eisstockschießen auf dem Programm. Dazu würde Catrin Linowsky einen „Bombadino“ empfehlen: „Das ist warmer Eierlikör mit Rum und Sahnehäubchen.“ Im Januar und Februar schließen die Pforten, Zeit für Renovierungen: „Dann nehmen wir traditionell den Pinsel in die Hand oder auch schon mal den Vorschlaghammer. Im Laufe der Jahre haben wir alles modernisiert. Es gibt immer was zu tun.“
Sorge angesichts steigender Energiekosten und Lebensmittelpreise
Inzwischen gibt es Photovoltaik auf dem Dach, einen Hotelbetrieb mit sechs Doppelzimmern und einem Familienzimmer. Die Pandemie habe man gut überstanden, sagt Catrin Linowsky: „Als wir im März wieder öffnen durften, war sofort schönes Wetter.“ Das kam dem Ausflugslokal zugute. Jetzt gibt es neue Herausforderungen. „Die Energiepreise stimmen schon nachdenklich“, sagt Roman Pichler. Die steigenden Lebensmittelpreise ebenfalls.
Schlimmer noch sei der leer gefegte Arbeitsmarkt: „Gute Köche sind sehr schwer zu finden. Beim Servicepersonal sieht es nicht viel besser aus. Wir bilden auch aus, nur hat sich in diesem Jahr niemand bei uns beworben.“ Viele Altgediente sind den Stuben seit Langem treu. So wurde im vergangenen Jahr ein Kellner in den Ruhestand verabschiedet, der seit 1990 dabei war, sagt Catrin Linowsky: „Unser Küchenchef ist auch schon 14 Jahre an Bord. Wir haben tolle Leute an unserer Seite, die gerne zur Arbeit kommen. Die mit uns eine echt anstrengende Saison gewuppt haben.“